Stadtgartendirektor Albert Brodersen, gemalt 1920 von Max Liebermann Auf den zuvor für Rieselfelder vorgesehenem Feldfluren im ausklingenden 19. Jahrhundert, plante der Schleswig-Holsteiner und Gartendirektor Albert Broderson nach der Grundsteinlegung am 2. Dezember 1909 zwischen Blankenfelde, Nordend, Buchholz und Rosenthal einen Hauptschulgarten mit einer Größe von ca. 34 ha. Erfolgreich hatten sich die Pankower Bürger dagegen gewehrt, dass die stinkenden Rieselfelder bis an die Zäune ihrer Schrebergärten reichten. Der Magistrat gab das Vorhaben auf und machte den Weg frei für den wohl zweitschönsten Garten in Berlin. Mit der Ausführung wurde Alexander Weiß beauftragt, der im Jahr 1925 mit Planung und Ausführung der Gestaltung der Schönholzer Heide beauftragt wurde. Der Planer und Gartendirektor Albert Broderson wurde 1910 Stadtgartendirektor in Berlin. Sein beruflicher Werdegang begann 1884 an der königlichen Lehranstalt in Proskau und mit dem Bestehen des Examen als königlicher Obergärtner in Potsdam-Wildpark. Unter seiner Feder stand schon zuvor der Königspark in Guben und begab sich für seine Arbeit europaweit auf Studienreisen. Dabei beschäftigte er sich nicht nur mit der Gartenkunst, sondern widmete sich auch der Architektur und dessen Zusammenspiel mit der Landschaftsgestaltung. Nachdem er mit der Planung des „Städtischen Schulgartens“ beauftragt wurde, kam gleich ein Jahr später und nun als Berliner Stadtgartendirektor der nächste Auftrag, nachdem die Stadt zahlreiche Frei- und Grünflächen aufkaufte. So unter Anderem auf dem ehemals Königlich Botanischen Garten an der Potsdamer Straße, der durch den Gartendirektor Albert Broderson umgestaltet wurde. Zwischen 1913-16 war er mit der Erweiterung des Viktoria-Parks und zwischen 1931-33 mit der Anlage des Waldfriedhof’s in Dahlem beauftragt worden, auf dem prominente Berliner ihre Ruhe fanden. Zu seinen Arbeiten zählten auch der Schlosspark der Familie Siemens in Biesdorf und die praktische Umsetzung der „Idee vom Haus im Grünen“, eine von Max Liebermann’s Ideen für die Gestaltung seines Gartens um die Villa am Wannsee. Albert Brodersen behielt das Amt als Stadtgartendirektor bis 1925 inne, er verstarb am 4. Januar 1930 an einem Herzschlag in Berlin.
Palmenhaus im Humboldthain 1899Der Zentrale Schulgarten Berlin’s wurde eigentlich schon 1874 im Wedding am Gesundbrunner Humboldthain gegründet. Vom ersten Gartendirektor Gustav Meyer wurde der erste in der Reichshauptstadt sogenannte „Pflanzenliefergarten“, der zur Versorgung von botanischen Anschauungsmaterial an Berliner Schulen angelegt. 1893 wurde mit der Bepflanzung des etwa 850 qm großen Gartens im Humboldthain begonnen. Nach zwei Jahren waren schon fünf große Beete sowie zwei lange Seitenbeete angelegt, die insgesamt 249 Gewächsarten auf kleinen, nach dem natürlichen System geordneten Quartieren beherbergten. Ein Besuch des Garten, bei Ausflügen durch Schulklassen, war eher nicht vorgesehen. Nur unter Ausnahmen, der Wiederholung und Vertiefung des bereits Erarbeiteten möglich.
Über 400 Schulen werden in Berlin mit den botanischen Materialien versorgt. 1894, zwanzig Jahre später wurde der Garten mit einer geologischen Wand ausgestattet. Die geologische Wand setzt sich zusammen mit Gesteinsarten aus Schichten der obersten Erdkruste und kommen aus den verschiedensten Gegenden Mitteleuropas. Mit über 50 m Länge, 2,5 m Höhe und über 123 Gesteinsformationen ist diese einzigartig in Deutschland. Rektor Schmidt wurde vom damaligen Stadtschulrat von Berlin beauftragt ein Buch zu verfassen, welches ausschließlich von der Stadt Berlin lieferbare Pflanzen beinhalten sollte und als ein Handbuch für Berliner Lehrer dienen sollte. Das 1914 erschienene Handbuch enthielt im Vorwort zur neuen und großzügigen Anlage in Blankenfelde folgende Worte;
„Die eine Hälfte des Gartens umfaßt die großen Kulturflächen, auf denen die Unterrichtspflanzen herangezogen werden. Auf der anderen Hälfte sind Pflanzengenossenschaften geschaffen, um den Schulen bei ihren Ausflügen Gelegenheit zu geben, hier an Ort und Stelle die in den modernen Lehrplänen übereinstimmend geforderten Orts- und Lebensgemeinschaften in einer für die Schule geeigneten Gestalt zur Anschauung zu bringen. Große Gartenteiche am Rande des Schulgartens bieten Gelegenheit , die Wasser- und Uferflora zu betrachten. Ein geräumiges tropisches Nutzpflanzenhaus führt die wichtigsten ausländischen Kulturpflanzen in lebenden Exemplaren vor. Das alte Vivarium des Humboldthains erhält in erweiterter Gestalt zusammen mit der geologischen Wand im neuen Garten einen würdigen Platz. Räume für Unterkunft bei eintretender Ungunst der Witterung wie auch für Unterrichtszwecke sind in der Entstehung begriffen. Bienenstände in vorzüglicher Verfassung geben Gelegenheit, die emsigen Bestäuber der Pflanzen bei der Arbeit zu sehen. Die angrenzenden Spielwiesen laden nach ernster Arbeit die den Garten besuchenden Schulen zu fröhlichem Turnspiel ein…“
Städtischer Schulgarten in Berlin-Blankenfelde 1930Zwischen 1909-11 begann eine mühselige und auch langwierige Umsiedlung des Gartenanlagen aus dem Humboldthain in das nordöstlich liegende städtische Gutsgelände, auf der Gemarkung Blankenfelde. Hainbuche, Eiche, Bergahorn, Buche und Fichte reihen sich in das Ambiente des Parks, zeigen die verschiedenen Waldformen und dienten den Schülern als Anschauung für ihren Unterricht. Stein- und Kräutergarten, an den Wegen angelegte Blumenstauden- und Pflanzenarrangement bieten den Betrachter einen Einblick in Landschaftsgestaltung mit optimaler Nutzung. Das eiszeitliche Bodenrelief bot die optimale Voraussetzung für ein naturnahes Wald-, Wiesen- und Teichgelände. Einzigartig für Berlin’s Parkanlagen ist, dass auf dem Areal die Dreifelderwirtschaft mit kleineren bestellten Feldern zu finden sind, die für die Veranschaulichung des Ackerbau’s standen. An ihnen gesellten sich die typischen Wiesenlandschaften, die sich fließend mit der Barnimer Feldmark vereinen. Nicht vergessen, wurden die ebenfalls allerorts in der Mark Brandenburg zu findenden Obstbaumalleen, die in verkleinerter Form auch vorhanden sind. Für dessen Bestäubung zum Frühjahr waren eigens angelegte Bienenvölker vorhanden. Ab 1911 übernahm der neue Schulgarten in Pankow die Belieferung der Schulen in Berlin mit botanischen Schulungsmaterial. Der Aufbau des „Botanischen Hauptschulgartens“ dauerte noch bis in das Jahr 1929.
Mit der Zeit wurde aus dem normalen Hauptschulgarten ein Ensemble aus der Flora der Mark Brandenburg. Durch Anpflanzung eines Mischwaldes mit heimischen Sträuchern und Bäumen entstand nicht nur der größte Schulgarten Europas, auch wurde der Anfang einer heimischen Botanik gelegt und wurde „Zentraler Städtischer Schulgarten“ genannt. Dieser diente nicht nur dem Schulgartenunterricht, es wurde auch hier Naturkunde unterrichtet oder die Natur des Gartens diente dem Zeichenunterricht. Die Kinder wurden spielerisch an die Natur herangeführt, lernten die Kräuterkunde, lernten Baumarten anhand des Blattwerks zu unterscheiden und sammelten im Herbst das bunte Laub für Bastelstunden. Im Frühjahr erlebten die Stadtkinder nicht nur die Schönheit der Obstbaumblüte, sie lernten kleine Beete anzulegen, diese zu pflegen und zu reifer Zeit die Ernte einzuholen. Älter Pankower erinners noch heute an die beliebten Kinderfeste der Anfangszeit, als sie verkleidet als Gänseblümchen, Kakteen oder eines der in Wald und Flur lebenden Tiere zum Fest kamen. Die Kinder bestaunten die fremdländischen Bananenstauden, Pfeffersträucher und Baumwollpflanzen aus dem Tropenhochgewächshaus. Ebenfalls beliebt bei den Kleinen waren die Vivarien mit den Schildkröten, Schlangen und anderen Getier. Laubenpieper aus der unmittelbaren Umgebung fachsimpelten mit den angestellten Gärtner über den Anbau von Pflanzkulturen.
Städtischer Schulgarten Blankenfelde 1947Die noch vorhandenen zwölf Meter hohen Gewächshäuser wurden in den Jahren 1928-29 errichtet und dienten den Kindern zur Veranschaulichung für unsere Kreise empfindlicher tropischer Pflanzen. Das Gewächshaus besteht aus zwei turmartigen Bauten, die durch einen etwas niedrigen, ebenfalls gläsernen Flachbau miteinander verbunden sind. Als Palmen- und Kakteenturm sind sie unter den Pankowern bekannt. In dem tropischen Gewächshausturm herrschen konstant über 22° C und im Kakteenhausturm gedeiht und blüht die „Königin der Nacht“ bei 8-10° C. Hier ist auch ein in Europa selten großer Schlangenkaktus mit seiner Blüte „Königin der Nacht“ zu Zuhause, die jährlich während ihrer Blütezeit zum Rendezvous einlädt. Dieser Schlangenkaktus, mit seinen imposanten Blüten bietet Ende Juni Anfang Juli dem Besucher zu einer bestimmten Nacht ihre ganze Prachtentfaltung. Ihr zu Ehren wird im Park während der Blütezeit das Blütenfest „Audienz bei der Königin der Nacht“ im Botanischen Garten veranstaltet. In den frühen Sommermonaten stehen viele tropische Pflanzen aus dem Gewächshaus gar Spalier um die beiden Türme und geben denen einen mediterranen Antlitz.
Schulgarten Blankenfelde 1961Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Gewächshäuser nicht nur stark beschädigt, auch der Garten sah äußerst verwildert aus. Mit großen Anstrengungen konnten die Anlagen bis 1950 urbar gemacht und die glaslosen Gewächshäuser verglast werden. Während der Kriegs- & Nachkriegszeiten diente der Schulgarten vorwiegend dem Anbau von Obst und Gemüse, um die Versorgung der hungernden Bevölkerung zu unterstützen. 1948 beschloss der Magistrat von Berlin die Schulgartenanlage ihrem alten Zweck zuzuführen. Mit der Übernahme des Geländes durch die Jungen Naturforscher (1952) kam der Garten wieder zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurück und diente Berliner Schülern in Arbeitsgemeinschaften als Naturkundeprojekt. Er nannte sich zu der Zeit „Städtischer Schulgarten Blankenfelde“. Als Agro-Biologische Zentralstation der jungen Naturforscher und Techniker, der Thälmann-Pioniere „Walter Ulbricht“, wird der Städtische Schulgarten von den Kindern liebevoll bewirtschaftet. So genannte Brigaden ( Gemüsebrigade, Schweinebrigade) widmen sich verschiedenen landwirtschaftlichen Themen. Ab 1966 verkam das Gelände mehr und mehr, denn viele Schulen hatten ihre Schulgärten in deren unmittelbarer Nähe. So gab es z. B. einen auf dem heutigen Areal des Pankow-Center in der Breitestraße.
Schweinedorf der Jungen Naturforscher 1956Während der Teilung Berlin’s dachte man darüber nach, aus dem „Städtischen Schulgarten“ in Berlin Blankenfelde das Gegenstück zum Botanischen Garten in Dahlem zu errichten. Um dieses Vorhaben umzusetzen übernahm im Jahr 1977 die Humboldt Universität zu Berlin für ihre Forschung und Lehre den Schulgarten und es begannen die Planungen aus dem ehemaligen Stadtschulgarten den „Botanischen Garten der Hauptstadt der DDR“ zu machen. Während dieser Zeit war der ehemalige Schulgarten der Öffentlichkeit bis zur politischen Wende nicht mehr zugänglich. Als Berlin wieder vereint wurde, war das Vorhaben vom „Botanischen Garten (Ost)“ vom Tisch. Mitte der Neunziger Jahre wurde der Park als Gartendenkmal unter dem Schutz der Stadt Berlin gestellt und dient ein Jahr später allen Besuchern als öffentliche Parkanlage und wird seither „Botanischer Volkspark Pankow“ genannt.
Der „Botanische Volkspark Pankow“ bietet heute ein abwechslungsreiches Zusammenspiel aus Natur- und Kulturlandschaft. Den zentralen Mittelpunkt bilden im Park die beiden Hochgewächshaustürme. Vom Eingang in der Blankenfelder Chaussee begleiten Ihnen großflächige Beete geradewegs zu den Gewächshäusern des Gartens. Wasser- und Steingärten ergänzt durch einen Schattenstaudengarten bieten einen anschaulichen Aspekt beim Eintritt in den Garten. Auffällig auch die Skulpturen, die den Weg säumen, sind Teil einer Ausstellung von Künstlern, die im Park das Pandan für ihre Kunst nutzen. Unmittelbar an den Gewächshäusern finden Sie zahlreiche Blumen- und Pflanzenarten, die mit kleinen Schildern benannt sind. Gleich dahinter erstreckt sich über das allmählich naturräumlich werdende Parkgelände, wo der Weg an dem Kräutergarten vorbeiführt und gleich dahinter die geologische Wand findet. Der dahinter liegende Mischwald beherbergt zahlreiche existierende Pflanzengemeinschaften mit vielen auf der „Roten-Liste“ stehenden Arten, die drendrologisch Seinesgleichen suchen. Besonders interessant, der Mitteleuropawald und das „Kleine Arboretum“, welches durch die dendrologische Abteilung des ehemaligen Schulgartens entstand. Unter dem schützenden Blattwerk der mächtigen Buchen wächst das größte zusammenhängende Vorkommen an Bärlauch und Aronstab in Berlin. Inmitten der Hochwälder liegen, malerisch eingebettet, zwei fast völlig zugewachsene Teiche, die einer Vielzahl von Wassergetier einen Lebensraum bieten. Diese Biotope sollen sich ungestört von äußeren Einflüssen selbständig entwickeln und geschützten Lebensarten ihren Freiraum lassen.
Der Park fließt weich und völlig konform in die Landschaft des Naturparks Barnim ein, wo dem Besucher eine freie Landschaft aus Feldern, Wiesen und der typischen märkischen Allee mit Obstbäumen begegnet. Diese beinhaltet über fünfundvierzig verschiedene Apfelsorten die Sie sehen können und zur Baumblüte zum Spazieren einladen. Nach Passieren der Obstbaumallee gelangen Sie zum Tiergehege und zum Forst. Anschließend kommen Sie an bewirtschafteten Feldern und einer weiteren Obstallee in den Hochwald. Neben dem Naturlehrpfad und dem fließenden Landschaftsübergang in den Barnim sind einige Teile sich selbst überlassen und bieten ebenfalls seltenen Tierarten und Pflanzen eine Oase zum Wachsen und Gedeihen. Eine Verbindung vom Park führt direkt in das kleine Angerdorf Blankenfelde mit seiner Alten Heerstraße, der alten Schmiede und dem Kriegsdenkmal. Gleich hinter dem Dorf beginnt das Tegeler Fließtal.
Mit Mitteln aus der Lotto-Stiftung und dem Bezirksamt Pankow konnten zum 100jährigen Bestehen die beiden Hochgewächshaustürme und dessen Mitteltrakt restauriert werden. Nun sind sie auch wieder für Besucher frei begehbar.
Sie erreichen den Park mit den Bussen 107 und 124 aus Tegel und Hermsdorf kommend und aus Pankow kommend. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Aufnahmen auf den Geschmack gebracht haben und bitten Sie mit Ihrem Besuch den Park zu unterstützen.