Französisch Buchholz

Die erste Besiedelung von Französisch Buchholz ist heute nicht mehr eindeutig zu rekonstruieren. Dennoch deuten Siedlungsspuren aus der jüngsten Steinzeit, die in der Nähe des heutigen Majakowskiringes entdeckt wurden, auf eine frühe menschliche Präsenz hin. Im Ortsteil Buch kam es während des Baus des Klinikums zur Entdeckung eines ganzen Dorfes aus der jüngeren Bronzezeit, was auf eine etablierte Siedlungskultur in dieser Epoche hindeutet. Auch in Buchholz selbst bezeugen zwei gefundene Bronzeschwerter die fortgeschrittene Schmiedekunst der Zeit. Mit dem Beginn der Eisenerzverhüttung setzte sich ein neuer Werkstoff durch, der sich in Waffen und Werkzeugen aus jener Zeit in Buchholz wiederfindet.

Zisterziensermönche und die Christianisierung

Um das Jahr 1180 erreichten Zisterziensermönche die Mark Brandenburg und fanden dort optimale Bedingungen vor, um ihrem strengen Regelwerk entsprechend zu leben und zu arbeiten. Theodor Fontane beschrieb in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ eindrucksvoll, wie die Mönche als Pioniere des Glaubens und der Kultur tief in heidnische Gebiete vordrangen und so den Grundstein für spätere Siedler legten.

Slawische Besiedlung und Konflikte

Zu jener Zeit waren slawische Stämme in der Region ansässig, die in einfachen Hütten lebten und ihre Existenz durch Ackerbau, Viehzucht und Fischerei sicherten. Sie praktizierten ihre eigenen religiösen Rituale und zeigten sich bei der Bekehrung zum Christentum widerstandsfähig. Angesichts der Ausbreitung des neuen Glaubens standen die Slawen vor einer Wahl: Annahme des Christentums oder Vertreibung.

Deutsche Siedler im 13. Jahrhundert

Mitte des 13. Jahrhunderts (1231) setzten die Nachkommen des askanischen Markgrafen Albrecht des Bären die Christianisierung und Besiedelung der Mark Brandenburg fort. Zu jener Zeit, als Französisch Buchholz entstand, hatten seine Nachfahren Johann I. und Otto III. bereits die Kontrolle über die gesamte Gegend. Siedler, vorwiegend aus dem Harz und dem Niederrhein, zogen zunächst in die Altmark und kamen dann in späteren Generationen über die Elbe in die Mark Brandenburg. Ortsnamen aus Pankow wie Buch, Blankenburg und Buchholz finden sich auch westlich der Elbe, während Karow und Schönhausen auf der östlichen Seite liegen. Die Siedler kamen mit Vieh und Ackerwagen, nur wenigen Habseligkeiten und erschöpft von der Reise an.

Gründung neuer Siedlungen

Die Siedler, angeführt von einem vom Landherrn ernannten Locator, suchten sich geeignete Orte zum Ansiedeln und markierten ihre Feldgrenzen. Teilweise wurden vorhandene slawische Siedlungen übernommen. Der Locator wies den Siedlern Grundstücke zu, auf denen sie ihre Fachwerkhäuser errichteten, die anfangs aus Lehm und Stroh gebaut wurden und Mensch sowie Tier unter einem Dach beherbergten. Erst mit der Zeit kam es zur räumlichen Trennung von Wohn- und Stallgebäuden. Die verbliebene slawische Bevölkerung musste sich entweder den neuen Gesetzen anpassen oder wurde zwangsweise integriert. Die gemeinschaftliche Anlage einer Aue, einer Kirche und eines Friedhofs stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Siedlergemeinschaft und förderte die Entwicklung einer stabilen Dorfstruktur.

Dorfgründung und Entwicklung von Buchholz

Anfänge und Dorfstruktur

Die Gründung des Dorfes Buchholz begann mit der Auswahl eines geeigneten Platzes durch den Locator am Rande eines Buchenwaldes. Für die zukünftige Siedlung wurden 40 Bauplätze vermessen und abgesteckt, wobei in der Dorfmitte ein Bereich für den Bau einer Kirche und einer dazugehörigen Begräbnisstätte reserviert wurde. Dieses Vorgehen war typisch für die mittelalterliche Dorfplanung, die eine zentrale Rolle der Kirche im Gemeindeleben widerspiegelte.

Landwirtschaft und Allmende

Im Anschluss daran erfolgte die Herrichtung der Feldmark für die Dreifelderwirtschaft, ein bewährtes landwirtschaftliches System, das zwischen Winterung, Sommerung und Brache wechselte. Ebenso wichtig war die Einrichtung der Allmende, die als Gemeinschaftsstall oder -weide für die Hütung von Kühen, Schafen und Schweinen diente. Diese gemeinschaftlich genutzten Flächen waren essentiell für das Überleben der dörflichen Gemeinschaft.

Holzgewinnung und Bauweise

Mit der Abholzung des Buchenwaldes begann die Gewinnung des notwendigen Baumaterials für den Dorfbau. Die Grundmauern der Gebäude wurden aus Findlingen errichtet, die in der Umgebung in großer Zahl vorhanden waren. Diese praktische Nutzung lokaler Ressourcen war charakteristisch für die mittelalterliche Bauweise.

Rolle der Mönche

Die Ankunft der ersten Mönche im Dorf markierte einen Wendepunkt im Gemeindeleben. Sie hielten Gottesdienste ab, unterstützten die Bauern mit Rat in Ackerbau und Viehzucht und halfen bei der Bestimmung der Bodenqualität. Durch die Verbreitung landwirtschaftlichen Wissens trugen sie maßgeblich zur Entwicklung der Landwirtschaft bei.

Landwirtschaftliche Produkte und Verarbeitung

Die Landwirtschaft konzentrierte sich auf den Anbau von Roggen, Gerste, Hafer, Weizen und Flachs. Letzterer wurde zu Leinen verarbeitet, was die wirtschaftliche Vielfalt des Dorfes erhöhte. Das gemahlene Getreide wurde in der nahegelegenen Mönchsmühle bei Mühlenbeck zu Mehl verarbeitet.

Natur und Umgebung von Buchholz

Buchenwald und Pankeniederung

Zur Zeit der Dorfgründung erstreckte sich ein dichter Buchenwald zwischen den Wiesen und Auen rund um Buchholz und der Pankeniederung. Dieser Wald reichte bis nach Buch und beeinflusste die Namensgebung des Ortes. Die südliche Seite von Buchholz war von sumpfigen Wiesen geprägt, die sich in der Landschaft bis heute widerspiegeln.

Landschaft und Biotop

Westlich des Dorfes befand sich eine Hochlage, die einen malerischen Blick auf Buchholz bot. In der Nähe lag der Krugpfuhl, ein Biotop und wichtiges Laichgebiet für Amphibien. Das Gebiet der Karower Teiche war damals ein Moorgebiet, das für den Torfstich genutzt wurde, was die Selbstversorgung der Dorfgemeinschaft unterstützte.

Verkehrswege und Ortskern

Die Ortsanlage war durch Wege gut mit den umliegenden Dörfern und Berlin verbunden. Diese Routen waren essentiell für Handel und Kommunikation mit anderen Siedlungen. Der historische Teil des Ortskerns von Buchholz findet sich zwischen der Bucher Straße und der abgehenden Blankenfelder Straße.

Historischer Kontext von Buchholz

Erste urkundliche Erwähnung

Buchholz, ursprünglich als Buckholtz bekannt, wurde erstmals 1242 in einer Übertragungsurkunde erwähnt, als die Markgrafen Schönerlinde an das Kloster Lehnin übergaben. Da die Grenzen der Feldmark zu diesem Zeitpunkt bereits feststanden, muss die Gründung des Dorfes früher erfolgt sein. Dies macht Buchholz zum ältesten Teil des heutigen Bezirkes Pankow.

Flurstücke und Gerichtsbarkeit

Die Flurstücke wurden in Hufen eingeteilt, die sieben bis acht Hektar bzw. achtundzwanzig bis zweiunddreißig Morgen umfassten. Der Lehnschulze, meist der Dorfvorsteher, übte die niedere Gerichtsbarkeit aus und veranstaltete die Thingtage, an denen Dorfangelegenheiten geregelt wurden. Er fungierte auch als Förster im angrenzenden Buchenwald. Dem Gutsherrn stand die höhere Gerichtsbarkeit zu.

Sozialstruktur und Abgaben

Im Dorf gab es einen Küster und eine hohe Anzahl an Kossäten, die kleine Landwirte waren. Diese mussten dem Landherrn Pacht, Zins und Bede zahlen, was die wirtschaftliche Grundlage der feudalen Ordnung bildete. Die Kossäten zahlten jeweils 8 Pfennige und gaben ein Huhn ab, während vom Krug eine Abgabe von 10 Schillingen erhoben wurde.

Die Kirche von Französisch Buchholz

Frühgeschichte und Architektur

Im Jahr 1250 begannen die Zisterziensermönche mit dem Bau des ältesten Teils der Kirche aus Feldsteinen. Dieser Bauabschnitt umfasste ein einschiffiges Langhaus mit kleinen Fenstern, charakteristisch für den spätromanischen Stil. Die ursprüngliche Balkendecke im Inneren wurde um das Jahr 1600 durch ein kunstvolles Kreuzrippengewölbe ersetzt, das auf Wandpfeilern ruhte.

Nutzung und Umbauten

Seit 1689 diente das Kirchengebäude sowohl der evangelisch-lutherischen als auch der französisch-reformierten Gemeinde für den Gottesdienst. Im Jahr 1692 erhielt die Kirche eine umfassende Ausstattung im Barockstil, einschließlich eines neuen Altars, Taufengels, einer Kanzel und eines Taufbeckens. Um das Jahr 1705 wurden die Fenster vergrößert, um die Lichtverhältnisse zu verbessern. 100 Jahre später fertigte Meister Gemeinhardt eine neue Empore für das Kircheninnere an.

Erweiterungen im 19. Jahrhundert

Im Jahr 1852 wurde das Längsschiff durch ein aus Klinkersteinen errichtetes Querschiff erweitert. Dieser Abschnitt wurde 1886 durch einen massiven Turm komplettiert, der zuvor durch einen Dachreiter auf der westlichen Seite des Längsschiffs gekennzeichnet war. Im Turm befinden sich heute historische Münzen und Urkunden, die die Geschichte des Gebäudes dokumentieren. Auch die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1886 steht als Zeugnis dieser Zeit.

Küsterhof und Schulhaus

Hinter der Kirche befindet sich der historische Fachwerkstall des Küsterhofes. Das gemeindeübergreifende Schulhaus, errichtet in den Jahren 1857 und 1858, diente den Schülern sowohl der deutschen als auch der französischen Gemeinde.

Die Geschichte von Französisch Buchholz

Landbuch Karl IV.

Zur Zeit des Landbuchs von Kaiser Karl IV. war das Dorf Buckholtz (heute als Französisch Buchholz bekannt) aufgrund finanzieller Nöte an Hans von Bredow und Tyle Repkow verpachtet. Diese erhielten Abgaben von 21 Hufen und das höhere Gericht, während weitere 13 Hufen abgabefrei waren und die Abgaben der restlichen 11 Hufen dem Markgrafen zustanden.

Adelsgeschlecht von Bredow

Das Adelsgeschlecht von Bredow spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Ortes. Mit Hans von Bredow, der vermutlich im 12. Jahrhundert unter Albrecht dem Bären in die Mark Brandenburg kam, etablierte sich das Geschlecht in der Region. Der Besitz des Gutes von Bredow befand sich einst auf dem heutigen Grundstück Hauptstraße 24. Im 15. Jahrhundert ging der alleinige Besitz an Arnt von Bredow über.

Besitzwechsel und Verwaltung

Im Laufe der Zeit wechselte der Besitz von Buckholtz mehrfach. Die Familie Röbell, die ebenfalls Besitzungen in Blankenburg, Karow und Buch hatten, blieben lange Zeit Mitbesitzer. Im Jahr 1480 erwarb Heiße Wilmersdorp den Anteil der Bredows, und später übernahm der kurfürstliche Rentmeister Nikolas Thüm die Anteile von Zeuschel und Wilmersdorp. Die Familie von Röbell verkaufte schließlich ihr Rittergut 1670 an den Freiherrn von Pöllnitz, und mit diesem Verkauf ging das ganze Dorf Buchholz in den Besitz des Kurfürsten über.

Dorfentwicklung und Zugehörigkeit

Französisch Buchholz durchlief verschiedene Phasen der Zugehörigkeit. Im Jahr 1561 wurde das Dorf einer Domäne zugewiesen und verblieb dort bis 1829. Abgesehen vom Lehnenschulzengut, welches von Abgaben befreit war, gab es keine Freihufen mehr im Dorf.

Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf Buchholz

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) hinterließ tiefe Spuren in der Geschichte vieler europäischer Regionen, so auch in Buchholz. Eine verheerende Inflation und Geldentwertung brachten den Menschen große Not. Mit dem Eindringen von Feldherr Wallenstein in die Mark Brandenburg erreichte der Krieg auch Buchholz. Die Bewohner litten schwer unter den Lasten des Krieges, da die Truppen beider Konfliktparteien auf ihre Kosten lebten, ihnen Vieh, Brot und Bier wegnahmen. Der preußische Kurfürst Georg Wilhelm, der sich in Königsberg aufhielt, war unschlüssig, welcher Seite er sich anschließen sollte. Viele Häuser standen leer oder wurden zerstört, die Felder blieben unbestellt. Flucht und Seuchen waren allgegenwärtig, und die Dörfer mussten neu belebt werden. Die Region Barnim verlor schätzungsweise die Hälfte ihrer Bevölkerung durch die Kriegsfolgen.

Die Ansiedlung der Hugenotten in Französisch Buchholz

Im Jahr 1687 leitete ein kurfürstlicher Beamter die Ansiedlung der ersten französischen Einwanderer in Buckholtz ein. Diese Hugenotten suchten aufgrund religiöser Verfolgung eine neue Heimat und fanden sie in Buchholz, was zur Entstehung des Ortsnamenzusatzes „Französisch Buchholz“ führte. Die Hugenotten etablierten eine Kolonie und begannen mit dem Anbau von Gemüse und Blumen, was bis heute das Ortsbild prägt. Die Neubesiedlung des Dorfes begann mit sechs Gärtnerfamilien und zehn Kossäten. Die für die Einheimischen zunächst fremden Fähigkeiten der Hugenotten waren sehr gefragt und wurden bereitwillig angenommen. Die Neusiedler aus Frankreich erhielten zudem gewisse Privilegien, wie die Befreiung vom Militärdienst und von Frondiensten für den Lehnschulzen oder den Markgrafen.

Integration und kultureller Austausch

Bis 1699 waren 20 hugenottische Familien mit insgesamt 86 Mitgliedern in der Kolonistenliste von Buchholz verzeichnet. Sie bildeten eine enge Gemeinschaft und waren größtenteils untereinander verwandt. Mit der Zeit fühlten sie sich immer heimischer, und es kam zu einem regen kulturellen Austausch: Deutsche Einwohner übernahmen teilweise das Vokabular und die Umgangsformen der französischen Einwanderer. Die französische Küche erfreute sich großer Beliebtheit, und deutsche Gerichte erhielten französische Bezeichnungen. Die Hugenotten konnten ihre Sprache und Traditionen beibehalten, was dazu führte, dass Französisch lange im Ort gesprochen wurde. Erst im Jahr 1826 hörte man auf, in der Gemeinde Buchholz auf Französisch zu predigen. Die Eigenarten und Gebräuche der Hugenotten trugen dazu bei, dass der Verschmelzungsprozess zwischen den Einheimischen und den französischen Neusiedlern langsamer verlief.

Etablierung der Hugenottischen Familien

Im historischen Kontext Berlins nimmt Französisch Buchholz, ein Ortsteil des Bezirks Pankow, eine besondere Stellung ein. Hier ließen sich zahlreiche hugenottische Familien nieder, die auf der Suche nach religiöser Freiheit aus Frankreich geflohen waren. Zu den alteingesessenen hugenottischen Familien zählten bedeutende Namen wie Arnoux, Aubert, de Balicourt und viele andere. Die Familie Guyot ragte dabei als größte Familie heraus. Das dörfliche Leben im Jahr 1730 war durch seine Handwerksbetriebe und die Landwirtschaft geprägt, mit Einrichtungen wie einem französischen Café und einer Erbschmiede. Deutsche Adelsfamilien wie von Blumenthal und von Wartensleben waren ebenfalls im Dorf ansässig, und Hofrath de Thomas war als Gutsbesitzer verzeichnet.

Soziale Strukturen und Einrichtungen

Die hugenottische Kolonie in Französisch Buchholz war gut organisiert und verfügte über eigene soziale und kirchliche Einrichtungen. Ein eigener Richter und ein Kantor, der auch als Lehrer tätig war, prägten das Gemeinwesen. Die hugenottische Bevölkerung war der französisch reformierten Kirche zugehörig, die im Laufe der Zeit der Praxis der Mischehen zustimmte, um Inzucht zu verhindern. Bildung wurde großgeschrieben: Im Jahr 1857/58 wurde eine eigene Schule gegründet, die später mit der deutschen Schule vereinigt wurde.

Förderung durch Friedrich den Großen

Friedrich der Große, ein bedeutender Förderer der Hugenotten, unterstützte die Gemeinde nachhaltig. Seine Affinität zur französischen Sprache und Kultur spiegelte sich in der Förderung verschiedener sozialer Projekte wider, wie dem Bau von Kranken- und Waisenhäusern, einem Gymnasium, dem Predigerstift und einer Lehrerbildungsanstalt.

Kulturelle Bedeutung und Tourismus

Französisch Buchholz zog aufgrund seiner hugenottischen Identität auch Besucher aus dem nahen Berlin an. Berühmtheiten wie Karl Friedrich Zelter und Daniel Chodowiecki berichteten von ihren vergnüglichen Besuchen. Ende des 19. Jahrhunderts versuchte die Gemeinde, das Dorf als Luftkurort zu etablieren, und warb mit der gesunden Luft und der unverfälschten Milch aus der Region.

Auswirkungen der Napoleonischen Besetzung

Während der napoleonischen Besetzung im Jahr 1806 litt Französisch Buchholz stark unter der Präsenz französischer Truppen. Die Besatzer forderten hohe Kontributionszahlungen, die die Dorfbewohner zunächst nicht aufbringen konnten. Erst unter Androhung von Gewalt gelang es, einen Großteil der Summe zu beschaffen. Nach Abzug der französischen Truppen erholte sich das Dorf jedoch rasch und setzte sein Wachstum fort.

Friedrich Nicolais Beschreibung und die Entwicklung des Parks

Im Jahr 1786 beschrieb Friedrich Nicolai in seiner „Beschreibung der königlichen Residenzstadt Berlin“ das Dorf Französisch-Buchholz, das damals 1½ Meilen von Berlin entfernt im Niederbarnimschen Kreis gelegen war. In der Nähe des Dorfes befand sich ein ansprechender Eichen- und Buchenwald, der Teil eines späteren Parkprojektes werden sollte. Zwischen 1827 und 1829 wurde ein Teil dieses Waldes unter der Aufsicht des Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné in einen Park für den Grafen Wylich und Lottum umgestaltet. Der Entwurf von 1827 diente als Vorentwurf für den neun Hektar großen Park, der durch seine zahlreichen Bepflanzungsangaben Einblicke in Lennés Verwendung verschiedener Gehölzarten und deren Komposition bietet. Ein weiterer Plan von 1829 zeigt die Entwicklung des Parks, der durch ein weitläufiges Wegenetz, lockere Baumgruppen und Wiesenräume charakterisiert ist.

Nach dem Tod des Grafen Lottum im Jahr 1841 wurde das Anwesen an den Bankier Gravenstein verkauft, der die Parkanlage für die Allgemeinheit öffnete. Zu dieser Zeit erstreckte sich der große Gutshof von der Gravensteinstraße bis über die heutige Parkstraße hinaus und beinhaltete zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Der Park wurde im Volksmund aufgrund der dort lebenden Esel, die der Kutscher Schüler betreute, „Eselpark“ genannt. Mit dem Tod Gravensteins im Jahr 1903 kaufte eine Gesellschaft das Anwesen, teilte es auf und legte die Parkstraße an.

Die Umgestaltung des Herrenhauses und des Gartens

Das Schlösschen, auch Herrenhaus genannt, wurde 1909 von der Familie Jacobi-Schwennicke erworben. Der Lotteriedirektor Jacobi ließ die angrenzenden Stall- und Wirtschaftsgebäude abreißen und errichtete stattdessen einen neuen Seitenflügel. Die Ausfahrt zur Hauptstraße wurde geschlossen und zur Parkstraße verlegt, um das Scheuen der Pferde vor den Straßenbahnen zu vermeiden. Der Gärtner Ferdinand Kettliß erhielt den Auftrag, den Garten mit seltenen ausländischen Pflanzenarten neu zu gestalten. Hugo Schwennicke, der letzte Besitzer des Grundstücks, verließ das Anwesen 1948 und das Haus wurde zu einem Jugendheim, bevor es 1953 aufgrund von Baufälligkeit geräumt werden musste. Ein Teil des Wirtschaftsgebäudes ist heute eine Kita.

Soziale Entwicklungen und Verordnungen in Französisch Buchholz

Nach der Durchführung einer Ortsbegradigung im Jahr 1856 konnte die Gemeinde ein neues Schulgebäude neben der Kirche errichten. Die hugenottischen Einwohner, bekannt für ihr soziales Engagement, förderten den Bau eines Armenhauses, das den Bedürftigen Unterkunft und mit Spenden auch den Lebensunterhalt sicherte. Die Gemeinde zeichnete sich durch eine Kultur der Gastfreundschaft und Wohltätigkeit aus, die insbesondere während der Feiertage zum Ausdruck kam.

Unter der Dorfschulzenschaft von Guyot wurde ein Ortsstatut verabschiedet, das wichtige Vorschriften für das Zusammenleben in Buchholz festlegte, einschließlich der Regelung von Hundesteuern. Eine Talersteuer pro Hund und Jahr wurde eingeführt. Das Statut brachte Klarheit in Gemeindelasten und regelte Dienstleistungen, Einquartierungslasten sowie Schul- und Kirchenlasten. Es wurde auch festgestellt, dass wohlhabende Bewohner und bestimmte Grundbesitzer zuvor zu wenig besteuert wurden, was durch das neue Regulativ korrigiert wurde.

Polizeidistrikt und Gefängnis in Französisch Buchholz

Französisch Buchholz verfügte über einen bedeutenden Polizeidistrikt und ein eigenes Gefängnis. Das zu überwachende Gebiet erstreckte sich über eine beträchtliche Fläche, die von Sumt über Mühlenbeck und Blankenburg bis nach Heinersdorf sowie Schönerlinde reichte. Das Gefängnis befand sich auf dem Hof des Amtshauses und diente als Unterbringung für eine Reihe von Kriminellen, darunter zwielichtige Gauner und Mörder, sowie für eine geistig verwirrte Frau, die aus einer Nervenheilanstalt kam. Diese Frau, noch in ihrer Anstaltskleidung, wurde von den Gendarmen ins Amtshaus gebracht, wo sie auf den Sergeanten Steindorff traf. Beeindruckt von seiner schmucken Uniform, hielt sie ihn für ihren Ehemann und umarmte ihn stürmisch. Der Gendarm ließ sich auf die Situation ein und begleitete die Dame auf einem Spaziergang im Hof, bis die Pfleger eintrafen, um ihn von seiner unerwarteten Verehrerin zu befreien.

Geschichte des Friedhofs in Französisch Buchholz

Von der Gründung des Dorfes im Jahr 1242 bis zum Jahr 1871 befand sich der Begräbnisplatz direkt an der Dorfkirche. Im Oktober 1871 erwarb die Gemeinde von einem hugenottischen Bauern namens Guyot am Mühlenberg ein Stück Land, um einen neuen Friedhof zu errichten. Angesichts des Bevölkerungswachstums musste dieser bereits 1899 erweitert werden. Eine neue Feierhalle wurde 1910 eingeweiht. In den 1950er Jahren erfolgte eine weitere Vergrößerung des Friedhofs. Längs der Mühlenstraße, entlang der Friedhofsmauer, befinden sich die ältesten noch sichtbaren Grabstätten. Der Friedhof ist die letzte Ruhestätte für Mitglieder der hugenottischen Familien Guyot, Chatron und Matthieu sowie für viele lokale Bauern- und Gärtnerfamilien, Künstler, Lehrer, Handwerker und katholische Geistliche. Vor dem Friedhof am Rosenthaler Weg stand einst ein über 300 Jahre alter Baum, der im frühen 21. Jahrhundert stark beschnitten wurde und schließlich im Jahr 2008 vollständig entfernt wurde. Die Friedhofsverwaltung bietet Interessierten weitere Informationen über die Geschichte des Friedhofs und die dort befindlichen Gräber an.

Französisch Buchholz während der napoleonischen Besatzung

Während der napoleonischen Besatzungszeit litt Französisch Buchholz unter der Einquartierung von Soldaten, deren Präsenz und Truppenbewegungen die Ressourcen des Dorfes erheblich beanspruchten. Eine von den Besatzern geforderte Kontribution in Höhe von 491 Talern wurde vom Dorfschulzen Evest zunächst als unerfüllbar abgetan, da die Dorfbewohner bereits in Armut lebten und ihnen viel genommen worden war. Die Androhung von Erschießungen durch die Besatzer führte jedoch dazu, dass ein Großteil der Summe entrichtet wurde. Trotz der schweren Belastungen und weiterer Nachforderungen erholte sich Buchholz rasch nach dem Rückzug der französischen Truppen. Im Jahr 1855 übernahm Daniel Ewest, der Bruder des ehemaligen Dorfschulzen, das Amt und führte die Gemeinde in eine neue Ära der Erholung und des Wachstums.

Historische Pflegeeinrichtungen in Französisch Buchholz

Gründung der Pflegeanstalt durch Emma Koenig

Im Jahr 1875 eröffnete Emma Koenig, die Ehefrau des Kreistierarztes, eine Pflegeanstalt für geisteskranke Frauen in der Hauptstraße 22 in Französisch Buchholz. Diese Anstalt war eine der ersten Einrichtungen ihrer Art in der Region und spiegelte das wachsende Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Erkrankungen wider. Aufgrund des gestiegenen Bedarfs zog die Institution später in die größeren Räumlichkeiten in der Gartenstraße 6 um und wurde als „Haus Koenig“ bekannt. Im Laufe der Jahre wandelte sich das Haus Koenig zu einem Altersheim und wurde von der evangelischen Stephanusstiftung betrieben, was eine kontinuierliche soziale Fürsorge für ältere Gemeindemitglieder sicherstellte.

Entwicklung der Nervenheilanstalt durch Dr. Mucha

Die Hauptstraße 63 in Französisch Buchholz markierte den Standort eines weiteren Pflegeheims, das 1904 von Dr. Mucha zu einer spezialisierten Nervenheilanstalt umgebaut wurde. Die Eröffnung dieser Einrichtung war ein wichtiger Schritt in der medizinischen Versorgung und Behandlung von Menschen mit neurologischen und psychischen Leiden. Im Jahr 1909 erweiterte Dr. Mucha die Anlage um ein größeres Gebäude an der Hauptstraße sowie ein Sanatorium in der Parkstraße. Diese Expansion verdeutlichte das Engagement der Gemeinde für fortschrittliche Gesundheitsdienstleistungen.

Sanatorium für Pferde von Dr. Carl Fischer

Einen besonderen Beitrag zur medizinischen Versorgung in Französisch Buchholz leistete das 1890 von Tierarzt Dr. Carl Fischer und seiner Frau Marie Fischer gegründete Pferdesanatorium in der Schönhauser Straße. Dieses Sanatorium bot Behandlungen wie Schlammpackungen und Spezialdiäten für bis zu 100 Pferde, vorwiegend aus militärischen und brauereibetrieblichen Beständen. Die Einrichtung wurde zu einem lokalen Anziehungspunkt, insbesondere für Kinder, die das Treiben der Pferde beobachteten. Bemerkenswert ist, dass das Sanatoriumsgebäude bis heute erhalten ist und das Weidegelände ursprünglich bis an die nach Marie Fischer benannte Marienstraße reichte.

Die Hugenottengemeinde und ihr Pfarrhaus

Das Pfarrhaus seit 1691

Seit 1691 verfügt die französisch-reformierte Hugenottengemeinde von Buchholz über ein eigenes Pfarrhaus auf dem Grundstück Hauptstraße 13. Das ursprüngliche Gebäude war ein schlichtes Fachwerkhaus mit einem ausgedehnten Pfarrgarten, der bis zur Gartenstraße reichte. Trotz seiner historischen Bedeutung war das Pfarrhaus wiederholt Gegenstand von Kritik aufgrund seines schlechten Zustandes, der 1779 dazu führte, dass es zeitweise als unbewohnbar galt.

Renovierung und Erweiterung des Pfarrhauses

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden bedeutende Verbesserungen und Erweiterungen am Pfarrhaus vorgenommen. 1879 bestand der Pfarrhof aus dem Wohnhaus, einem Nebengebäude und einem Stall. Bis 1890 waren ein neues Pfarrhaus aus Klinker und ein moderner Stall fertiggestellt, die den Wohnkomfort für den Pfarrer und seine Familie deutlich erhöhten. 1937 wurde das Haus durch den Einbau eines Badezimmers weiter modernisiert.

Der Pfarrgarten selbst wurde teilweise als kleiner Erlebnispark umgestaltet, während der größere Bereich weiterhin dem Anbau von Obst und Gemüse diente. Diese Verbindung von praktischer Landwirtschaft und erholungsfördernden Elementen spiegelte die Traditionen und den Erfindungsgeist der Hugenotten wider und bereicherte die Gemeinde Französisch Buchholz.

Historische Zustellung und Infrastrukturentwicklung in Französisch Buchholz

Der Landbriefbote und die Postzustellung

In der Vergangenheit übernahm der Landbriefbote in Französisch Buchholz eine zentrale Rolle in der Kommunikation der Region. Seine Zuständigkeit erstreckte sich nicht allein auf das Dorf Buchholz, sondern auch auf die umliegenden Ortschaften Schönerlinde, Schönwalde und Basdorf. Die Herausforderung für die Postzusteller lag darin, an Werktagen eine Strecke von 17 Kilometern zu Fuß zurückzulegen, um die Einwohner dieser Gebiete zuverlässig mit Post zu versorgen. Nach dem anstrengenden Marsch nach Basdorf legten die Boten eine einstündige Ruhepause ein, bevor sie den ebenso langen Heimweg antraten. Diese eindrucksvolle tägliche Leistung verdeutlicht die Bedeutung der damaligen Postwege und die Hingabe des Postpersonals, um die ländlichen Gemeinden miteinander zu verbinden.

Einführung der ersten Straßenbeleuchtung

Um die Jahrhundertwende erlebte Französisch Buchholz eine bedeutende infrastrukturelle Entwicklung mit der Einführung der ersten Straßenbeleuchtung. Dieser Fortschritt verbesserte nicht nur die Sicherheit und Orientierung bei Nacht, sondern trug auch wesentlich zur Lebensqualität der Dorfbewohner bei. Die Beleuchtung markierte einen wichtigen Schritt in der Modernisierung des öffentlichen Raums und spiegelte den Wunsch der Gemeinde wider, den Komfort und die Attraktivität des Ortes zu steigern.

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

Ebenfalls in dieser Zeit der Veränderungen und des Fortschritts wurde in Französisch Buchholz die freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen. Die Gründung einer organisierten Feuerwehr war ein entscheidender Schritt zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und zur Bereitstellung eines schnellen und effektiven Einsatzes bei Brandfällen. Das Engagement der Freiwilligen, die sich für den Schutz ihrer Gemeinde einsetzten, festigte den Zusammenhalt und das Verantwortungsbewusstsein innerhalb der Dorfgemeinschaft.

Erster Weltkrieg und seine Folgen für Französisch Buchholz

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs änderte sich das Leben in Französisch Buchholz grundlegend. Alles, was französisch war, wurde verpönt und Feindbilder wurden geschürt. Die besten Pferde mussten für den Kriegseinsatz vorgeführt und die Männer zur Musterung einberufen werden. Im Zuge der wachsenden Kriegsbegeisterung zogen viele Männer, oft Vater und Sohn, voller Stolz und Vaterlandsliebe in den Krieg – eine Einstellung, die sich jedoch mit den ersten Todesmeldungen von der Front schnell wandelte. Mit zunehmender Kriegsdauer schwand der Humanpatriotismus und erster Widerstand regte sich.

Das Alltagsleben der Bevölkerung wurde immer härter, da Lebensmittel rationiert wurden und die Kohlrübe zum Hauptnahrungsmittel avancierte. Die französische Sprache und der Zusatz „Französisch“ im Ortsnamen galten nun als unpassend und wurden entfernt. Buchholzer Frauen waren gezwungen, in Rüstungsbetrieben zu arbeiten, um den Lebensunterhalt zu verdienen, da viele Männer im Krieg waren.

Mit der Abdankung des Kaisers und dem Zusammenbruch an allen Fronten endete der Krieg. Es wurde die Republik ausgerufen, doch die Nachwirkungen des Krieges waren noch lange zu spüren. Ehemalige Frontkämpfer und nationalistisch gesinnte Einwohner gründeten einen Kriegerverein und errichteten ein Denkmal für die gefallenen Soldaten aus Buchholz vor der örtlichen Kirche.

Zwischenkriegszeit: Eingemeindung und Infrastrukturentwicklung

Die Eingemeindung von Pankow als 19. Verwaltungsbezirk von Berlin führte dazu, dass Buchholz unter die Verwaltung von Pankow fiel. Im Amtshaus Buchholz wurden verschiedene städtische Ämter, wie das Steuer-, Standes- und Wohlfahrtsamt, untergebracht. Im Jahr 1914 befassten sich die Gemeindevertreter mit der Problematik der Wasser- und Abwasserversorgung. Für den notwendigen Bau musste die Gemeinde einen Kredit von 770.000 Mark aufnehmen und schloss sich dem Wasserwerk in Pankow an.

Die Identifikation mit Berlin wurde durch die Benennung Berlin – Buchholz verstärkt, von der die Gemeinde durch die Elektrifizierung im Jahr 1904 und den Anschluss an das Stadtgasnetz im Jahr 1908 profitierte. Des Weiteren zog das ländliche Buchholz immer mehr Laubenpieper an, was zu einem Bevölkerungsanstieg führte. Dennoch brachten hohe Arbeitslosigkeit und Geldentwertung keinen wirtschaftlichen Aufschwung.

Aufstieg des Nationalsozialismus in Buchholz

Die politische Zerstrittenheit und Ausweglosigkeit der Zwischenkriegszeit schufen den Nährboden für den Aufstieg des Nationalsozialismus. Auch in Buchholz verzeichnete die NSDAP Erfolge, was sich in der rege besuchten Versammlungen im Schützenhaus widerspiegelte. Ortsgruppenleiter, ein Ortsbauernführer, ein Jungscharführer sowie weitere Funktionäre der SA und SS repräsentierten den Propagandaapparat der NSDAP in Buchholz. NS-Organisationen wie die Frauenschaft, die Deutsche Arbeitsfront und die Volkswohlfahrt unterhielten Büros in der Gemeinde, und lokale Unternehmen unterstützten die Hitlerjugend mit Materialspenden.

Die Arbeitslosigkeit wurde durch Schaffung neuer Arbeitsplätze, etwa in der Pflege von Grünanlagen und beim Anlegen neuer Wege, deutlich reduziert. Unter der Parole „Kraft durch Freude“ konnten verbilligte Reisen gebucht und bedürftige Kinder kostenlos aufs Land geschickt werden. Ein umfangreiches Besiedlungsprogramm sorgte für einen weiteren Bevölkerungszuwachs, und der Antisemitismus der Nazis fand auch in Buchholz Anklang, was einzelne jüdische Einwohner schmerzhaft zu spüren bekamen.

Trotz der politischen Veränderungen und der gesellschaftlichen Spannungen ging das Leben in Buchholz weiter, und die Einwohner suchten Entspannung und Vergnügen in ihrer Freizeit.

Der Zweite Weltkrieg in Französisch Buchholz

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 erlebte auch die Gemeinde Französisch Buchholz tiefgreifende Veränderungen. Die Mobilmachung führte zur Einberufung wehrfähiger Männer, während motorisierte Fahrzeuge und Pferde für den Kriegseinsatz requiriert wurden. Die Propaganda in den Medien verstärkte sich, und eine aggressive Hetze gegen die als feindlich betrachteten Nationen setzte ein. Die anfänglichen militärischen Erfolge der Wehrmacht während des Blitzkrieges wurden von den Propagandamedien gefeiert und trugen zu einer euphorischen Stimmung bei.

Die Wende an der Ostfront

Die anfängliche Euphorie wich jedoch einer nüchternen Stimmung, als die Wehrmacht auf dem Vormarsch in der Sowjetunion auf entschlossenen Widerstand stieß und erste Niederlagen hinnehmen musste. Die Front begann sich zurückzuziehen, und die Bevölkerung von Französisch Buchholz spürte die Kriegsfolgen nun direkt, als die ersten Bombenangriffe Berlin erreichten. Im Verlauf des Krieges wurden 23 Einwohner von Buchholz Opfer von Bombenangriffen, die am 22. November 1943 begannen. In unmittelbarer Nähe zum Friedhof am Rosenthaler Weg war eine Flugabwehrkanone stationiert, deren Einsätze sowohl die Bewohner als auch die Gebäude erzittern ließen. Ein abgeschossenes Flugzeug stürzte nur 100 Meter hinter dem Friedhof ab und prägte die Erinnerung der Ortschaft an die Luftkämpfe.

Die Besetzung durch die Rote Armee

Am 21. April 1945 marschierte die Rote Armee in Französisch Buchholz ein, nachdem sie aus Richtung Schönerlinde und Buch vorgerückt war. Die sowjetische Militäradministration richtete ihre Dienststelle in der 12. Schule (Rote Schule) ein. Auf dem Anger vor der Kirche wurden ehemalige Mitglieder der NSDAP gezwungen, die gefallenen sowjetischen Soldaten zu bestatten, bevor diese später zum Ehrenmal in die Schönholzer Heide umgebettet wurden.

Die Nachkriegszeit in Französisch Buchholz

Nach dem Ende des Krieges begann für Französisch Buchholz eine Zeit des harten Wiederaufbaus. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern war durch ein System von Lebensmittelmarken und Bezugsscheinen geregelt, während ein florierender Schwarzmarkt Entstehung fand. Betrügerbanden nutzten die prekäre Situation aus, indem sie die notleidende Bevölkerung betrogen. Zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung wurde eine neue Polizei aufgebaut, und die Entnazifizierungskommission nahm ihre Arbeit auf, um die Verstrickungen mit dem NS-Regime aufzuarbeiten.

Trotz der Herausforderungen leisteten die landwirtschaftlichen Betriebe von Buchholz einen entscheidenden Beitrag zur Linderung der schlimmsten Not. Die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas wurde schrittweise wiederhergestellt, wobei die ersten Stromlieferungen im Juni, die Wasserversorgung im Juli und die Gasversorgung im August 1945 wieder aufgenommen wurden. Einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau leisteten die Frauen von Buchholz, die als Trümmerfrauen bekannt wurden. Sie räumten die Trümmer der Zerstörung weg und mussten zusätzlich ihre Familien durch die äußerst schwierigen Nachkriegszeiten bringen.

Berlin Nachkriegszeit und Sektorenaufteilung

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Berlin in vier Sektoren aufgeteilt, wodurch sich das Alltagsleben im zerstörten städtischen Gefüge allmählich normalisierte. Im Ortsteil Buchholz, der zum sowjetischen Sektor gehörte, fand diese Normalisierung unter anderem durch die Wiedereröffnung des Kinos und das Stattfinden der Ballsaison 1946 Ausdruck. Zeitungen erschienen wieder in größerer Zahl, um die Bevölkerung über aktuelle Ereignisse und das tägliche Geschehen zu informieren. Herr Moldanhauer, ein Zeitungsverkäufer an der Endhaltestelle Buchholz (Kirche), versorgte die Anwohner mit den neuesten Druckerzeugnissen, die er im Morgengrauen mit seinem Fahrrad und einem Zeitungssack abholte.

Wirtschaftliche Entwicklungen und Lebensbedingungen

Mit der Aufteilung Berlins in Sektoren entwickelten sich auch wirtschaftliche Gegensätze. Im sowjetischen Sektor, zu dem auch Pankow und Buchholz zählten, übernahmen Arbeiter und Bauern die Kontrolle über die Betriebe. Im Gegensatz dazu wurde in den amerikanischen, britischen und französischen Sektoren die Marktwirtschaft wieder eingeführt. Diese unterschiedlichen Wirtschaftssysteme führten zu verschiedenen Währungen und politischen Richtungen. Während Berlin aufgrund seiner Bedeutung bevorzugt mit Konsumgütern versorgt wurde, mussten sich viele Bürger im Rest der 1949 gegründeten DDR mit Mangelwirtschaft und sogenannter Bückware abfinden.

Soziale und infrastrukturelle Veränderungen in Buchholz

Buchholzer, die im Westteil Berlins arbeiteten, nutzten teils illegale Wege, um ihren Lohn in Ostmark umzutauschen und im Westteil einkaufen zu gehen. Die Wohnungsnot im Ostteil Berlins war groß, was dazu führte, dass Schrebergartenbesitzer ihre Lauben zu festen Wohnsitzen ausbauten. Die Attraktivität und Infrastruktur von Buchholz litt unter der finanziellen Knappheit, was zur Schließung von Geschäften und Dienstleistungen führte. Erst durch die Bildung von Genossenschaften im Gartenbau konnte Buchholz in den 1950er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnen.

Politische Spannungen und die Berliner Mauer

Die politischen Spannungen zwischen den Siegermächten verschärften sich und mündeten in die Berlinblockade und den Kalten Krieg, bis schließlich 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer die Auseinandersetzungen ihren Höhepunkt erreichten. Viele Familien wurden getrennt und Fluchtversuche über die streng bewachten Grenzanlagen endeten oft tödlich. Rund 1000 Einwohner verließen Buchholz in Richtung Westberlin.

Reglementierung und Staatsdoktrin

In der DDR wurden private Initiativen durch die sozialistische Staatsdoktrin unterdrückt. Nur in staatlich beaufsichtigten Organisationen war es möglich, an der Basis zu arbeiten und eventuell Verbesserungen voranzutreiben. Der Pluralismus wurde eliminiert und die Bevölkerung musste sich der Ideologie des Arbeiter- und Bauernstaates unterordnen. Die Abhängigkeit von der Sowjetunion und die Mangelwirtschaft prägten das Leben in Ostdeutschland.

Wohnungsnot und Lösungsansätze

Aufgrund des großen Mangels an Wohnraum wurden Ehen gefördert, um den Anspruch auf eine eigene Wohnung zu legitimieren, was zugleich die Familienpolitik der DDR unterstützte. Dies ermöglichte es auch Frauen, erwerbstätig zu sein und trug zur Lösung des Arbeitskräftemangels bei. Mit dem Bau von Trabantenstädten wie Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen wurde schließlich dem Wohnungsproblem entgegengewirkt, und viele verließen ihre Gartendomizile für eine moderne Wohnung.

Entwicklung Buchholz‘ in der DDR

Durch die Gründung von Genossenschaften im Gartenbau erhielt Buchholz einen wirtschaftlichen Aufschwung und knüpfte an seine Traditionen an. Ansonsten stagnierte die Entwicklung des Ortes, und es gab kaum nennenswerte geschichtliche Ereignisse bis zur politischen Wende in der DDR Ende der 1980er Jahre.

Wirtschaftlicher Wandel nach der Wende

Mit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und der darauffolgenden deutschen Wiedervereinigung durchlebte Französisch Buchholz einen tiefgreifenden Wandel. Unternehmen, die zuvor in der Planwirtschaft der DDR operierten, mussten sich nun den Herausforderungen der Marktwirtschaft stellen. Dies führte dazu, dass zahlreiche Firmen Insolvenz anmelden mussten, während gleichzeitig viele neue Unternehmen gegründet wurden.

Abkehr von der Landwirtschaft

Die traditionell landwirtschaftlich geprägte Ortschaft verabschiedete sich größtenteils von dieser Vergangenheit. Eine Ausnahme bildete die Blumenzucht, die in Französisch Buchholz weiterhin eine wichtige Rolle spielte. Blumengroßhändler und Gartenbauunternehmen wie Blumen Müller und das Gartencenter Brenke boten ihre Produkte lokal an. Auch die Buchholzer Kelterei hielt an der Tradition fest und verarbeitete vornehmlich Obst aus den lokalen Schrebergärten.

Die Buchholzer Tomaten und Säfte, bekannt über die Grenzen Berlins und Brandenburgs hinaus, blieben ebenso ein Markenzeichen der Region.

Entwicklung der Automobilbranche

Die Hauptstraße von Französisch Buchholz erlebte eine deutliche Zunahme an Autohäusern, da der Bedarf an Automobilen nach der Wende stark anstieg und die sogenannte „PS Automeile“ entstand. Bestehende Autowerkstätten aus DDR-Zeiten bewahrten hingegen ihren bescheidenen Charakter und prägten den Ortskern nicht mit großen Neubauten. Die selbstregulierende Wirtschaft zeigte ihre Auswirkungen auch in der Automobilbranche, wo hohe Benzinpreise, Umweltzonen und geringe Kaufkraft den Markt beeinflussten.

Expansion und Rückbesinnung auf die Geschichte

Mit der Erweiterung des Ortsteils Buchholz West fanden viele Menschen ein neues Zuhause und der historische Namenszusatz „Französisch“ wurde wiederbelebt. Die Verkehrsanbindung verbesserte sich durch Straßenbahnverlängerungen und neue Buslinien.

Herausforderungen im Ortskern

Der alte Ortskern von Französisch Buchholz präsentierte sich in einem weniger positiven Licht, geprägt von Verfall und Neubauten, die den dörflichen Charakter nicht bewahrten.

Das soziale Gefüge und das Gemeinschaftsleben hatten sich verändert. Die einstige enge Gemeinschaft der Hugenotten und deutschen Einwohner wich einem eher individualistischen Zusammenleben. Vereine existierten zwar weiterhin, doch oft stand nun die Unternehmensprofilierung im Vordergrund, wenn es um die Suche nach Unterstützung ging. Einige Unternehmen zeigten wenig Interesse am Gemeinwohl, obwohl sie hauptsächlich von den Einwohnern von Französisch Buchholz abhängig waren.

Die Interesselosigkeit einiger spiegelte sich in Problemen wie Müllansammlungen, Vandalismus und schlechter Infrastruktur wider, die das Ansehen des Ortes beeinträchtigten. Dennoch gab es auch positive Beispiele für Engagement, wie den Gartenbaubetrieb Blumen Müller, Lindner – Technische Gase, das Autohaus Kirsten, das Bildungscafé und diverse soziale Einrichtungen wie das Amtshaus, Oktupus und das SJZ, die sich für die Verbesserung des Ortes einsetzten.