Sehenswertes – Spaziergang durch Französisch Buchholz

Schlösschen Friedrich Nicolai weist in seiner „Beschreibung der königlichen Residenzstadt Berlin“ von 1786 darauf hin, dass es vor dem Prenzlauer Tore das Dorf Französisch – Buchholz gibt, dass 1½ Meilen von Berlin entfernt und im Niederbarmischen Kreise liege. Dort stößt rechts dicht an das Dorf ein angenehmer Eichen- und Buchenwald. Ein Teil dieses Waldes wurde 1827 – 29 nach Plänen von Peter Joseph Lennès für den wirklichen geheimen Staats- und Schatzminister Graf Wylich und Lottum (1767 – 1841) hergerichtet.

Der Plan vom Jahr 1827 ist wahrscheinlich ein Vorentwurf für den neun Hektar großen Park. Dazu gehört ein zweiter, der skizzenhaft gehalten ist und zahlreiche Korrekturen der Wegeführung aufweist. Das Interessanteste an diesem Plan sind die zahlreichen Bepflanzungsangaben, die am Rand eingetragen sind. Sie vermitteln einen Einblick, wie Lennè die einzelnen Gehölzarten verwendete und die Gruppen zusammensetzte. Ein weiterer Plan vom Jahr 1829 zeigt einen nach Norden abgerundeten Park und einen ursprünglich kleinen Garten. Lennè hat aus dem nicht weit von der Panke entfernten Teil des Elsbruches einen Park mit wenigen dichten, waldartigen Partien, vielen lockeren Baumgruppen oder -hainen und großzügigen Wiesenräumen geschaffen, der von einem weit geschwungenen Wegenetz erschlossen und einigen zu Teichen erweiterten Wasserläufen belebt wird.

Nach 1841 verkauften Nachkommen des Grafen Lottum nach dessen Tod das Anwesen an den Bankier Gravenstein, der die Parkanlage für die Bevölkerung zugänglich machte. Der große Gutshof mit seinen Stallungen, Scheunen und Wirtschaftsgebäuden reichte damals von der Gravensteinstraße bis über die heutige Parkstraße. Auf dem Grundstück der Hauptstraße 62 befand sich ein Hauptgebäude des großen Gutshofs. In einem zum Gut gehörenden Häuschen, das quer in die Parkstraße hineinreichte, wohnte der so genannte „Esel – Schüler“, das war der Kutscher namens Schüler der Familie Gravenstein. Zu seinen Pflichten gehörte die Betreuung des großen Gartens, dabei halfen ihm drei Esel. Sie hatten ihren Auslauf in einem Park vor dem Haus, ungefähr dort, wo heute die Straßenbahnlinie 50 ihren Ausgangspunkt hat. Die Einwohner von Französisch Buchholz nannten diesen Park deshalb den „Eselpark“. Der große Garten hinter dem Herrenhaus reichte bis an die heutige Eddastraße. An der Ecke Gravensteinstraße/ Eddastraße befand sich die alte Gravensteinsche Gärtnerei, die der damalige Gärtner Lehmann bewohnte und um 1936 war auf diesem Terrain die Hühnerfarm von Hoppe. Außerdem befand sich auf der großen Lichtung in dem Parkgrundstück zwischen Elfenallee und der Eddastraße ein geräumiges Wildgatter, indem sich Rehe und Hirsche tummelten.

Nach dem Tod des Bankiers Gravenstein (1903) wurde das ganze Anwesen, nachdem die Buchholzer Gemeinde die käufliche Übernahme abgelehnt hatten, durch eine Terraingesellschaft aufgekauft und verparzelliert sowie die Parkstraße angelegt. Die Chamisso-, Edda-, Viktoria-, und Gellertstraße sind in späteren Jahren entstanden. Das Kernstück, das Schlösschen, auch Herrenhaus genannt, mit seinem großen Hintergarten und dem kleinen idyllischen Teich, erwarb 1909 die Familie Jacobi – Schwennicke. Der Lotteriedirektor Jacobi ließ die an das Schlösschen links und rechts hufeisenförmig flankierenden Stall- und Wirtschaftsgebäude niederreißen und baute nach den Plänen seines Schwiegersohnes, des Regierungs- und Baurats Schwennicke, den nördlichen Seitenflügel mit dem Spottvers über dem Pferdestall „honni soit qui mal y panse“ (Schade dem der hier schlecht striegelt) – eine kleine Änderung des Sinnspruches des englischen Hosenbandordens >honny soit qui mal y pense< (Schade dem, der hierbei schlechtes denkt), der noch um 1740 über dem Schloss Schönhausen in Niederschönhausen prangte. Die Ausfahrt zur Hauptstraße wurde zugemauert und zur Parkstraße verlegt, da die Pferde immer vor den an und abfahrenden Straßenbahnwagen scheuten. Ferner wurde der Gärtner Ferdinand Kettliß beauftragt, den schönen parkähnlichen Garten unter Verwendung zahlreicher, seltener ausländischer Baum- und Zierstraucharten neu aufzuarbeiten. Der letzte Besitzer des Grundstückes war Hugo Schwennicke, der das Grundstück bis 1948 nutzte und dann nach Westberlin ging. Das verlassene Wohnhaus wurde Jugendheim „Arthur Becker“. Im Jahr 1953 musste es wegen Baufälligkeit geräumt werden. Ein kleiner Teil des Wirtschaftsgebäudes (erbaut um 1910) ist erhalten geblieben und wird von einer Kita genutzt.

Dorfanger Die Siedler legten bei der Dorfgründung in der Mitte des Ortes den Anger an. Er befindet sich als zentraler Platz im Besitz der Gemeinde. Auf dem Anger wurde seinerzeit die Kirche erbaut und der Begräbnisplatz angelegt. Hier befanden sich Dorfteiche und Ziehbrunnen, das Küsterhaus mit Fachwerkstall, eine Kirchenscheune, das Spritzenhaus und ein einfaches Schulhaus. Es gab die Dorfschmiede, ein Armenhaus und das Gehöft eines Zimmermanns. Ab 1871 wurde der Begräbnisplatz geschlossen, weil ein neuer größerer Friedhof an der Mühlenstrasse angelegt wurde. 1891 ist der alte Begräbnisplatz an der Kirche eingeebnet worden. Auf diesem Areal vor der Kirche entstand ein parkähnlicher Kirchenvorplatz. Alte und neue Baumbestände, Bänke gepflegte Wege gaben dem Kirchenvorplatz ein gut bürgerliches Aussehen. Aufgrund eines Beschlusses der Gemeinde Französisch Buchholz wurde 1896 ein Auftrag für ein Denkmal erteilt, dass dann zur Gedächtnisfeier für den ersten deutschen Kaiser Wilhelm I. am 22. März 1897 feierlich enthüllt wurde. Diese stattliche Büste, auf einem Steinsockel befestigt und einem Zaun aus Schmiedeeisen umgeben, gab dem Platz ein würdiges Aussehen im preußischen Sinne. 1920 stellte der Kriegerverein Berlin – Buchholz mit Hilfe der ortsansässigen Freiwilligen Feuerwehr ein ziemlich großes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf. In den 40er Jahren erfolgte eine Umgestaltung des Kirchenvorplatzes. Dabei wurde das Kaiser – Wilhelm – Denkmal entfernt. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges diente der Platz als Friedhof für gefallene sowjetische Soldaten. Das Kriegerdenkmal wurde entfernt und soll nach bisher unbestätigten Aussagen alter Buchholzer an Ort und Stelle vergraben worden sein.

Dorfkirche Mit Hilfe der Zinsterzienser Mönche wurde um 1250 der älteste Teil der Kirche aus Feldsteinen erbaut. Sie bestand aus dem einschiffigen Langhaus mit kleinen Fenstern im spätromanischen Stil. Im Innern der Kirche war eine Balkendecke eingezogen, die um 1600 durch ein Kreuzrippengewölbe mit Scheitelrippe, auf Wandpfeilern ruhend, abgelöst wurde. Seit 1689 diente das Gotteshaus zugleich der evangelisch – lutherischen und der französisch – reformierten Gemeinde für den Gottesdienst. Mit neuem Altar und Taufengel sowie einer neuen Kanzel und dem Taufbecken hatte um 1692 die Kirche eine komplette Ausstattung im Barockstil. Bis 1705 wurden zur Verbesserung der Lichtverhältnisse noch die Kirchenfenster vergrößert. Ein Jahrhundert später zimmerte Meister Gemeinhardt in der Kirche ein neues Empore. Ein Jahr zuvor wurden die vier Hufen Kirchenland ausgeschrieben, dessen Zuschlag für 32 Reichsthaler und 14 Groschen der Krüger Grün, der Zimmermeister Seeger und der Lehnschulze Ewest bekamen. Bis zum großen Umbau 1852 reichte das Längsschiff aus. Dann kam ein Querschiff aus Klinkersteinen dazu, das 1886 durch einen massiven Turm ergänzt worden ist. Vorher zierte das Längsschiff auf der westlichen Seite ein Dachreiter. In der Kugel des jetzigen Kirchturmes befinden sich Münzen und Urkunden aus den Jahren 1668, 1724, 1852, 1886 und 1956. Die Wetterfahne ziert die Jahreszahl 1886. Hinter der Kirche befindet sich der Fachwerkstall des Küsterhofes und das Gebäude des 1857/58 erbauten gemeinsamen Schulhauses für die Schüler der deutschen und französischen Gemeinde (heute Gemeindebüro und evangelischer Kindergarten). Weitere Details finden Sie in der Ortschronik von 1992.

Plastik des Buchholzer Künstlers Ulrich JörkeDer in Buchholz geborenen Künstler Ulrich Jörke schuf für die 750 Jahrfeier 1992 eine Plastik, die an die hugenottische Tradition unseres Ortes erinnern soll. Sie ist 1,80 Meter hoch, aus gelblichen Sandstein mit der Inschrift:

„Hugenotten in Buchholz
belebende Kraft seit 1685″

Eine Seite des Steins ist mit dem Einzug und der freundlichen Aufnahme der Hugenotten durch die Einheimischen und die andere Seite dem fruchtbaren Wirken der hugenottischen Gärtner und Bauern im Zeichen ihres Glaubens gewidmet. Die feierliche Enthüllung fand im Rahmen der 750 Jahrfeier von Französisch Buchholz 1992 statt.

Pfarrer Hurtienne PlatzAm 14. Mai 1994 erhielt der Kirchenvorplatz im feierlichen Rahmen den Namen „Pfarrer – Hurtienne – Platz“. Der Pfarrer war von 1910 – 1935 als letzter Pfarrer der „Französischen Gemeinde Buchholz“ tätig und betreute auch die französisch reformierte Gemeinde in Bernau. Durch ihn wurden auch beide Kirchengemeinden (evangelisch – lutherische und französisch – reformierte) vereinigt. Er war der letzte Seelsorger der Buchholzer Hugenottengemeinde und kam ursprünglich aus der Ucker-mark. Mit der Namensgebung wurden die Verdienste der Pfarrers Hurtienne geehrt. Im gleichen Jahr der Namensgebung haben Nachfahren des Pfarrers Hurtienne und der hugenottischen Bauernfamilie Guyot drei Parkbänke gesponsert, die durch die hiesige Freiwillige Feuerwehr vor der Kirche aufgestellt worden sind. Am 20. Januar 2000 erfolgte auf dem Pfarrer – Hurtienne – Platz die Pflanzung des Jahrtausendbaumes – einer 20 Jahre alten Hängebuche. Der Ortschronist Dieter Geisthardt wünschte bei einem kleinem Meeting dem Baum

ein gutes Anwachsen,
ein langes Leben,
ein gutes Miteinander mit den Bürgern von Französisch Buchholz
stets reichlich Wasser
wenig Trockenheit
und ein friedvolles Umfeld.
Der Baum gedeiht prächtig und hat seinen Platz zwischen der Steinplastik, der Bronzetafel und den drei Parkbänken auf dem Pfarrer – Hurtienne – Platz vor der alten Dorfkirche gefunden.

Bronzetafel zur NamensgebungDer Buchholzer Bürgerverein e. V., das Bürgerforum Buchholz und der Gewerbeverein Französisch Buchholz e. V. stellten gemeinsam am 18. Oktober 1998 an die Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin den Antrag, dem Pankower Ortsteil seine ursprünglichen Namen „Französisch Buchholz“ zurückzugeben. Die offizielle Rückbenennung des Ortes erfolgte im Rahmen eines Festaktes und -gottesdienstes am 30. Mai 1999. Eine Bronzetafel auf einem Granitsockel mit folgenden Text:

Im Bewusstsein unserer Deutsch- Französischen Tradition eines Fruchtbaren Zusammenwirkens in Toleranz und gegenseitiger Achtung steht dieser Name für das Verbindende, das Historische und das Neue.

wird auf dem Kirchenvorplatz zukünftig daran erinnern.

Friedhof Von der Dorfgründung 1242 bis 1871 befand sich der Begräbnisplatz an der Dorfkirche. Im Oktober 1871 erwarb die Gemeinde vom hugenottischen Bauern Guyot am Mühlenberg Land zur Errichtung eines neuen Friedhofs, der schon 1899 erweitert werden musste. Eine neue Feierhalle ist 1910 in Betrieb genommen worden. In den 50er Jahren gab es eine nochmalige Vergrößerung des Begräbnisplatzes. An der Friedhofsmauer längs der Mühlenstrasse befinden sich die ältesten noch erkennbaren Grabstellen. Über den Friedhof verteilt sind Gräber der hugenottischen Familien Guyot, Chatron und Matthieu. Ansonsten findet der Besucher Grabstellen von alteingesessenen Bauern- und Gärtnerfamilien, Künstlern, Lehrern, Handwerkern, kath. Pfarrern und anderen interessanten Familien. Vor dem Friedhof am Rosenthaler Weg findet man einen über 300 Jahre alten Baum. Dieser wurde erst Anfang des 21. Jahrhunderts großzügig beschnitten, bis er im Jahr 2008 ganz den Sägen der Landschaftsbauer zum Opfer fiel. In der Friedhofsverwaltung können Interessierte weitere Informationen zum Friedhof und den Gräbern erhalten.

Große Stein Um die Jahrhundertwende entdeckten Buchholzer Bauern beim Tiefpflügen an der Nordwestseite der Bucher Straße einen großen Findling. Dieser stammte aus der letzten Eiszeit. Da man diesen Stein nicht heben konnte, wurde der Stein von den Ackerkrumen befreit und drum herum mit Linden bepflanzt. Durch eine Verordnung des Berliner Polizeipräsidenten vom 22. Dezember 1931 wurde das Gebiet dort unter Naturschutz gestellt. Seit 1995 liefen Bemühungen zur Errichtung eines „Geologischen Gartens“ an dieser Stelle. Dieser konnte durch Mithilfe Buchholzer Firmen dann am 30. Mai 1999 feierlich übergeben werden.

Petrographie „Großer Stein“

Der „Große Stein“ von Buchholz ist ein Groß – Geschiebe, das während der Weichsel – Eiszeit von den Massen des Inland – Eises aus Skandinavien bis in unsere Heimat „geschoben“ wurde. Es handelt sich um ein vom Eis glatt geschliffenes, flaches, in seiner Mineralzusammensetzung einheitliches Feldstück, das eine Länge von ca. 6,5 m, eine Breite von ca. 4,5 m und unbekannte Mächtigkeit aufweist. Sein Gewicht wird auf ca.105 Tonnen geschätzt. Das Großgeschiebe besteht aus einem hellen, mittel- bis grobkörnigen Granit, aus dessen Hauptbestandteile Feldspat, Quarz und Glimmer deutlich zu erkennen sind. Der (wahrscheinlich aus Schweden stammende) Granit ist reich an Kieselsäure, er enthält ca. 65 bis 80 % Si02. Der Quarz ist grobkörnig, weißlich – fettglänzend. Außerdem enthält der Granit weißen Kalifeldspat (Orthoklas), rosafarbenem CaIcium – Natrium – Feldspat (Plagioklas) und wenig dunklen Glimmer (Biotit). Das Alter des Granits dürfte, im Vergleich mit ähnlichen Vorkommen, ca. 1400 Millionen Jahre betragen. Nach Berechnungen hat dieser Stein auf seinem Weg von Schweden nach Buchholz ca. 200 Jahre gebraucht. Der „Große Stein“ von Buchholz steht unter Naturschutz. Aufgrund seines hohen Gewichts sagt der Stein immer tiefer in den moorastigen Boden der Mark ein.

Sanatorium Tierarzt Dr. Carl Fischer gründete 1890 ein Sanatorium in der Schönhauser Straße, in dem früher Pferde behandelt wurden. In dem Sanatorium fanden die Pferde des Militärs und Brauereigäule mit Spezialdiät und Schlammpackungen wohltuende Heilung. Der moorhaltige Wiesenboden soll die Heilkraft für die kranken Hufe der „Pferdepatienten“ besessen haben.

Pfarrhof Seit 1688 befindet sich das Pfarrgrundstück der französisch – reformierten Gemeinde in der Hauptstraße 13 von Französisch Buchholz. Zu Beginn stand hier ein ganz einfaches Haus in Fachwerkbauweise. Ein Neues musste wegen Baufälligkeit des alten 1792 erbaut werden. Das jetzige Pfarrhaus in Klinkerbauweise wurde 1890 erbaut. Das erste eigene Pfarrhaus besaß die Hugenottengemeinde von Buchholz seit 1691 auf dem heutigen Grundstück. Dazu gehörte der bis zur Gartenstraße reichende Pfarrgarten. Von den französischen Predigern ist häufiger ins Kirchenbuch geschrieben, dass das Pfarrhaus in keinem guten Zustand sei, so auch 1779. Das Haus soll zu dieser Zeit sogar unbewohnbar gewesen sein. Der Prediger wohnte dann in Berlin und musste zur Ausübung seiner kirchlichen Pflichten mit Pferd und Wagen nach Französisch Buchholz kommen. Auch Jahre danach wurde der Zustand des Pfarrhauses kritisch bewertet. 1879 bestand der Pfarrhof aus dem Wohnhaus, mit dem Giebel zur Straße stehend, einem Nebenhaus und dem Stall. Das Grundstück selbst war 71 m breit und 124 m tief. Im hinteren Teil etwa 20 m vom Gartenzaun entfernt, befand sich ein Gewächshaus so ganz in der Tradition der Hugenotten. Zehn Jahre später war das neue Pfarrhaus aus Klinker und der Stall fertig gestellt. Dem dort wohnenden Pfarrer standen im Erdgeschoss fünf Zimmer, eine Mädchenkammer, die Küche mit Speisekammer und eine Toilette zur Verfügung. 1937 hat der Bauunternehmer Ernst Domsch aus der Buchholzer Gartenstrasse ein Badezimmer, von der Küche abgehend, eingebaut. In der Nachkriegszeit musste das als Wohnung ausgebaute Dachgeschoss vermietet werden. Der Pfarrgarten wurde zum einen Teil als kleiner Erlebnispark angelegt und die größere Fläche war für den Obst- und Gemüseanbau reserviert.

Hugenottenhof Nach 1990 musste sich die Kirchengemeinde der französisch reformierten Kirche in Buchholz auch den marktwirtschaftlichen Bedingungen stellen und das Grundstück wirtschaftlich zu gestalten. So reiften bei dem Eigentümer Pläne zur Bebauung. Die Erschließungsarbeiten begannen im Mai 1992. Zum Ortsfest „Buchholzer Mai“ 1992 wurde am Gartenzaun des Baugrundstückes Hauptstrasse 13 ein Schild aufgestellt und das Bauvorhaben vorgestellt. Die Überschrift:

„Die französische Kirche zu Berlin baut hier“

war klar und deutlich, versetzte aber viele Buchholzer in Erstaunen. Wer kannte schon die Zusammenhänge und wer wusste was über die Besitzverhältnisse? So gab es Aufklärungsbedarf! Nicht jeder hatte für das Bauvorhaben Verständnis. Besonders heftig war die Reaktion der evangelischen Gemeinde nach der Forderung der Französischen Kirche zur Rückgabe des Pfarrhauses und Stalles mit Gemeinderaum. Diese Forderung musste bei Realisierung zu Beeinträchtigungen des Gemeindelebens führen. Doch an den rechtlich einwandfreien Besitzverhältnissen war nichts zu ändern und so begann der Bau. Am 1. September 1994 war dann Richtfest für den Gewerbeteil. Im hinteren Teil des Grundstückes entstanden die Wohnhäuser. Richtfest war für diesen Bauteil am 24. Februar 1995. Beide Richtfeste waren Höhepunkte im Ort und in der Geschichte des Pfarrgrundstücks. Von den ursprünglich geplanten 47 Wohnungen sind 36 gebaut worden. Im Gewerbeteil hat die Buchholzer Sparkasse ihr Domizil und weitere Mieter nutzen Räume für gewerbliche Zwecke. Das gesamte Areal umfasst das Pfarrgrundstück, den Stall, Hof und ehemaligen Pfarrgarten. Das Neubaugebiet wurde auf Kirchenland errichtet und erhielt unter Berücksichtigung der besonderen Buchholzer Geschichte den Namen „Hugenottenhof“. Zu diesem Anlass fand ein Gottesdienst in der Buchholzer Kirche statt. Anschließend hat die Französische Kirche zu einer gemütlichen Feier auf dem Hof Hauptstrasse 13 eingeladen. Der Hugenottenhof entstand im ehemaligen Pfarrgarten zwischen 1994 und 1996.

Friedensfigur In der Kunstgießerei Borchardt, die in Schönermark bei Kyritz ansässig ist wurde beauftragt eine Friedensfigur für Französisch Buchholz zu schaffen. Am 15. September 1996 erfolgte die feierliche Übergabe der Friedensfigur, die vor dem Objekt Hugenottenhof an der Straße ihren Platz bekam und als Geschenk der Französischen Kirche an Französisch Buchholz zu werten ist. Sie wurde in einem Mitteilungsblatt erklärt:

Das Vorbild für ein angemessenes Gedenkzeichens fand sich in einem Erbauungsbüchlein der Hugenottenbibliothek, das nach 1685 mit den Refugiès nach Berlin gelangte. Die in zwei schlichten Holzschnitten erkennbare Friedensphilosophie eines hugenottischen Buchdruckers im Jahre 1654 ist bleibend aktuell.

Nach traditioneller Überzeugung beruht Friede auf dem Grundsatz Sieg durch Krieg, Friede ist das Ergebnis einer erfolgreichen militärischen Aktion. Eine andere, bessere Sicht von Frieden eines neuen Typus zeigt das Druckerbild. Als ein nach leidvollen Menschheitserfahrungen besser verstandenes Leben bringt der Buchdrucker – Philosoph die Problematik von Krieg und Frieden im Frankreich seiner Tage auf den Nenner: „Vertraglich gesicherter Friede ist besser als Hoffnung auf Siege“. Die weibliche Gestalt, thronend auf zerstörtem Kriegsgerät, symbolisiert die bessere Friedensaktion: Sie löscht die Kriegsfackel und hütet in der anderen Hand das Friedensbäumchen.

Glaubens- und Erkenntniszwang, Rechthaberei und Unduldsamkeit, alle das Reich des Menschlichen zerstörenden Ungeheuerlichkeiten (dargestellt in der antiken Mythengestalt der schlangenhaarigen Furie) werden von oben her begrenzt und verurteilt durch die Verheißung: Friede und Einsicht siegen.

Friedensfigur

1995
50 Jahre nach Ende des II. Weltkrieges
errichtet die Berliner Hugenottengemeinde
diese Häuser
ein Gedenk der in kriegerischer Zeit, in Not und
Verfolgung bewährten Zuversicht ihrer Vorfahren:
Friede und Einsicht siegen.

„Unsere Väter hofften auf dich, Gott,
und da sie hofften, halfest du ihnen heraus“.
Psalm 22,5

Höfen In der Hauptstraße 64 eröffnete bereits 1730 ein geschäftstüchtiger Hugenotte auf seinem Gehöft ein französisches Café. Noch 100 Jahre danach berichtete ein Reiseführer von einem Kaffeehaus einer Demoiselle Espagne. Die Anfänge der so genannten Altersheime haben auch in Buchholz eine Adresse, der Hauptstraße No 63. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befand sich hier das Pflegeheim, welches 1904 in ein Sanatorium umgebaut wurde. Das Lokal zum „Eisernen Gustav“ das von 1911 bis 1960 von der Hugenottenfamilie Matthieu bewirtschaftet worden ist findet man unter der Hofnummer 59. Hinter der Kirche mit der Hofnummer 58 steht das 1857/58 von den Hugenottengemeinde errichtete ehemalige Schulhaus, jedoch von beiden Gemeinden genutzt. Seit 1908 Kunst- und Gemeindehaus. An der Hauptstrasse 45 steht noch heute ein ehemaliger Kossätenhof und bietet Zeugnis über eines der ältesten noch vorhandnen Bausubstanzen des 18. Jahrhunderts. Ein typisches ländliches Gebäude mit einer Lehmputzverzierten Stallwand und Fachwerkbauweise. Der Hof in der Hauptstrasse 32 wurde durch dem kurfürstlichen Berater 1687 der aus der aus der französischen Region Champagne stammende Familie Guyot zugewiesen. Zum Hof erhielt die Familie noch 30 Morgen Land zugewiesen, die sich größtenteils am Rosenthaler Weg befanden. An der Hauptstrasse 26 war ursprünglich der Hof der Familie Kerkow. Eine sehr sozial eingestellte Familie, dessen Bäuerin zum Heiligen Abend einen Brotleib von ihrer Magd backen ließ und in dessen Leib ein 20 Mark Goldstück als Weihnachtsgabe für das damalige Armenhaus des Dorfes stiftete. Aufgrund alter Aufzeichnungen ist anzunehmen, dass sich in der Hauptstraße 24 das Gut der adligen Bredows befand. Die Familie gehörte zu den alten Adelsgeschlechtern der Mark Brandenburg und Auszüge aus dem Schlossregister belegen, dass ein Arnt von Bredow mit acht freien Hufen alleiniger Besitzer des Dorfes war. Die Hauptstrasse 22 schrieb zwischen 1875 – 90 Geschichte, als Emma König, Frau eines Kreistierarztes, eine Pflegeanstalt für geisteskranke Frauen hier führte und sie später an den neuen Standort in die Gartenstrasse 6 verlegte, wo sich noch heute eine Stiftung für Pflegebedürftige befindet. Nach dem Umzug aus der Hauptstrasse 15 befand sich in der Hauptstraße 20 die Hugenottenschule, bevor sie in eine neue Schule (neben der Kirche) zogen, wo dann auch deutsche Kinder unterrichtet wurden. Das Geschäft in der Hauptstraße 19 gehörte seit 1687 der Bauernfamilie Guyot. Auf dem Hof befindet sich seit 1935 der Gedenkstein der Familie, der so genannte Hugenottenstein. In der Hauptstraße 18 befand sich das ehemalige Gehöft der Hugenottenfamilie Matthieu. Nachfahren wohnen noch heute dort. Gleich nebean in der No 17 das Gehöft der Hugenottenfamilie Tiriot, später auch Matthieu. Am Gebäude der Hauptstraße 16 befinden sich am Giebel des Wirtschaftsgebäudes die schmiedeeisernen Initialen HG (Heinrich Guyot). Ein Weiteres, ebenfalls von einer weiteren Familie Guyot bewohntes Gehöft ist der Hof No 15. Heutige Besitzer sind noch Nachfahren der 1687 eingewanderten Familie. Hier befand sich auf dem Hof auch die erste Hugenottenschule. Bekannt durch die Buchholzer Apotheke, die 1891 eröffnet wurde ist der Hof No 14. Im Verkaufsraum befinden sich Bilder zur Geschichte der Hugenotten. Im Erdgeschoss fanden Offizin, Rezeptur, Defektur und Büro ihren Platz. Im Geschoss darüber befanden sich die Wohnräume des ersten Buchholzer Apothekers Ferdinand Calckhof.