Karow – Dorf der Teiche

Karow ist ein Ort mit einer reichen Vergangenheit, geprägt von Adelsgeschlechtern, Landwirtschaft und der Nähe zu Berlin. Seine Geschichte spiegelt sich nicht nur in den noch vorhandenen historischen Gebäuden wie der Kirche und dem Gutshaus wider, sondern auch in der Kultur und den Traditionen, die bis heute in der Gemeinschaft lebendig sind.

Wo liegt Karow?

Karow liegt im Nordosten Berlins und ist heute ein Ortsteil des Bezirks Pankow. Durch seine Lage profitierte das Dorf von der Nähe zur Hauptstadt, was sich besonders in der Handwerksentwicklung zeigte.

Ursprünge und Namensgebung

Der Name Karow leitet sich von einem gleichnamigen Kare bei Genthin ab. Als sich im Zuge der Besiedlung der Nordmark Menschen aus der Altmark niederließen, brachten sie den Namen ihres Stammsitzes, der Ritter von Kare, mit in ihre neue Heimat. Dieser Ursprung spiegelt sich in historischen Dokumenten wider, in denen die Ritterschaft von Kare bereits im Jahr 1186 Erwähnung findet.

Das Karower Schlösschen und das Gutshaus Karow

Das Karower Schlösschen, auch als Gutshaus Karow bekannt, zeugt von der adeligen Vergangenheit des Dorfes. Obwohl eher schlicht gehalten, diente es über Jahrhunderte hinweg als Wohnsitz für die Familie von Röbell und andere Adelsfamilien, die das Dorf und seine Ländereien bewirtschafteten.

Schloss Karow bei Genthin

Weniger bekannt, aber ebenfalls von historischem Interesse ist das Schloss Karow bei Genthin. Dieses Schloss ist ein weiteres Beispiel für die adlige Präsenz in der Region, die die Geschichte des Ortes maßgeblich beeinflusst hat.

Karower Teiche und die Landwirtschaft

Der Naturpark Karower Teiche ist ein herausragendes Merkmal der Landschaft und war bei seiner Entstehung für die Dorfbewohner von Karow essentiell, da die Karower Teiche als Lebensgrundlage für Ackerbau, Viehzucht und die Holzwirtschaft dienten. Die Teiche unterstützten nicht nur die Bewässerung, sondern waren auch für die Fischzucht von Bedeutung.

Wandel und Erhaltung

Durch die Jahrhunderte hindurch wechselten die Besitzer des Rittergutes Karow, und die Bedeutung des Dorfes wandelte sich. Trotz der Veränderungen blieben jedoch viele der Bauern- und Kossätenhöfe nahezu unverändert bis in die Neuzeit erhalten.

Der historische Hofzeichendamm in Karow

Der Hofzeichendamm ist eine Straße in Karow, die ihren Namen von den historischen Hofzeichen hat. Diese waren einst wichtige Markierungen, die über die Verteilung der Ländereien in Karow Auskunft gaben. Die Tradition dieser Zeichen reicht bis in die früheste Geschichte des Dorfes zurück.

Die Reformation und ihre Auswirkungen auf Karow

Karow während der Reformationszeit

Das 16. Jahrhundert war eine Zeit des religiösen Umbruchs, geprägt durch die Reformation. Über das Dorf Karow sind aus dieser Epoche nur spärliche Informationen überliefert. Ein herausragendes Dokument dieser Zeit ist das Bistationsprotokoll aus dem Jahr 1540, welches nicht nur eine Ergänzung zum Landbuch von Karl IV. aus dem Jahr 1375 darstellt, sondern auch Aufschluss über die kirchlichen Besitzverhältnisse und Verpflichtungen gibt.

Karow, ist ein filial pfarre zu Buck. Collatoresdie Schragen, hat ein Kelch, 1 Pacem, hat eine Monstranßen, hat die Schragen (als Patronin in Berwarung); hat biß in LXX Communicanten, tregt der opfer jerlich 36 gr, hat ein pfarrhauß, geboren aber zur Pfarren IIII hufen, geben des Jars 3 W. XVI schfl. halb rocken halb hafern, hat hinter dem huffschlage Wisenwachs, davon hat der pfarrer jerlich acht Schilling gr; hat 38 hufen, gibt jede hufe dem Pfarrer I schfl, IIII gr. das gotshaus vor I pfd wachs jerlich. Kuster 38 schfl korns, von jeder hufen I schfl, hat kein kusterhaus, II brot jeder hufner, die Cothsessen eins teils IIII eins teils V brott, II eier von jeder hufe, II gr. vom gotshaus, II gr. vom pfarrer. Gotshaus hat landt, dorauff man II schfl korns sehen magk, hat sonst kein zins.

Bistationsprotokoll 1540

Karow, als Teil der Pfarre Buck, wurde von den Schragen als Patronin verwaltet. Die Kirchengemeinde hatte bis zu 70 Kommunikanten und war mit diversen religiösen Gegenständen ausgestattet. Der Pfarrer bewirtschaftete vier Hufen Land, die teils selbst, teils durch Pacht genutzt wurden. Die sogenannten Gotteshausleute (Kirchenälteste) kümmerten sich um die landwirtschaftlichen Tätigkeiten der Gemeinde. Im Zuge der Reformation mussten einige Kirchenschätze, wie eine vergoldete Monstranz, nach Berlin ins „Graue Kloster“ gebracht werden. Seitdem löste sich die Verbindung der Ortskirche zur Probstei in Bernau, und Karow wurde der Probstei Berlin (Nikolaikirche) zugeordnet.

Die Kirche von Karow

Die Kirche von Karow ist ein Bauwerk von historischer Bedeutung. Die Feldsteinkirche stammt vermutlich schon aus dem 13. Jahrhundert und ist somit die älteste Kirche im Norden von Berlin und im Barnimer Land. Nachdem die Kirche in Wartenberg nicht mehr gerettet werden konnte, gewinnt die Karower Kirche zusätzlich an Bedeutung. Der ursprüngliche spätromanische Quaderbau wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet und erweitert, einschließlich des Anbaus einer Sakristei im späten Mittelalter.

Die Dorfkirche von Karow ist mehr als nur ein Gotteshaus – sie ist ein Stück lebendige Geschichte, eingebettet in die idyllische Landschaft des Dorfes. Im Jahr 1429, erlangte die Kirche unter der meisterlichen Hand des Baumeisters Sachse ihre Vollendung. In diesem Jahr gingen auch der Pfarrer Peter Gatho und der Kirchenvorsteher Sebastian Dame von uns. Ihr Vermächtnis und ihre Hingabe leben in den Mauern dieser Kirche weiter.

Das innere Gewölbe der Sakristei ist geziert mit Birnstabrippen, die für jene Epoche charakteristisch sind. Die Ursprünge der Kirche, welche aus Schiff, Presbyterium und Chor bestand, wurden durch zahlreiche Umbauten erweitert. Im Jahr 1552 schmückte ein neuer Holzdachturm die Kirche. In dieser Zeit stiftete der Gutsherr und Berliner Bürgermeister Hans Tempelhof eine prächtige Bronzeglocke, die jedoch im Ersten Weltkrieg für das „Vaterland“ geopfert werden musste. Ihre Inschrift – „Mit Lobliedern erhebt den über alles großen Gott, Mit Lobliedern mögen diesen Herren die Glockenklänge erhöhen“ – bleibt als einziges Zeugnis ihrer Existenz erhalten. Zusätzlich war vermerkt: „Nickel Dietrich aus Lutrig MDLII aus Bewilligung Hansen Tempelhoff des jüngeren goß mich“.

Eine Urkunde, gefunden im Kirchturm, offenbart uns, dass dieser Turm in den Jahren 1611 und 1769 erneuert wurde. Der damalige Pfarrer Ulrici hielt die Details fest, die uns heute einen Einblick in die Vergangenheit gewähren:

Anno domini 1551 wurde das Dorf von Ulrich Schragen verkauft, und zwar an den ehrbaren und wohlweisen Hans Tempelhof, Bürgermeister in Berlin. Im darauffolgenden Jahr, 1552, entstand der Kirchturm, erbaut zur Ehre Gottes und als Schmuck für das ganze Dorf Caro durch den ehrenhaften und kunstreichen Meister Lorenz Franken von der Neustadt und durch Aßmus Schulze von Kamenz. Die Einweihung fand am Dienstag nach cathedra petri statt, begleitet von der gesamten Nachbarschaft. Bemerkenswert sind auch die damaligen Würdenträger; unter ihnen Hans Tempelhof, Bürgermeister zu Berlin. Gedenken wir auch des Perner Herrn Baltin Dionis, sowie der Schöffen und Gottesleute, unter anderem Matth. Kraß und Matth. Wendlandt. Jene lebten zu einer Zeit großer Teuerung.

Im Jahr 1845 wurde der Holzturm durch einen stabilen Turm aus gelben Backsteinen ersetzt, nachdem der ursprüngliche Turm 1824 wegen Einsturzgefahr abgetragen wurde. Die Kirche erlebte eine größere Erneuerung im Jahr 1622, kurz vor den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, die die Mark noch nicht erreicht hatten. Zu dieser Zeit waren Dietrich von Röbel Patronus, Gregorius Masut Pfarrer, Marcus Grawert Schulze und Hans Schünemann Vorsteher.

Die spätgotischen Kreuzgewölbe, welche einst das Innere zierten, stürzten im Jahr 1830 ein und wurden durch eine bretterverschlagene Kappendecke ersetzt. Dennoch verfügt die Kirche im Inneren über eine Kanzel und Taufe im Stil der Spätrenaissance sowie naive Malereien, die die Emporenbrüstungen zieren. Die vierunddreißig Gemälde, die um 1700 entstanden und Szenen des alttestamentlichen Heilsgeschehens von der Schöpfung bis zu Simsons Löwenkampf darstellen, wurden 1958/59 liebevoll restauriert.

Zu den wertvollsten Schätzen der Kirche zählen die neun „Wittenbergischen Tomi Lutheri“, ein gedrucktes Werk von Martin Luther, das einst dem Feldmarschall Joachim von Röbel gehörte. Im letzten Band findet sich sogar eine Handschrift von Philipp Melanchthon aus dem Jahr 1559. Diese historischen Dokumente sind Zeugnisse einer tief verwurzelten religiösen und kulturellen Tradition.

Die Dorfkirche von Karow, deren wahre Schönheit sich im Inneren offenbart, lädt jeden Besucher ein, Teil ihrer langen und faszinierenden Geschichte zu werden. Sie steht als Monument des Glaubens, der Kunst und der Gemeinschaft – ein Ort der Besinnung und der Bewahrung von Erinnerungen, die durch die Jahrhunderte reichen.

Die Kirchengemeinde an der Panke

Die Kirchengemeinde an der Panke, zu der Karow heute gehört, ist eine lebendige Gemeinschaft, die sich um das kirchliche und soziale Leben vor Ort kümmert. Sie führt die Traditionen fort und sorgt für die Pflege der Kirche und die Durchführung von Gottesdiensten und anderen kirchlichen Veranstaltungen.

Der Schwibbogen von Tangermünde

Der Schwibbogen von Tangermünde ist ein kunsthistorisch bedeutsames Element, das in vielen Kirchenbauten der Region zu finden ist. Es handelt sich um einen Bogen, der als dekoratives und konstruktives Element dient und oft mit Inschriften und Verzierungen versehen ist. In der Kirche von Karow finden sich ähnliche architektonische Elemente, die von der Zeit des Umbaus zeugen.

Anno 1429 completum est hoc opus per Jacobum Sachsen obiitque codem anno Peter Gatho et Provisor huius templi Sebastian Dame.

Inschrift am Schwibbogen in der Kirche von Karow

Karow im Schatten des Dreißigjährigen Krieges

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war eine der dunkelsten Phasen der europäischen Geschichte, in der nicht nur religiöse und politische Konflikte, sondern auch Leid, Hunger und Seuchen die Menschen heimsuchten. Das Dorf Karow, im Niederbarnimischen Kreis gelegen, war ein Spiegelbild dieser tragischen Zeit. Während in den Jahren vor dem Krieg noch von Feierlichkeiten wie einer dreifachen Hochzeit und der Erneuerung der Kirche im Jahr 1622 berichtet wurde, veränderte der Krieg alles.

Nur vier Jahre nach der Kirchenerneuerung brach die Pest in Karow aus, angefangen mit dem Unglück von Vater Neigemann. Diese Epidemie kostete vielen Dorfbewohnern, darunter 77 Opfer allein in Karow, das Leben. Ein Einblick in das Ausmaß der Tragödie bietet das Karower Sterberegister vom 14. September 1626, das eine Folge von Todesfällen und eine Gemeinde im Griff der Pest beschreibt.

Im Jahr 1626 erreichte der Krieg schließlich Karow, als die Armee Wallensteins in die Mark Brandenburg einfiel. Die Einwohner von Karow und umliegenden Dörfern litten unter den Lasten der Besatzung, mussten Unterkunft bieten und die Soldaten mit Kleidung und Lebensmitteln versorgen. Nachdem 1631 der schwedische König Gustav Adolf vor den Toren Berlins stand, endeten die Truppenbewegungen vorübergehend, nur um 1635 nach dem „Prager Frieden“ erneut zu beginnen, als Kurfürst Wilhelm sich gegen den schwedischen König stellte.

Die Bevölkerung litt erneut, als kaiserliche Truppen 1636 Bernau plünderten und die Pest in die Dörfer brachten. Ganze Hofstellen wurden wüst und verlassen; die einst blühenden Gemeinschaften verschwanden.

Erst Jahrzehnte später, unter der Regentschaft Friedrich Wilhelms I., erlebte die Mark Brandenburg eine Aufschwungphase. Seine weise und fürsorgliche Politik führte zur Ansiedlung von Hugenotten, böhmisch-mährischen Brüdern und später auch Salzburgern, die alle aufgrund ihres Glaubens aus ihren Heimatländern vertrieben wurden. Diese Zuwanderer belebten die verödeten Landstriche und brachten neue Hoffnung und Lebenskraft in die Region.

Karow, einst ein Symbol für Leid und Verlust während des Dreißigjährigen Krieges, erfuhr durch diese neuen Siedler eine Wiedergeburt und wurde zu einem Beispiel für Erholung und Erneuerung in einer Zeit, die von Verwüstung geprägt war. Die Geschichte Karows im Dreißigjährigen Krieg erzählt von menschlicher Widerstandsfähigkeit und dem unerschütterlichen Willen, auch aus den größten Trümmern wieder aufzuerstehen.

Karow und seine historische Schulentwicklung: Ein Blick in die Vergangenheit

Die kleinen Dörfer rund um Berlin, wie Karow, haben eine reiche Geschichte, die eng mit der Entwicklung ihrer Schulen verbunden ist. In den vergangenen Jahrhunderten spielten insbesondere die evangelischen Schulen eine zentrale Rolle in der Volksbildung und -erziehung, und zwar unter oftmals schwierigen Bedingungen.

Die Anfänge des Schulwesens in Karow

Die Wurzeln der Karower Schule reichen weit zurück. Erste Aufzeichnungen über das Schulleben gehen auf den Bucher Küsterlehrer Bartholomäus Augustin zurück, der bereits 1605 verstarb. Er unterrichtete die Kinder aus Karow und dem benachbarten Buch. Sein Nachfolger, ein Lehrer namens Koch, musste im Jahr 1638 den Verlust seiner Familie durch die Pest verkraften. Während ältere Kinder im Nachbardorf Buch weiter zur Schule gingen, wurde für die jüngeren ein Schneider namens Matthäus Beedemann als Schulmeister eingestellt. Somit war es nicht ungewöhnlich, dass Lehrer eine doppelte berufliche Identität hatten – sie waren oft Handwerker wie Schneider oder Leineweber und erhielten ihre pädagogische Ausbildung durch den ortsansässigen Pfarrer.

Architektur und Finanzierung der Schule

Im Laufe der Zeit wurde das Schulgebäude in unmittelbarer Nähe zum Kirchhof errichtet. Es war ein bescheidenes Haus, das während der Amtszeit des Schulmeisters Joachim Beerbaum im Jahre 1686 entstand. In dieser Zeit waren die finanziellen Mittel knapp und die Naturalwirtschaft prägend, sodass die Schulmeister häufig kein angemessenes Gehalt in bar erwarten konnten. Stattdessen wurde das Amt oft innerhalb der Familie weitergegeben, was dazu führte, dass manche Familien über Generationen hinweg die Bildung der Dorfkinder prägten.

Der Schulalltag in historischer Perspektive

Der Tagesablauf in der Karower Schule war streng geregelt:

  1. Erste Stunde am Morgen: Beginn mit einem Lied, gefolgt von einem Gebet und einer Erklärung eines Abschnitts aus dem Katechismus.
  2. Zweite Stunde: ABC, Lesen und Buchstabieren standen auf dem Programm.
  3. Dritte Stunde: Fortsetzung des Buchstabierens, ergänzt um Schreiben und Rechnen.

Nachmittags konzentrierte sich der Unterricht auf das Lesen biblischer Texte und die Vertiefung der christlichen Lehre. Die größeren Kinder lasen Texte, während die jüngeren Buchstaben und das Buchstabieren lernten.

Am Samstag fand eine Wiederholung der gelernten Inhalte der Woche statt, und am Ende des Unterrichts ermahnte der Schulmeister die Kinder, sich im Gottesdienst am Sonntag ruhig und andächtig zu verhalten.

Wertschätzung der Bildung

Diese historische Bildungsreise zeigt, wie sehr sich die Menschen in Karow trotz wirtschaftlicher Herausforderungen für die Bildung und Erziehung der nächsten Generation engagierten. Die Verbindung von Kirche und Schule, unterstützt durch Gutsherrschaft und Patronat, ermöglichte es, dass die Gemeinschaften sich von den Zerstörungen des Krieges erholen und ein stabiles Fundament für die Zukunft legen konnten.

Die Karower Schule ist ein Beispiel dafür, wie Bildung über Jahrhunderte hinweg als zentraler Pfeiler der gesellschaftlichen Entwicklung galt und wie Tradition und Anpassungsfähigkeit Hand in Hand gingen, um den Bedürfnissen der Dorfbewohner gerecht zu werden.

Diese historischen Einblicke sind nicht nur für die Bewohner von Karow von Interesse, sondern auch für alle, die sich für die Entwicklung des Schulwesens und die Bedeutung der Bildung in ländlichen Gebieten interessieren. Sie erinnern uns daran, dass der Wissensdurst und die Wertschätzung für Bildung tief in der menschlichen Geschichte verwurzelt sind.