Blankenburg – Blanckenborch

Die Berliner Ortsteile Blankenburg und Karow haben ihren historischen Dorfcharakter bewahrt, der sich besonders rund um die alten Dorfkirchen offenbart. Auf dem Weg zwischen diesen Ortsteilen und dem benachbarten Buch kann man die märkische Vergangenheit spüren.

Erste Erwähnung von Blankenburg

Die älteste bekannte Erwähnung Blankenburgs stammt aus dem Jahr 1271. In einer Urkunde des Markgrafen für den Brandenburgischen Bischof wird ein „Anselm de Blankenburg“ als Zeuge genannt. Obwohl unklar bleibt, ob es sich bei diesem „Anselm de Blanckenborch“ um eine Person aus dem heutigen Blankenburg handelt, könnte in diesem Namen die erste Erwähnung des Ortes verborgen sein.

Die Familie von Blankenborch

Die Familie von Blankenborch war ein bedeutendes märkisches und pommersches Adelsgeschlecht. Ihr Stammhaus befand sich im Kreis Prenzlau, wobei der Familienname in verschiedenen Schreibweisen wie „Blankenborgh“, „Blankenborch“, „Blanckenburg“ und „Blanckenborg“ überliefert ist. Dokumente aus dem 13. Jahrhundert belegen die Anwesenheit von Familienmitgliedern wie Anselm (1253), Jordanus (1257), Tiedemannus (1273) und Johannes sowie Baldrianus (1277) in der Mark Brandenburg.

Ausbreitung der Familie von Blankenborch

Im 14. Jahrhundert finden sich Urkunden, die auf das Wirken der Familie in Pommern hinweisen, darunter eine Besitzurkunde zu Schloss Ramelow aus dem Jahr 1323. Es liegt nahe, dass die Familie von Blankenborch bereits zuvor in Pommern präsent war, auch wenn ihr Stammsitz in der damals zu Pommern gehörenden Uckermark lag. Dies wirft die Frage auf, inwieweit die Familie auch in der Mark Brandenburg aktiv war.

Siedlungsentwicklung in der Uckermark

Die mittlere Uckermark, wo die Familie von Blankenborch ihren Stammsitz hatte, erlebte in der spätslawischen Zeit eine intensive Besiedlung und Landerschließung. Die von Blankenborchs nutzten das vorhandene Potenzial und gründeten neben ihrer „Blankenburg“ auch das dazugehörige Dorf. Die Siedlungsgründungen führten zu einem Konzentrationsprozess, der bestehende slawische Siedlungen integrierte.

Planmäßiger Siedlungsprozess in der Region

Es gab erkennbare Siedlungsströme, die sowohl aus Berlin heraus als auch in Richtung Berlin führten. Aus Berlin kommende Siedler gründeten im Barnim Orte, die bereits in Berlin existierende Namen trugen, wie Britz, Schmargendorf, Zehlendorf, Weißensee, Wilmersdorf und Buchholz. Diese Orte liegen fast auf einer Linie in Richtung Angermünde, was auf einen planmäßigen Siedlungsprozess hindeutet. Umgekehrt könnte auch ein Siedlungsstrom aus der nördlichen Richtung kommend den Barnim erreicht haben. In den „Niederbarnimer Bausteinen“ von Giertz und der Geschichte von „Niederschönhausen“ werden zahlreiche Beispiele solcher Siedlungsprozesse genannt.

Christianisierung durch das Kloster Chorin

Einer der Faktoren, die zur Entwicklung von Blankenburg beigetragen haben, ist die Rolle des Klosters Chorin bei der Christianisierung der Mark Brandenburg, insbesondere des Barnim. Die Familie „Anselm de Blancken-borch“ könnte im südlichen Barnim eine zweite Siedlung gegründet haben, die sich im gleichen Einzugsgebiet des Klosters wie ihr Stammsitz befand. Die „von Roebell“, die ursprünglich aus dem Mecklenburger Land stammten, gehörten später zum Alten Märkischen Land- und Schwertadel und gründeten den nördlich gelegenen Ort Buch. Diese adligen Familien besaßen oftmals mehrere Siedlungskerne oder Dorfanteile, was darauf hinweist, dass Blankenburg seinen Namen möglicherweise von einem alten Adelsgeschlecht erhalten hat.

Slawische Wurzeln und der Burgwall

Der Ursprung von Blankenburg reicht bis ins 7. Jahrhundert zurück, als slawische Stämme eine Burg errichteten, die später niederbrannte und wieder aufgebaut wurde. Diese Burg diente dem Schutz vor Feinden und war Teil einer Siedlungskammer, die zum slawischen Sprewanenvolk gehörte. Der letzte slawische Herrscher in dieser Region war Fürst Jaxa, bevor er von Albrecht dem Bären gestürzt wurde. Die Burg und die zugehörige Siedlung wurden wahrscheinlich wegen der zunehmenden Christianisierung verlassen. Archäologische Funde belegen, dass sich neben der ehemaligen Slawenburg eine kleine Siedlung befand.

Mögliche Ursprünge des Namens Blankenburg

Die Namensgebung von Blankenburg könnte verschiedene Wurzeln haben. Der alte slawische Begriff „blank“ könnte sich auf das glänzende Wasser der Panke beziehen, das an der Burg vorbeifloss. Eine andere Theorie besagt, dass der Name aus dem germanischen Begriff „Burg“ und dem slawischen Wortteil „blank“ zusammengesetzt ist, was eine „glänzende Burg“ bedeuten könnte. Darüber hinaus gibt es Orte, an denen slawische Namen ins Germanische übernommen wurden, was darauf hindeutet, dass der Name Blankenburg möglicherweise eine Mischung aus slawischen und deutschen Elementen ist.

Einfluss der neuen Siedler

Die neuen Siedler, die aus Regionen wie dem Harz, der Altmark, den Niederlanden und Flandern kamen, spielten eine wichtige Rolle bei der Besiedlung des Landkreises Barnim. Sie gründeten Siedlungen unter der Leitung eines Locators und in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Markgrafen oder anderer Adelsfamilien. Oftmals wählten diese Siedler Namen für ihre neuen Siedlungen, die entweder aus ihrer ehemaligen Heimat stammten oder sich an die neue Umgebung anlehnten. Dies könnte eine weitere Erklärung für die Herkunft des Namens Blankenburg sein.

Erste urkundliche Erwähnung von Blankenburg

Blankenburg, ursprünglich Teil des Barnim, wurde erstmals im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die erste Erwähnung findet sich im Landbuch von Kaiser Karl IV. aus dem Jahr 1375, in dem der Kaiser seine Güter verzeichnen ließ. Im Landbuch wird Blankenburg als Rittergut der Familie von Röbell beschrieben, das über 8 Hufen Land verfügte. Die Röbells waren in Blankenburg Lehnsherren, während Tyle Brügge als Dorfherr fungierte und sowohl das Obere und Niedere Gericht als auch das Kirchenpatronat innehatte. Neben ihrem Besitz in Blankenburg hatte die Familie von Röbell auch Güter in Karow und Buch, was auf einen beachtlichen Landbesitz in der Region hindeutet. Insgesamt wurde Blankenburg mit 42 Hufen im Landbuch aufgeführt, wovon 4 der Pfarrei und 3 dem Lehnschulzen gehörten. Die Bauern und Kossäten des Dorfes waren persönlich frei, mussten jedoch Abgaben leisten und Dienste auf dem Rittergut verrichten, die häufig von Tagelöhnern ausgeführt wurden. Über eventuelle Vorbesitzer des Guts gibt das Landbuch keine Auskunft. Im Jahr 1483 verlegte die Familie von Röbell ihren Hauptsitz von Blankenburg nach Buch.

Die Dorfkirche von Blankenburg

Die Dorfkirche stellt den ältesten Bau im Dorf Blankenburg dar und bildet gemeinsam mit dem Anger das Zentrum der Siedlung. Die Kirche, die bis heute erhaltene Begräbnisstätte auf dem Kirchhof beinhaltet, geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Besonders hervorzuheben ist das westliche Hallenschiff als ältester Teil der Kirche. An der Nordseite befindet sich ein Sakristeianbau, der für mittelalterliche Kirchenbauten typisch ist. Die Kirche zeichnet sich durch eine besondere Form aus, die sich von anderen alten märkischen Kirchen unterscheidet. Von außen betrachtet erscheint sie als länglicher Raum, im Inneren ist allerdings eine Gliederung in Chor und Schiff erkennbar, die durch einen leichten Mauerrücksprung an der Ostseite deutlich wird.

Die Dachstühle über dem Schiff und Chor sind mittelalterlich, mit Dendrodaten aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Der quadratische Kirchturm, in der Breite des rechteckigen Kirchensaals gehalten, hat bis in etwa Schiffshöhe die gleiche Bauweise wie das Kirchenschiff, wurde danach aber mit unregelmäßigen Feldsteinen weitergebaut und an den Kanten mit Kalkstein verstärkt. Vermutlich zählt die Aufstockung des Turms im 14. Jahrhundert zu den wichtigsten Baumaßnahmen. Über die Erscheinung des Vorgängerbaus, sofern vorhanden, ist nichts überliefert. Heute befinden sich schlitzartige Fenster im oberen Teil des Turms, mit Ausnahme der Ostseite.

Die Sakristei wurde ebenfalls mit unregelmäßigen Feldsteinen errichtet und ihre Fenster später barock verändert. Die ursprünglich an der Ostseite vorhandenen Fenster wurden geschlossen, was auf einer Zeichnung von 1834 sichtbar ist. An der Südseite des Saales ist ein rundbogiges Feldsteinportal erhalten, östlich davon ein vermauertes spitzbogiges Backsteinportal. Das westliche Portal wurde vermutlich später erneuert und ist spitzbogig sowie aus Backstein gefertigt. Der Saalbau mit Westturm, der bis 1939 eine achtseitige barocke Laterne trug, wurde 1940 renoviert. Dabei wurden zwei hochsitzende, spätromanische Fenster am älteren Westteil freigelegt und das alte Rundbogenportal an der Südwand wieder geöffnet.

Das kunsthistorische Inventar der Kirche umfasst unter anderem einen Taufengel, einen mit einem fein geschnitzten Rahmen ausgestatteten Altar und eine Bildtafel mit dem Athanasianischen Glaubensbekenntnis. Zu den ältesten Elementen gehört sicherlich der Altarblock, während das dazugehörige Abendmahlgemälde erst 1694 entstand. Eine rundbogige Nische in der Chornordwand neben dem Eingang zur Sakristei deutet auf einen sehr alten Wandschrank hin, der möglicherweise beim Bau der Sakristei vermauert wurde und im 20. Jahrhundert freigelegt werden konnte.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde der Kirchhof ummauert. Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte Blankenburg zur Probstei Bernau, und 1541 wird Jörg Schmid als Pfarrer erwähnt, wobei die Buchholzer Kirche als Filialkirche bezeichnet wurde. Ein kleiner Trampelpfad verband einst die beiden Gotteshäuser.

Raubrittertum und Anarchie in der Mark Brandenburg

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts, in einer Zeit großer Unruhen nach dem Tod von Kaiser Karl IV., entstand in der Mark Brandenburg ein Machtvakuum. Die Nachfolger des Kaisers zeigten wenig Interesse an der Region, was zu einer Phase der Anarchie führte. In dieser Zeit traten die berüchtigten Raubritter, die Gebrüder Quitzow, in Erscheinung und wurden als die gefürchtetsten ihrer Art bekannt. Sie standen im Dienste der „Edlen Gans“ zu Putlitz und stellten um 1400 eine bedeutende Herausforderung für die markgräfliche Autorität dar.

Die Quitzow-Brüder nutzten die herrschende Gesetzlosigkeit, um ihre Macht zu erweitern und durch Plünderungen und Brandschatzungen reiche Beute zu machen. Besonders bekannt wurde Dietrich von Quitzow, der zusammen mit seinem Bruder und den Herzögen von Pommern im Jahr 1402 die Ortschaft Bötzow (heute Oranienburg) gewaltsam einnahm. Selbst die Stadt Berlin fühlte sich bedroht und entschied sich für den Schutz der Quitzows, indem sie eine Geldsumme zahlte.

Überraschenderweise wandelte sich Dietrich von Quitzow später zum Beschützer Berlins, indem er seine ehemaligen pommerschen Verbündeten aus der Mark vertrieb und sich so als Befreier feiern ließ. Trotz dieser Wende setzte er seine Raubzüge in der Umgebung unvermindert fort.

Das Gut Blankenburg im frühen 17. Jahrhundert

Um 1624 war das Rittergut Blankenburg ein etablierter landwirtschaftlicher Betrieb, der von elf Hüfnern und neun Kossäten bewirtschaftet wurde. Das Gut selbst befand sich westlich des Dorfangers eines ursprünglich längeren Straßendorfes. Der Dorfanger wurde von zwei unebenen Wegen umgeben, die sich in der Nähe des Gutshauses wieder trafen. In unmittelbarer Nähe zur Kirche im Dorf lagen das Pfarr- und Küsterhaus sowie die Bauerngehöfte.

Auf dem Dorfanger waren ein Dorfteich und gemeinschaftliche Weideflächen vorhanden, und westlich des Dorfes befand sich der „Alte Teich“. Die Häuser der Kossäten grenzten an die Bauernhöfe, die von Karow aus das Dorf erreichten. Südlich von Blankenburg lag der Upstall, ein umzäuntes Areal flämisch-brabantischen Ursprungs, das als Allmende für die gemeinschaftliche Viehweide genutzt wurde. Nur einen Steinwurf entfernt von den Gärten der Höfe weideten die Pferde der Dorfbewohner.

Im Verlauf des 17. Jahrhunderts vollzog sich eine bemerkenswerte Veränderung: Aus dem Straßendorf wurde ein Sackgassendorf. Es wird angenommen, dass dies auf die Initiative des neuen Gutsherren zurückging, der wahrscheinlich den Verkehr in der Nähe seines Anwesens reduzieren wollte. Zu diesem Zweck wurde die Krugstege, ein Wegstück zwischen zwei Höfen, geöffnet, um die Durchfahrt zu ermöglichen.

Diese Veränderungen spiegeln die sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen der Zeit wider und zeichnen ein Bild von Blankenburg, das sich von einer unruhigen Periode des Raubrittertums zu einer geordneten Gutsherrschaft wandelte.

Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen für Blankenburg

Mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erlebte das Land, einschließlich des Dorfes Blankenburg, eine Zeit der schweren Prüfungen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen brachten Leid in Form von Hungersnot, Krankheiten und Verwüstungen über die Bevölkerung. Die Dorfbewohner sahen sich gezwungen zu fliehen oder fielen den Kriegsereignissen zum Opfer. Das Resultat war eine Verödung der ländlichen Strukturen: Bauernhöfe standen leer, Felder wurden nicht mehr bestellt, und ungenutzte landwirtschaftliche Flächen fielen schließlich an das lokale Rittergut.

Noch im Jahr 1652 waren fünf Bauern- und Kossätenhäuser in Blankenburg verlassen, ein Zeichen für die anhaltenden Schwierigkeiten nach Kriegsende. In diese schwierige Zeit fiel auch der Erwerb von Blankenburg durch Paul von Fuchs im Jahr 1683 von den Erben des Berliner Bürgermeisters Tieffenbach, welcher das Dorf ein Jahr später gegen Malchow tauschte. Tieffenbach hatte das Dorf zuvor von seinem Schwiegervater, dem Berliner Bürgermeister Reichhardt, geerbt. Bürgermeister Reichardt hatte es 1652 aus dem Nachlass Straube zurückerworben.

Besitzwechsel und Verwaltung unter neuen Herren

Im Jahre 1684 übernahm der Landrat von Barfuß das Rittergut in Blankenburg, das zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Hufen Land umfasste. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, genauer im Jahr 1710, ging das Gut von den Erben der Familie Barfuß in den Besitz von König Friedrich I. über. Die Verwaltung von Blankenburg wurde der königlichen Domäne Niederschönhausen anvertraut. Die örtlichen Lassbauern und Kossäten waren fortan dem Generalpächter des königlichen Amts Niederschönhausen bzw. dem Unterpächter auf dem Vorwerk Blankenburg dienstverpflichtet.

Zum Gut gehörte auch ein Garten, der oft fälschlicherweise als Lustgarten beschrieben wurde. In Wahrheit handelte es sich um einen kleinen Zier- und Kräutergarten auf dem Gutsgrundstück, der unter Friedrich I. nach der Übernahme im Jahre 1710 angelegt worden war.

Soziale und rechtliche Veränderungen im 18. Jahrhundert

Im Jahr 1772 führte die Separation zu einer Aufhebung der Gutsuntertänigkeit gegenüber dem Lehnschulzen und dem königlichen Amt, was zur Entstehung eigenständiger Guts- und Gemeindebezirke führte. Die Gutsuntertänigkeit, die bis 1811 andauerte, wurde im Zuge der Hardenbergschen Reformen abgeschafft, was einen bedeutenden Schritt in Richtung moderner sozialer Strukturen darstellte.

Wirtschaftliche Entwicklung in Blankenburg

Die erste Erwähnung eines Kruges, einer Art Gastwirtschaft, findet sich bereits im Jahr 1375. Ein Schmied wird im Jahr 1624 erwähnt und um das Jahr 1713 ist die Rede von einer Windmühle, die sich östlich vor dem Ort befand. Diese Einrichtungen waren für das soziale und wirtschaftliche Leben in der ländlichen Gemeinschaft von Bedeutung, da sie nicht nur Dienstleistungen und Produkte lieferten, sondern auch Treffpunkte für die Bewohner boten.

Blankenburg im 19. Jahrhundert

Im frühen 19. Jahrhundert war Blankenburg bekannt für seine landwirtschaftliche Prägung. Ein herausragender Grundbesitzer dieser Zeit war Emil David George. Er lebte zwischen 1812 und 1866 und besaß einen Hof in Blankenburg. Obwohl Einzelheiten zu seinem Privatvermögen nicht überliefert sind, deutet die Tatsache, dass eine Straße nach ihm benannt wurde, auf seinen bedeutenden sozialen Status und Vermögen hin. Die genauen Besitzverhältnisse des Gutes vor dem Kauf durch die Stadt Berlin im Jahr 1882 sind nicht dokumentiert.

Einfluss der Rieselfelder auf die Entwicklung

Die Übernahme des Gutes durch Berlin markierte einen Wendepunkt für Blankenburg. Mit dem Ausbau der Rieselfelder zur Abwasserreinigung wurde die weitere Entwicklung des Ortes beeinträchtigt. Trotz der Einschränkungen blieb die traditionelle landwirtschaftliche Nutzung im Dorf erhalten und wurde durch geringfügige handwerkliche Tätigkeiten sowie einen rudimentären Handel ergänzt.

Modernisierung und Infrastruktur

Elektrifizierung und Gasversorgung

Um die Jahrhundertwende erlebte Blankenburg eine Phase der Modernisierung. Im Jahr 1908 begannen die Arbeiten zur Anbindung des Ortes an das öffentliche Elektrizitäts- und Gasnetz. Dies führte dazu, dass Gaslaternen abends auf den Straßen leuchteten, was zuvor undenkbar gewesen wäre.

Wasserversorgung und Eingemeindung

Die städtische Wasserversorgung erreichte Blankenburg erst mit der Eingemeindung in die Stadt Berlin. Dieser Schritt verbesserte nicht nur die Lebensqualität der Einwohner, sondern symbolisierte auch die zunehmende Integration des Dorfes in die städtische Infrastruktur.

Erhalt des Dorfcharakters

Trotz der infrastrukturellen Neuerungen bewahrte Blankenburg seinen dörflichen Charakter. Die Errichtung einer Bahnstation im Jahr 1877 hatte ebenfalls wenig Einfluss auf die Beibehaltung der ländlichen Identität. Der Bahnhof Blankenburg, etwa einen Kilometer vom Ortskern entfernt, erleichterte zwar die Mobilität, führte aber nicht zu signifikanten Veränderungen im Dorfbild.

Demografische Entwicklung

Die Bevölkerungszahlen von Blankenburg wiesen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur ein geringes Wachstum auf. Selbst zu dieser Zeit lebten weniger als tausend Menschen im Dorf. Erst mit der bevorstehenden Eingemeindung der Pankower Dörfer in den 19. Verwaltungsbezirk von Berlin und dem wachsenden Trend zum suburbanen Wohnen begann Blankenburg Anfang des 20. Jahrhunderts, einen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen.

Blankenburg: Von der Genesungsheimstätte zum modernen Rehabilitationszentrum

Die Anfänge als Heimstätte für Genesende

Am 10. Oktober 1887 nahm die Heimstätte im ehemaligen Gutshaus Blankenburg ihren Betrieb auf und bot rund 50 genesenden Frauen und Mädchen eine Zuflucht. Diese Einrichtung war eine der ersten städtischen Heimstätten für Rekonvaleszente in Berlin und zielte darauf ab, den Patientinnen nach überstandener Krankheit oder zur Vermeidung einer drohenden Erkrankung zur schnellen Wiedererlangung ihrer Gesundheit zu verhelfen. Die ländliche Lage nahe dem Blankenburger Pflasterweg und der Krugstege bot ideale Bedingungen für die Erholung, abgesehen vom Geruch der nahegelegenen Rieselfelder. Im Jahr 1908 entstand ein Nachfolgebau, entworfen von Ludwig Hoffmann und ausgeführt unter der Leitung des Architekten Arnous. Dieses Gebäude, bekannt als Heimstätte „Upstall“, verfügte über verbesserte Einrichtungen und Platz für fast hundert weibliche Patientinnen.

Nutzung als Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Heimbetrieb eingestellt und die Heimstätte in ein Kriegsgefangenenlager umgewandelt. Ab 1915 diente sie der Unterbringung gefangener Generale, Oberste und Offiziere verschiedener Nationalitäten. Die Gefangenen erhielten eine Behandlung gemäß ihrem Stand und gemäß der Haager Landkriegsordnung, einschließlich einer Besoldung und Freizeitmöglichkeiten wie einer Bibliothek und Sportplätzen. Unter der Leitung von Hauptmann Kunz von Lochow-Lübnitz, der als humaner Lagerkommandant galt, gab es keine bekannten Fluchtversuche. Zu den prominentesten Insassen zählten Oberst Gordon, ein britischer Flügeladjudant, und der belgische General Lemann. Nach dem Waffenstillstand von 1918 wurde das Lager aufgelöst und die Heimstätte 1919 ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt.

Wandlung zum Krankenhaus und Kinderheim

Die 1920er Jahre sahen weitere Veränderungen der Heimstätte Blankenburg. Angesichts des Mangels an Hospitalplätzen wurde sie zunächst zu einem Pflegeheim für kranke Kinder und später zu einem Leichtkrankenhaus für Frauen und Kinder umfunktioniert. In den 1930er Jahren diente es aufgrund einer Grippeepidemie erneut als Krankenhaus, bevor es als Säuglingsheim für Waisen- und Flüchtlingskinder weiterbetrieben wurde. Nach Kriegsende, als Teile des Gebäudes beschädigt waren, blieb es bis 1984 als Kinderheim in Betrieb.

Rehabilitationseinrichtung „Janusz Korczak“

Im September 1984 wurde die Einrichtung in das Heim „Janusz Korczak“ umgewandelt, ein spezialisiertes Zentrum für die Betreuung und pädagogische Förderung von Kindern und Jugendlichen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Nach der politischen Wende wurde es als kommunale Rehabilitationseinrichtung weitergeführt und umfassend modernisiert, um den Bedürfnissen behinderter Menschen gerecht zu werden. Heute teilen sich etwa 35 Bewohner das Haus in Wohngruppen mit eigenen abgeschlossenen Wohnbereichen.

Erhaltung des kulturellen Erbes

Das Hauptgebäude sowie das Garten- und Maschinenhaus, Teile des Gesamtensembles von Ludwig Hoffmann, stehen noch heute und bilden ein beeindruckendes Bau- und Gartenensemble im einst beschaulichen Dorf Blankenburg. Der Erhalt dieser Gebäude als Zeugen der wechselvollen Geschichte Blankenburgs ist ein wichtiges Anliegen, das die Kontinuität der sozialen Fürsorge und Architekturgeschichte in der Region unterstreicht.

Die Wurzeln der Schrebergartenkultur in Blankenburg

Die Schrebergartenbewegung, die sich um das Jahr 1911 entlang der Bahntrasse in der ehemals märkischen Dorfgemeinde Blankenburg bildete, ist ein bedeutsamer Aspekt der lokalen Geschichte. Mit der Anlage von kleinenteiligen Parzellen entstanden umfangreiche Kleingartenkolonien, die den Berliner Arbeiterfamilien Erholung und die Möglichkeit zur Selbstversorgung boten. An Wochenenden fanden die Familien hier Zuflucht vom städtischen Alltag und widmeten sich dem Anbau von Obst und Gemüse. Diese Entwicklung wurde politisch unterstützt, um die Bevölkerung in den schwierigen Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg und währenddessen „klein zu halten“. Die ertragreichen Ernten auf den genutzten Rieselfeldern wurden von Botanikvereinen gepriesen. Mit der Zeit wuchsen die Schrebergartenkolonien in den Gebieten zwischen Heinersdorf, Buchholz und Karow, und es entwickelten sich zunehmend die heutigen Wohnformen wie Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser. Lediglich die Flurstücke in Richtung Malchow blieben der Landwirtschaft vorbehalten.

Die Albert Schweitzer-Stiftung nach dem Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Geschichte der Albert Schweitzer-Stiftung, als die vorhandenen Gebäude aus den 1930er Jahren auf dem Areal des ehemaligen Ritterguts in ein Behelfskrankenhaus umgewandelt wurden. Früher als Gemüseanbaugebiet genutzt, diente der Komplex später als Unterkunft für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter und wurde nach Kriegsende von den Sowjets als Lazarett genutzt. Im Jahr 1947 übernahm der Magistrat von Berlin das Gebäude und richtete ein Pflegeheim ein, das angesichts der wachsenden Anzahl von chronisch und geistig Kranken dringend benötigt wurde. Die Einrichtung reflektierte die damaligen Herausforderungen der Pflege und Psychiatrie in der DDR und bekam später, in den 1960er Jahren, den Namen Albert Schweitzer verliehen.

Bildung und Industrie in der Nachkriegszeit

In der Nachkriegszeit beherbergte der Komplex der Stiftung auch eine Behelfsschule, die dem Lehrermangel mit Schulhelferinnen begegnete. Später wurde der Bildungsbereich durch die Rückkehr der Schule an ihren ursprünglichen Standort und die Weiterbildung von qualifizierten Frauen als Lehrerinnen weiterentwickelt. Die lokale Industrie war durch kleinere Handwerksbetriebe und die Landwirtschaft geprägt, während die ehemalige Landgemeinde Blankenburg ihre mittelalterliche Dorfstruktur bewahrte.

Bewahrung des märkischen Charakters und moderne Entwicklungen

Die städtebaulichen Veränderungen nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 umfassten Pläne für ein Neubaugebiet in Blankenburg, die jedoch aufgrund mangelnden Bedarfs nicht umgesetzt wurden. Somit bleibt der alte märkische Charakter des Ortes erhalten. Im 21. Jahrhundert wurde die Freizeitinfrastruktur mit einem Golfressort erweitert, das sich bis zum Dorf Malchow erstreckt und eine neue Erholungsmöglichkeit für die Berliner Bevölkerung bietet.