Die Geschichte des Berliner Ortsteils Wedding

Die Geschichte des heutigen Berliner Ortsteils Wedding reicht weit in die Vergangenheit zurück und ist eng mit der Entwicklung der Mark Brandenburg und der Stadt Berlin verbunden. Die erste schriftliche Erwähnung des Wedding geht auf ein bedeutsames Dokument vom 22. Mai 1251 zurück, das nicht nur den Kauf einer Mühle durch das Kloster der Heiligen Jungfrauenkirche bei Spandau festhält, sondern auch die Wichtigkeit der Schrift für die Bewahrung der Geschichte betont.

Die Ursprünge des Wedding

Die Ersterwähnung des Wedding erfolgte in einer Urkunde, die den Kauf einer Mühle am Fluss Panke durch das Kloster dokumentiert. Die Mühle lag an der Grenze des Dorfes, das als Weddinge bezeichnet wurde. Dieses historische Ereignis wurde durch Markgraf Johann I. und Otto III. legitimiert und in zwei Versionen festgehalten, um die Gültigkeit des Kaufs zu sichern. Die Zeugen der Urkunde, darunter Mitglieder der Familie Bredow und Gerardus de Kercow, bekräftigen die Authentizität des Schriftstücks.

Rudolf de Weddinghe und die Gründung des Dorfes

Rudolf de Weddinghe, ein Ritter und Burgmann, wird als möglicher Namensgeber und Gründer des Dorfes Wedding in die Geschichte eingeführt. Sein Ritterhof bildete das Zentrum einer deutschen Siedlung, die später von Wenden zerstört wurde. Trotz der Zerstörung blieb der Hof bestehen, und Rudolf de Weddinghe wurde als Dienstmann der askanischen Markgrafen, den Nachkommen Albrecht des Bären, bekannt.

Die Entwicklung des herrschaftlichen Guts

Am 14. August 1289 wurde das herrschaftliche Gut des Ritters Rudolphe von Weddinghe erstmals in den offiziellen Aufzeichnungen der Markgrafen Johann I. und Otto III. erwähnt. Das Gut und das Dorf lagen an der Panke und bildeten den Ursprung des heutigen Ortsteils. Die Mühle, ein wichtiges Element in der Geschichte des Wedding, wurde in späteren Jahrhunderten mehrfach neu errichtet.

Vom Ackerbau zur Forstwirtschaft

Im 14. Jahrhundert wurde das Land um den Wedding vornehmlich für den Ackerbau genutzt, doch mit der Zeit verlor es an Bedeutung und verwilderte zur Berliner Stadtheide. Trotz der Abnahme der landwirtschaftlichen Nutzung gab es Anzeichen für ein kleines Vorwerk, umgeben von Wäldern. Hinweise auf eine möglicherweise existierende Dorfkirche fanden sich in einer Urkunde von 1516.

Die Entwicklung im 16. Jahrhundert

Mit der Reformation und der Säkularisation gelangten die Ländereien des Klosters in den Besitz des Kurfürstentums. Adlige begannen, Grundstücke außerhalb der Stadtmauern zu erwerben und dort Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben. Die Mühle erlebte im Laufe der Jahrhunderte sowohl Niedergang als auch Erneuerung.

Vom Gutshof zur königlichen Domäne

Im Jahr 1601 erwarb Hieronymus Graf Schlick von Passau und Weiskirchen, ein Geheimer Kammerrat und kurfürstlicher Oberhofkämmerer, etwa fünfzig Grundstücke im Gebiet des heutigen Berliner Ortsteils Wedding und begründete damit einen neuen Gutshof mit einem böhmischen Meiereihof. Dieser Gutshof, nordöstlich des Nettelbeckplatzes gelegen und durch die Panke natürlich begrenzt, wurde bereits zwei Jahre später, im Jahr 1603, in den Besitz des Kurfürsten übertragen. Von da an unterstand das Vorwerk dem Amt Mühlenhof. Die sukzessive Erweiterung durch weitere Landzukäufe zwischen 1635 und 1648 führte dazu, dass der Wedding allmählich komplett in kurfürstlichen Besitz überging. In der Mitte des 17. Jahrhunderts diente das Areal fast fünfzig Jahre lang als königliche Domäne und versorgte den königlichen Hof mit Lebensmitteln.

Entwicklung und Aufgabe des Vorwerks

Im Jahr 1705 begann zur besseren Anbindung an das Schloss in Niederschönhausen die Aufstauung und Kanalisierung der Panke. Rund 15 Jahre später wurde die Funktion des Vorwerks Wedding aufgegeben. Die Entwicklung des Gebietes vollzog sich fortan unterschiedlich. Die Ursprünge des Dorfes entstanden nordwestlich entlang der Müllerstraße, während sich nahe der Pankemühle in der Badstraße mit dem Gesundbrunnen ein weiterer Siedlungskern formierte. Im Jahr 1722 kehrte man zur landwirtschaftlichen Nutzung zurück und verpachtete die Flurstücke an Berliner Bürger. Das baufällige Vorwerk ging 1764 an den Apotheker Heinrich Wilhelm Behm, der später mit dem Kurbad „Gesund Brunnen“ zu Wohlstand kam.

Entstehung neuer Kolonien

In der Nähe des ehemaligen königlichen Vorwerks siedelten sich Gärtner aus Bayreuth an, die die Kolonie am Wedding, auch „Neu Wedding“ genannt, gründeten. Ihre Grundstücke lagen in der Reinickendorfer Straße. Um 1770 entstand östlich davon an der Koloniestraße eine weitere friderizianische Kolonie. Diese Kolonisten betrieben, wie im königlichen Schönholz, auch eine Maulbeerplantage. Die königlichen Gärten waren so angelegt, dass nach sechs Jahren erste Gewinne und damit Erbzinszahlungen zu erwarten waren. Der Königliche Hofapotheker Behm ließ für die Entwicklung der Kolonie die angrenzende Kämmereiheide roden.

Übernahme und Neuparzellierung durch Berlin

Im Jahr 1797 erwarb Geheimrat Noeldchen das inzwischen meist verpachtete Vorwerk und veräußerte es 1817 an die Stadt Berlin. Damit wurde Berlin erneut Eigentümer der Ländereien im Wedding. Im Jahr 1827 begann die Neuparzellierung des Gutes, und es entstanden Baugrundstücke. In der Nähe des Vorwerks existierte zu dieser Zeit noch eine Schäferei.

Aufstieg der Müllereibetriebe

Nach der systematischen Abholzung der umliegenden Wälder, die den Bauern nicht den erhofften fruchtbaren Boden brachten, florierten hingegen die Müllereibetriebe. Die Abholzung ermöglichte den Windmühlen, ungestört vom Wind angetrieben zu werden. Mit dem preußischen Mühlendelikt vom 28. Oktober 1810, das den Müllern mehr Gewerbefreiheit gewährte, erlebte der Mühlenbau im Wedding einen Aufschwung. An der heutigen Müllerstraße, dem alten Heerweg nach Ruppin, siedelten sich zahlreiche Müller an. Unter ihnen war Müller Kloß, der 1809 eine Holländermühle errichtete, und ein Jahr später folgte ihm Müller Streichan mit einer Bockwindmühle. Die Mühlenindustrie entwickelte sich entlang der Chausseestraße und versorgte die Mühlen mit Bauteilen und Ersatzteilen. Bekannte Namen wie Otis in Flohr-Otis, die Mühlenaufzüge lieferten, gehörten dazu. Mit der Zeit konnten sich jedoch viele Müller dem Druck durch modernere Dampfmühlen nicht mehr stellen und mussten aufgeben.

Besiedlung und Grundstücksverkauf

Ab 1819 begann die Besiedlung der Müllerstraße Richtung Tegel sowie der Reinickendorfer Straße Richtung Reinickendorf. Adolph Friedrich Wollank, ein bedeutender Grundbesitzer jener Zeit, teilte seine Ländereien auf und verkaufte sie stückweise.

Entwicklung und Besiedlung des Weddings

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Entwicklung des Weddings an Fahrt auf. Im Auftrag des Magistrats wurden die Feldmarken eingeebnet und Chausseen angelegt. Aus dem alten Heerweg entstand um 1800 die Ruppiner Straße als gepflasterte und mautpflichtige Chaussee. Das Chausseewärterhaus an der Müllerstraße 46 – 47, welches 1811 seine Funktion verlor, zeugt von dieser Zeit. Bereits im Jahre 1820 begann man mit der parzellenweisen Besiedlung des Gebietes, ohne dass es zu einer konkreten Vergrößerung des Weddings kam. Stattdessen wuchsen einzelne Parzellen, Kolonien und Siedlungen wie der Weddinghof und der Gesundbrunnen allmählich zusammen.

Bebauung und Kuriositäten

Entlang der Chaussee, insbesondere der Müllerstraße, erlebte der Wedding einen bedeutenden Besiedlungsschub. Es musste eine neue Infrastruktur geschaffen und ein Straßennetz angelegt werden, um einer regellosen Bebauung vorzubeugen. Dennoch entstanden einige Kuriositäten in der Parzellierung, die erst bei der späteren Stadtplanung durch Baurat James Friedrich Ludolf Hobrecht offenkundig wurden. Eine der markantesten ist das Haus in der Müllerstraße 156d, welches nur zwei Fenster breit, aber fünfgeschossig ist. Solche ungewöhnlichen Grundstücksverhältnisse finden sich auch in der Schwedenstraße 12 und an der Ecke Heinz Galinski-/Exerzierstraße, wo sich das spitzeste Haus der Stadt befindet.

Infrastrukturelle Entwicklung und soziale Herausforderungen

Im 19. Jahrhundert entwickelten sich neben den Hauptverbindungsstraßen auch die Verbindungen nach Pankow, Tegel und Reinickendorf. Doch der Wedding hatte mit sozialen Problemen zu kämpfen. Der Niederbarnimer Kreis und die Stadt Berlin stritten sich wiederholt über die Zuständigkeit für das arme Gebiet. Nachdem das Armenpflegegesetz von 1842 die Gutsherren zur Fürsorge verpflichtete, fiel diese Pflicht aufgrund der Eigentumsverhältnisse auch an Berlin. Die Industrialisierung brachte zwar Arbeitskräfte in die Region, aber auch soziale Missstände, da die Stadt mit dem Ansturm der Hilfesuchenden überfordert war. Kirchliche Einrichtungen und bürgerliche Vereine griffen ein und errichteten Hilfsangebote wie die „Wiesenburg“.

Eingemeindung und Wachstum

Die Eingemeindung des Weddings nach Berlin gestaltete sich schwierig und stieß auf erheblichen Widerstand. Erst am 1. Januar 1861 erfolgte schließlich die offizielle Anbindung an Berlin. Wedding und Gesund Brunnen behielten zwar ihre Namen, aber mit der Bildung des 3. Verwaltungsbezirks von Groß-Berlin wurden auch Teile der Rosenthaler Vorstadt zugeordnet, was Wedding zum Bezirk mit der höchsten Arbeitslosigkeit machte. Trotz des Widerstands wohlhabender Vorortgemeinden gegen die Zwangseingliederung wurde diese aufgrund positiver Abstimmungsergebnisse durchgeführt. So kamen neben den bereits 1861 angeschlossenen Gebieten auch Teile der Oranienburger Vorstadt und des Gutsbezirks Plötzensee hinzu. Die Ortschaften Neu-Wedding, Luisenbad (Gesundbrunnen), Kleiner Wedding, Johannesberg und weitere ländliche Ansiedlungen wurden zu Stadtteilen Berlins.

Wedding entwickelte sich trotz anfänglicher Widerstände und sozialer Herausforderungen zu einem integralen Bestandteil der wachsenden Metropole Berlin.