Botanischer Volkspark Pankow: Eine Oase der Bildung und Erholung

Der Botanische Volkspark Pankow, dessen Grundstein am 2. Dezember 1909 gelegt wurde, hat eine reiche Geschichte, die eng mit dem Engagement und der Vision des Gartendirektors Albert Brodersen verknüpft ist. Ursprünglich als Rieselfelder vorgesehen, wandelte sich das Gebiet dank des Widerstands der Pankower Bürger in einen grünen Bildungs- und Erholungsraum um. Brodersen, der 1910 zum Stadtgartendirektor in Berlin ernannt wurde, hatte bereits Erfahrung mit der Gestaltung öffentlicher Grünanlagen, wie dem Königspark in Guben, und war für seine Reisen und Studien in der Garten- und Landschaftsarchitektur bekannt.

Entwicklung des Schulgartens

Der Botanische Volkspark Pankow, ursprünglich als „Städtischer Schulgarten“ konzipiert, sollte eine didaktische Funktion erfüllen. Bereits 1874 wurde der erste Schulgarten Berlins im Wedding am Gesundbrunner Humboldthain von Gustav Meyer gegründet. Der Garten diente als „Pflanzenliefergarten“ zur Versorgung von Schulen mit botanischem Anschauungsmaterial. Die Pankower Anlage folgte diesem Bildungsanspruch und erweiterte das Angebot um eine geologische Wand, die mit ihren 123 Gesteinsformationen einzigartig in Deutschland ist.

Pflanzenvielfalt und geologische Wand

Der Garten im Humboldthain, der als Vorläufer des Botanischen Volksparks gilt, bestach bereits mit einer beeindruckenden Pflanzenvielfalt. Mit den Jahren kamen verschiedene Beete hinzu, die eine systematische Ordnung der Pflanzenarten ermöglichten. Die geologische Wand, die 1894 hinzugefügt wurde, dient als lebendiges Lehrmittel für die geologische Bildung.

Bildungsfunktion und Lehrmittel

Der Botanische Volkspark Pankow spielte eine zentrale Rolle in der Bildungslandschaft Berlins. Über 400 Schulen wurden mit Pflanzenmaterialien aus dem Garten beliefert. Rektor Schmidt erstellte im Auftrag des Stadtschulrats ein Handbuch, das als Referenz für Berliner Lehrer dienen sollte und ausschließlich die in Berlin verfügbaren Pflanzen aufführte.

Albert Brodersens Einfluss und Vermächtnis

Albert Brodersens Wirken als Stadtgartendirektor hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die grünen Freiräume Berlins. Neben dem Botanischen Volkspark Pankow trug er zur Gestaltung des Schönholzer Heides, der Erweiterung des Viktoria-Parks und der Anlage des Waldfriedhofs in Dahlem bei. Seine Arbeiten reflektierten das Ideal des „Hauses im Grünen“, das auch Max Liebermann für seinen Garten an der Villa am Wannsee verfolgte. Brodersens Tod am 4. Januar 1930 in Berlin markierte das Ende einer Ära in der Gartenkunst der Stadt.

Heutige Bedeutung des Parks

Heute ist der Botanische Volkspark Pankow ein geschätzter Ort der Erholung und Bildung. Die Besucher können die Vielfalt der Pflanzenwelt erkunden, an geführten Touren teilnehmen und die historische geologische Wand bestaunen. Mit seiner Kombination aus historischem Erbe und natürlicher Schönheit ist der Botanische Volkspark Pankow ein lebendiges Denkmal der Gartenkunst und ein unverzichtbarer Teil des grünen Berlins.

Die Umsiedlung des Humboldthain Gartenanlagen (1909-1929)

Zwischen 1909 und 1911 begann die aufwendige Verlegung der Gartenanlagen aus dem Humboldthain in das nordöstliche städtische Gutsgelände auf der Gemarkung Blankenfelde. Dies markierte den Beginn eines langjährigen Projekts, das den Grundstein für den heutigen Botanischen Volkspark legte. Die Anlage des „Botanischen Hauptschulgartens“ war ein komplexes Unterfangen, das erst 1929 vollständig abgeschlossen wurde.

Pflanzen- und Baumvielfalt als Lernmittel

Der Park ist geprägt durch eine Vielzahl an heimischen Baumarten wie Hainbuche, Eiche, Bergahorn, Buche und Fichte, die nicht nur das Ambiente bereichern, sondern auch als lebendige Lehrmittel für den Schulunterricht dienen. Der eiszeitliche Boden bot ideale Bedingungen für die Kreation eines naturnahen Wald-, Wiesen- und Teichgeländes, das bis heute erhalten ist.

Der Zentrale Städtische Schulgarten

Mit der Zeit entwickelte sich der einstige Hauptschulgarten zu einem „Zentralen Städtischen Schulgarten“, der nicht nur dem Schulgartenunterricht diente, sondern auch für Naturkunde- und Zeichenstunden genutzt wurde. Die Kinder wurden auf spielerische Weise an die Natur herangeführt, lernten die Kräuterkunde, unterschieden Baumarten anhand ihrer Blätter und sammelten im Herbst Laub für Bastelarbeiten.

Frühlingserwachen und Erntezeit

Im Frühjahr erlebten die Kinder die Schönheit der Obstbaumblüte und lernten, eigene Beete anzulegen und zu pflegen. Die Erntezeit gab ihnen die Möglichkeit, die Früchte ihrer Arbeit zu genießen. Der Park war auch ein Ort der Freude und des Lernens, wo Kinderfeste in den Anfangsjahren zu einer geliebten Tradition wurden.

Die Gewächshäuser des Botanischen Volksparks

Die imposanten Gewächshäuser des Parks, erbaut zwischen 1928 und 1929, sind ein Highlight für Besucher. Mit zwei turmartigen Strukturen, verbunden durch einen flachen Glashausgang, bieten sie Einblicke in die Welt empfindlicher tropischer Pflanzen. Der Palmen- und Kakteenturm, bei den Pankowern bekannt, sind nicht nur ein botanisches Wunder, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk.

„Audienz bei der Königin der Nacht“

Ein besonderes Ereignis ist die Blüte des Schlangenkaktus, die „Königin der Nacht“, die jedes Jahr Ende Juni oder Anfang Juli Besucher zu einem nächtlichen Spektakel einlädt. Zu Ehren dieser Prachtentfaltung wird das Blütenfest „Audienz bei der Königin der Nacht“ veranstaltet, ein Ereignis, das den Park in eine zauberhafte Welt verwandelt.

Botanischer Garten Pankow: Die Nachkriegsjahre und der Wiederaufbau

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand Berlin, wie viele andere Städte, vor der Herausforderung, die massiven Zerstörungen zu bewältigen. Die Gewächshäuser und der Garten des Städtischen Schulgartens Blankenfelde waren ebenfalls stark beschädigt und verwildert. Durch intensive Bemühungen gelang es bis 1950, die Anlagen wieder nutzbar zu machen und die Gewächshäuser neu zu verglasen. In dieser schwierigen Zeit wurde der Schulgarten primär für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt, um die leidende Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen.

Rückkehr zur pädagogischen Nutzung

1948 fasste der Magistrat von Berlin den Beschluss, die Schulgartenanlage wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuzuführen. Die Übergabe des Geländes im Jahr 1952 an die Jungen Naturforscher symbolisierte die Rückkehr zur pädagogischen Nutzung. Unter dem Namen „Städtischer Schulgarten Blankenfelde“ diente der Garten fortan Berliner Schülern in Arbeitsgemeinschaften als naturkundliches Projekt. Mit besonderem Engagement pflegten die Kinder in verschiedenen Brigaden, wie der Gemüse- und Schweinebrigade, das Gelände und beschäftigten sich mit landwirtschaftlichen Themen.

Eine Phase der Vernachlässigung

Ab 1966 begann das Gelände zu verkommen, da viele Schulen eigene Schulgärten in unmittelbarer Nähe eingerichtet hatten. Dies führte zu einer Vernachlässigung des Städtischen Schulgartens in Blankenfelde.

Vision eines Botanischen Gartens

Während der Teilung Berlins kam die Idee auf, aus dem Städtischen Schulgarten das Pendant zum Botanischen Garten in Dahlem zu schaffen. 1977 übernahm die Humboldt-Universität zu Berlin das Gelände für Forschung und Lehre und begann mit der Planung, den „Botanischen Garten der Hauptstadt der DDR“ zu etablieren. Bis zur politischen Wende war der ehemalige Schulgarten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Botanischer Volkspark Pankow – Eine Oase inmitten Berlins

Mit der Wiedervereinigung Berlins wurde das Projekt des „Botanischen Gartens (Ost)“ aufgegeben. In den 1990er Jahren erkannte die Stadt Berlin den historischen und ökologischen Wert des Geländes und stellte den Park als Gartendenkmal unter Schutz. Seit 1995 ist der Park, nun als „Botanischer Volkspark Pankow“ bekannt, wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute lädt der Park Besucher ein, in seinem historischen Ambiente die Vielfalt der Pflanzenwelt zu entdecken und einen Ort der Ruhe und Erholung zu genießen. Der Botanische Volkspark Pankow steht als Zeugnis der Geschichte und als grüne Oase für die Einwohner Berlins und seine Gäste.

Ein Tor zur Natur: Der Eintritt in den Botanischen Volkspark Pankow

Der Botanische Volkspark Pankow ist ein wahrhaftes Paradies für Naturliebhaber und Kultursuchende. Betreten Sie den Park über den Eingang in der Blankenfelder Chaussee und lassen Sie sich von den weitläufigen Beeten, die Sie direkt zu den imposanten Gewächshäusern führen, verzaubern. Die Kombination aus Wasser- und Steingärten, ergänzt durch einen Schattenstaudengarten, bietet schon zu Beginn Ihres Besuches einen vielseitigen Eindruck von der Schönheit des Parks.

Kunst trifft Natur: Skulpturenausstellung im Grünen

Lassen Sie sich von den Skulpturen entlang der Wege überraschen, die Teil einer Kunstausstellung sind. Künstler nutzen den Park als Inspirationsquelle und stellen ihre Werke aus, was dem Spaziergang eine einzigartige kulturelle Note verleiht.

Vielfalt unter Glas: Die Hochgewächshaustürme

Die beiden zentralen Hochgewächshaustürme bilden das Herzstück des Parks. Nach einer umfassenden Restaurierung, finanziert durch die Lotto-Stiftung und das Bezirksamt Pankow, sind sie nun wieder für das Publikum zugänglich. Entdecken Sie die Vielzahl an Blumen- und Pflanzenarten, die sorgfältig mit kleinen Schildern benannt sind, und erweitern Sie Ihr Wissen über die botanische Vielfalt.

Naturschätze entdecken: Der Kräutergarten und die geologische Wand

Wandeln Sie weiter auf dem naturräumlichen Gelände und entdecken Sie den Kräutergarten, gefolgt von der beeindruckenden geologischen Wand. Diese Elemente verleihen dem Park nicht nur eine lehrreiche Komponente, sondern auch ein ästhetisches Erlebnis.

Ein Wald voller Leben: Das Arboretum und die heimischen Wälder

Das „Kleine Arboretum“ und der angrenzende Mischwald sind ein Highlight für Dendrologen und Naturliebhaber. Hier wächst unter dem Schutz mächtiger Buchen das größte Bärlauch- und Aronstabvorkommen Berlins. Die Teiche im Wald sind malerisch eingebettet und bieten zahlreichen Wasserlebewesen einen natürlichen Lebensraum.

Nahtloser Übergang: Vom Park in den Naturpark Barnim

Der Botanische Volkspark geht nahtlos in die Landschaft des Naturparks Barnim über. Hier erwartet Besucher eine offene Landschaft mit Feldern, Wiesen und charakteristischen märkischen Alleen, die zum Verweilen und Entdecken einladen. Vor allem die Obstbaumallee mit über fünfundvierzig verschiedenen Apfelsorten ist zur Baumblüte ein echtes Spektakel.

Tierische Begegnungen und landwirtschaftliche Einblicke

Nach einem Spaziergang durch die Obstbaumallee kommen Sie zum Tiergehege und zum Forst. Weiter führt der Weg an bewirtschafteten Feldern vorbei und mündet im Hochwald. Der Naturlehrpfad ermöglicht tiefe Einblicke in die lokale Flora und Fauna.

Kulturelle Schätze in Blankenfelde

Eine Verbindung führt Sie direkt in das idyllische Angerdorf Blankenfelde mit seiner historischen Alten Heerstraße, der alten Schmiede und dem Kriegsdenkmal. Hier können Sie einen Eindruck von der regionalen Geschichte gewinnen, bevor das Tegeler Fließtal zu weiteren Entdeckungen einlädt.