Das beschauliche Dorf Rosenthal blickt auf eine reichhaltige Geschichte zurück. Im Schatten seiner Nachbardörfer Buchholz, Pankow, Blankenfelde und Niederschönhausen, die teilweise slawische Ursprünge haben, hebt sich Rosenthal durch seine rein germanische Siedlungsform ab. In diesem Blogbeitrag erkunden wir die Ursprünge und historischen Meilensteine Rosenthals, von seiner Gründung im 13. Jahrhundert bis hin zu den bedeutenden Adelsfamilien, die das Dorf prägten.
Frühe Siedlungsgeschichte
Die Entstehung von Rosenthal
Rosenthal entstand im Zuge der Neubesiedelung des Barnimer Landes im frühen 13. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte jedoch erst 1356 unter dem Namen „Rosendalle“. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Pfarrer namens Jakob verzeichnet, was auf eine etablierte kirchliche Präsenz im Dorf schließen lässt.
Die Kirche von Rosenthal
Ein weiteres Zeugnis der frühen Geschichte ist die Kirche am Anger, deren Baustil darauf hinweist, dass Teile des Gebäudes möglicherweise schon im 12. Jahrhundert errichtet wurden. Diese Annahme wird durch die Tatsache gestützt, dass der Pfarrei nur zwei Hufen Land zustanden, ein Indiz für eine frühere Gründung, da spätere Pfarrhöfe üblicherweise mit vier Hufen ausgestattet wurden. Archäologische Ausgrabungen im Jahr 1998 auf dem ehemaligen Schlossgelände bestätigten, dass das Dorf um 1230 gegründet wurde, als Balken für den Bau gefällt wurden.
Adlige und ihre Einflüsse
Familie von Krummensee
Die Familie von Krummensee spielte eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von Rosenthal. Sie besaßen im 14. Jahrhundert die wichtigsten Rechte im Dorf, darunter die Pacht, die Bede, den Wagendienst und die Gerichtsbarkeit. Ihr Reichtum und Ansehen erstreckten sich auch auf die Besitztümer in der Stadt Altlandsberg und im Nachbardorf Buchholz, wo sie ihren Familiensitz hatten. Es wird angenommen, dass die Familie von den Meißner Markgrafen abstammte und ihren Namen vom Krummensee bei Königs Wusterhausen ableitete, einem Gebiet, das damals unter der Hoheit des Markgrafen von Meißen stand.
Stiftertum und Verbindungen zu Berlin
Die Verbundenheit der Familie von Krummensee mit der Region und insbesondere mit Berlin äußerte sich unter anderem in einer Schenkung an die Marienkirche, wo sie den Altar des Leibes Christi stifteten. In der Schlosskirche von Schöneiche befinden sich zudem die Grabmäler von Elisabeth, Wilhelm und Christoffel von Krummensee, die ihre enge Verbindung zur lokalen Kirche und ihr Vermächtnis in der Region belegen.
Die Entstehung und frühe Geschichte Rosenthals
Im Jahr 1375 wird der Name „Rosenthal“ im Landbuch der Mark Brandenburg erwähnt, einem Dokumentationswerk, das unter Markgraf Karl IV. entstand und seine Ländereien auflistete. Zu dieser Zeit verfügte das Dorf über 72 Hufen, eine Maßeinheit für Land, wovon die Pfarre zwei Hufen selbst bewirtschaftete. Der Großteil der Hufen war verpachtet und musste Zins und Abgaben, die sogenannte Bede, entrichten.
Die Herrschaft der Familie von Krummensee
Die Familie von Krummensee spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte Rosenthals und wird häufig in historischen Dokumenten in Verbindung mit dem Ort genannt. Sie besaßen das Gut ungeteilt und waren für die Pacht von 15 Hufen sowie für verschiedene Dienste und Abgaben verantwortlich. Ihre Besitzansprüche wurden in den Jahren 1416 und 1451 im Landschlossregister bestätigt, und Kurfürst Joachim I. gewährte Hans von Krummensee 1518 das Recht, den Kalandsbrüdern eine Rente aus dem Krug von Schönfließ zu verschreiben.
Der Wandel des Besitzes im 16. Jahrhundert
Bis ins Jahr 1557 blieb Rosenthal fast ausschließlich im Besitz der Familie Krummensee. Danach ging das Dorf durch einen Tauschhandel an Michel Happe von Hapberg, der auf dem vier Hufenhof einen Rittersitz begründete. Das Rittergut wechselte in der Folgezeit mehrmals den Besitzer, bis es 1567 an den Kurfürsten Joachim II. Hektor verkauft wurde. Dieser überließ es seiner Geliebten Anna von Sydow und ihrem Sohn Andreas als Leibgedinge. Nach verschiedenen Erbfolgen und Vertragsannullierungen gelangte das Gut schließlich in die Hände der Familie von der Gröben.
Rosenthal unter der Familie von Götz
Die Familie von Götz erwarb das Rittergut Rosenthal und vergrößerte es durch den Zukauf von acht Hufen. Sie befreiten ihre Hufen von Abgaben und übernahmen das Lehnschulzengericht. Unter Sigismund von Götz erlebte Rosenthal eine wirtschaftliche Blüte, indem die Bauern verpflichtet wurden, ihr Korn in seiner Mühle zu mahlen. Die Jagd und Landwirtschaft waren zu dieser Zeit die Haupterwerbsquellen des Dorfes.
Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges
Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch in Rosenthal tiefe Spuren. Nach dem Krieg waren nur noch wenige Bauernhöfe bewirtschaftet, und die Dorfgemeinschaft hatte stark gelitten. Rosenthal konnte von den geforderten Kriegskontributionen nur einen geringen Betrag beisteuern, was seine schwierige wirtschaftliche Lage verdeutlicht.
Rosenthals Entwicklung im 17. Jahrhundert
Nach dem Tod von Sigismund von Götz kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen seinen Söhnen. Sein Sohn Zacharias Ferdinand Friedrich, ein kurfürstlicher Kammerherr, erbte das Gut und begann mit der Ansiedlung von Leinewebern, was zu einer Diversifizierung der lokalen Wirtschaft führte. Trotz wachsender Hufenzahlen des Rittergutes und der Wiederansiedlung von Handwerkern blieben einige Bauernstellen wüst, was die anhaltenden Schwierigkeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg widerspiegelt.
Die Geschichte Rosenthals ist geprägt von Herrschaftswechseln, wirtschaftlichem Wachstum und Rückschlägen durch Kriege. Die Dokumente des 14. bis 17. Jahrhunderts zeigen ein Dorf, das sich trotz der Herausforderungen weiterentwickelt und angepasst hat. Die Besitzverhältnisse und sozialen Strukturen spiegeln die typischen historischen Prozesse jener Zeit wider und bieten einen faszinierenden Einblick in die ländliche Geschichte der Mark Brandenburg.
Rosenthals Entstehung und Entwicklung unter Friedrich III.
Die Entstehung des Lustschlosses in Rosenthal
Nachdem das Rittergut Rosenthal erneut in den Besitz der Hohenzollern überging, beauftragte Friedrich III. im Jahr 1694 einen Arrendator mit der Verwaltung des Gutes. Mit dem Ziel, einen Ort der Erholung und des Vergnügens zu schaffen, initiierte der Monarch den Bau eines Lustschlosses sowie die Anlage eines prächtigen Parks auf dem Gutsgelände. Die gestalterischen Pläne für das Schloss waren womöglich im Wandel, da eine Radierung von 1737 eine andere Darstellung des Schlosses zeigt als eine Zeichnung aus dem Jahr 1707. Es bleibt unklar, ob das Schloss nachträglich umgestaltet wurde oder ob die frühere Zeichnung lediglich eine künstlerische Vision darstellte.
Architektur und Gartenkunst im Wandel der Zeit
Das Übergabeprotokoll von 1726 liefert detaillierte Informationen zur Bauweise und Ausstattung des Lustschlosses. Es beschreibt die Verwendung lokaler Materialien wie Holz, Feldsteine, Ziegel und Rüdersdorfer Kalkstein für den Bau des Schlosses, welches aus zwei dreieckig angeordneten, zweistöckigen Flügeln bestand. Zusätzlich gehörten ein Marstall, ein Meiereigebäude, Ställe und Scheunen zum Ensemble. Die Innenausstattung umfasste einen Saal, Galerie, diverse Stuben und Kammern, eine Schlafstube, ein Schreibkabinett sowie ein Esszimmer mit angrenzender Küche und Vorratskammer. Der umgebende Garten zeichnete sich durch heimische Obstgehölze sowie exotischere Pflanzen wie Pfirsich-, Aprikosenbäume und Weinreben aus.
Rosenthals gesellschaftliches Leben im 18. Jahrhundert
Im Jahr 1705 wurde das Dorfleben in Rosenthal durch die Neubesetzung zweier Kossätenhöfe bereichert. Es etablierten sich verschiedene Handwerker und Dienstleister im Dorf, darunter ein Wohnschmied, ein Pachtschäfer, ein Hirte und ein Schweiner. Auch der königliche Hof profitierte von der lokalen Expertise eines Wildkehrers und eines Hasenjägers. Im Laufe des Jahrhunderts siedelten sich weitere Handwerker wie Weber und Stellmacher an. Der Ortsname „Rosenthal“ setzte sich ab 1705 endgültig durch und ist bis heute erhalten. Mit dem Bau des königlichen Schlosses erlangte Rosenthal eine ähnliche Bedeutung wie das benachbarte Gutsdorf Schönhausen.
Verwaltung und Nutzungswandel unter Friedrich Wilhelm I.
Mit der Übernahme des Gutes durch Friedrich Wilhelm I., bekannt als der Soldatenkönig, im Jahr 1713 änderte sich die Nutzung des Schlosses und der Ländereien erheblich. Der König zeigte kein Interesse an prunkvollen Bauten und ordnete die Gutsdörfer in die Verwaltung der Staatsdomänenämter ein. Die zum Schloss gehörende Fasanerie wurde aufgelöst, jedoch später unter Friedrich II. wiederbelebt. Trotz der zwischenzeitlichen Nutzung als Amtshaus verfiel das Schloss zunehmend und verschwand schließlich um 1780 von den Landkarten. Das Gelände diente fortan als Gutshof und wurde bis auf drei denkmalgeschützte Gebäude im Jahr 1990 abgerissen.
Vermächtnis des Schlosses und Rosenthals heutige Identität
Obwohl das Lustschloss nicht mehr existiert, hat sich der Name „Fasanengarten“ für ein Flurstück in Rosenthal bis heute gehalten. Dies zeugt von der langen Geschichte und den Veränderungen, die das Areal erlebt hat. Die Residenzstraße könnte ihren Namen dem ehemaligen Schloss zu verdanken haben, obwohl auch eine Verbindung zur Stadt Berlin möglich ist. Rosenthals Geschichte ist ein Beispiel für den Wandel von Landsitzen der Adeligen zu modernen Gemeinden und zeigt, wie die Vergangenheit in den Straßennamen und der lokalen Kultur weiterlebt.
Historische Entdeckungen und Entwicklungen in Rosenthal
Vom Ackerbau zur Jagd: Die Veränderung der Landnutzung
Im 18. Jahrhundert begann eine Diversifizierung in der Landnutzung von Rosenthal. Neben der Landwirtschaft gewann die Jagd an Bedeutung, und es wurden zahlreiche Jagdhäuser errichtet. Die Statistiken von 1728 zeugen von einer beachtlichen Zahl an erlegten Tieren, was die Bedeutung der Jagd unterstreicht. Im Jahr 1772 wurden Kolonistenstellen an Gärtnersfamilien übergeben, die Hopfen und Gemüse anbauen sollten. Interessant sind die damaligen Regelungen, die einen vorzeitigen Verkauf der Höfe einschränkten, um die landwirtschaftliche Kontinuität zu sichern.
Windmühlen und Mahlzwang: Die Mühlenbewegungen
Die Geschichte der Mühlen in Rosenthal ist geprägt von Anpassungen an die lokalen Gegebenheiten. Der Bau einer neuen Mühle am Dorfrand wurde genehmigt, nachdem die Hermsdorfer Mühle durch den Wuchs junger Fichten beeinträchtigt wurde. Dieser Umzug brachte nicht nur einen neuen Mahlzwang mit sich, sondern erleichterte auch den Einwohnern von Rosenthal das Leben, da sie nun nicht mehr den Weg nach Hermsdorf auf sich nehmen mussten.
Landwirtschaftliche Prägung und städtische Übernahme im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert erlebte Rosenthal wichtige Veränderungen. Das ritterliche Vorwerk wurde verkauft, und mit der Familie Neumann und später von Grumtau traten neue Eigentümer auf. Die Nutzung des Gutes durch die Stadt Berlin für Rieselfelder markiert einen signifikanten Wandel in der Landnutzung. Die Bevölkerungszahlen blieben trotz einiger Zuzüge gering, was durch die Nutzung der Ländereien als Rieselfelder mitbedingt war.
Bevölkerungswachstum und industrielle Entwicklung
Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem deutlichen Anstieg der Einwohnerzahl durch die Gründung der Landhauskolonien Wilhelmsruh und Nordend. Während Wilhelmsruh vor allem durch Industrieansiedlungen wuchs, entwickelte sich Nordend im Umfeld der Friedhöfe Berliner Gemeinden. Die Kolonie Nordend florierte durch gärtnerische Betriebe, und Wilhelmsruh zog aufgrund der Suche nach neuen Standorten für das Weddinger Stammwerk der Schwerindustrie Aufmerksamkeit auf sich.
Archäologische Sensationen Ende des 20. Jahrhunderts
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden auf einem alten Gutshof Ausgrabungen durchgeführt, die sensationelle Ergebnisse hervorbrachten. Die Fundamente, wie sie in den Zeichnungen von Broebes dargestellt sind, konnten zweifelsfrei identifiziert werden. Zudem kam der ehemalige Wohnturm der Krummensees ans Licht, dessen Errichtung man in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datieren konnte. Die zeitgleiche Entstehung von Wohnturm und Dorfkirche sowie deren unmittelbare Nähe zueinander ist bemerkenswert und bietet Einblicke in die mittelalterliche Struktur des Ortes.
Verwaltungsänderungen und das Wahrzeichen Dorfkirche
Mit der Eingemeindung in den Bezirk Pankow im Jahr 1920 und der späteren Rückführung von Wilhelmsruh erlebte Rosenthal administrative Veränderungen. Das ursprüngliche Wahrzeichen, der Wasserturm, wurde abgerissen, doch die Dorfkirche bleibt als Zeugnis vergangener Zeiten erhalten. Sie ist nicht nur architektonisch bedeutend, sondern auch reich an Geschichte, wie das Reliefmedaillon der Familie von Gumtau belegt.
Schlussfolgerung
Rosenthal, heute ein Teil Berlins, hat eine reiche und vielschichtige Vergangenheit. Von mittelalterlichen Fundamenten über landwirtschaftliche Veränderungen bis hin zur industriellen Entwicklung hat der Ort zahlreiche Transformationen erlebt. Die Dorfkirche als verbleibendes Wahrzeichen erinnert an die historische Tiefe dieses einzigartigen Ortes.