Niederschönhausen (Nedern Schonhuszen)

Der Pankower Ortsteil Niederschönhausen, ehemals als „Nedern Schonhuszen“ bekannt, ist ein Angerdorf, das im Zuge der Besiedlung des Niederbarnims durch die Markgrafen entstand. Die Verbundenheit mit dem benachbarten Bezirk Pankow ist seit jeher stark. In Kaiser Karl IV.’s Landbuch findet sich die erste urkundliche Erwähnung, die das Dorf mit 48 Hufen (eine Hufe entspricht etwa 30 Morgen) beschreibt, dazu zehn Bauernstellen und zehn so genannte „freiwilligten“ Ritterhufen.

Die Dorfstraße, heute bekannt als Dietzgenstraße, war von kleinen niedrigen Holzhäusern gesäumt, die mit Stroh- oder Rohrdächern bedeckt waren. Eine aus behauenen Granitfindlingen errichtete Kirche zeugte von der mittelalterlichen Bauweise. Die Wohnhäuser dienten zugleich als Ställe und Scheunen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus den dreiseitigen Höfen der vierseitige Hof, bei dem Wohn- und Wirtschaftsbereiche getrennt waren.

Besitzverhältnisse und Verwaltung

Bereits im Jahr 1370 wurde das Dorf von Tytze Neuendorf erworben, obwohl anzunehmen ist, dass Niederschönhausen auf ein noch älteres Gründungsdatum zurückblickt. Vor einem gewissen Woldemar, der zwischen 1308 und 1319 Rechte am Dorf hielt, wird von einem landesherrlichen Lehnschulzen berichtet, der dem Ritterstand angehörte. Über die Jahrhunderte trug das Dorf verschiedene Namen, darunter „Nydern Schönhawsen“, „Nydderen Schönhuszen“ und „Schonhusenbassa“. Herzog Barnim I. von Pommern war der erste dokumentierte Besitzer, gefolgt von den Markgrafen Johann und Otto.

Tytze Neuendorf besaß nicht nur das Dorf, sondern auch die niedere und höhere Gerichtsbarkeit sowie das Patronatsrecht, das ihm vom Markgrafen verliehen wurde. Zu seinem Lehnschulzenhof gehörten 4 Hufen aus der Dorfgründung und zusätzlich 6 Ritterhufen. Später finden wir in den Urkunden die Erwähnung von 10 „freigewilligten“ Ritterhufen, die Neuendorf besessen haben soll.

Entwicklung und Veränderungen im Mittelalter

Die Zeit zwischen dem Landbuch und der Mitte des nachfolgenden Jahrhunderts ist nur lückenhaft dokumentiert. Einige Schuldbriefe des Markgrafen Johann an Hans von Waldow sowie Belehnungen durch Friedrich II. deuten auf wechselnde Besitzverhältnisse hin. 1441 wurde Hans von Waldow von Friedrich II. mit dem Dorf Niederschönhausen belehnt, was die Übertragung von Besitzrechten aufzeigt.

Das 15. Jahrhundert brachte bedeutende Entwicklungen für Niederschönhausen. 1450 zählte das Dorf neben den Bauern und einer Kirche 13 Kossäten, die ihren Lebensunterhalt durch Lohnarbeit in den Rittergütern und Bauernhöfen verdienten. In diesem Jahr wurde auch das Schoßregister eingeführt, ein entscheidendes Dokument, das Veränderungen in der Landnutzung festhielt und auf einer Feldvermessung basierte.

Vom Lehnsherrn zum Kurfürsten

Die Zeit der Raubritter und des Hussitenkriegs brachte Not und Gefahr, doch mit Friedrich I. von Hohenzollern, der sich als „Gottes schlichter Amtsmann am Fürstentum“ verstand, begann eine Phase der Besserung. Kurfürst Johann Cicero errichtete später in der Parkniederung ein Weidewerk und baute ein Haus, das er 1525 dem Bürgermeister von Blankenfelde überließ.

Barocke Entwicklung

Im Jahr 1664 trat eine Gräfin Dohna aus dem Hause Holland-Brederode Vianaen in Erscheinung, die das Gut zwei Jahre zuvor für 3.000 Taler erworben hatte. Sie ließ auf dem damaligen Rittersitz ein Herrenhaus im holländischen Stil errichten, für das ihr Gemahl Graf Christian Albrecht die Entwürfe lieferte. Im gleichen Stil entstand auch eine Melkerei, die heute noch Zeugnis von der barocken Ära Niederschönhausens gibt.

Schloss Schönhausen im 17. und 18. Jahrhundert

Übernahme durch Joachim Ernst von Grumbkow

Nach dem Tod der Witwe Dohna im Jahre 1678 erwarb Oberhofmarschall und Großkanzler Joachim Ernst von Grumbkow zwei Jahre später das Anwesen Schloss Schönhausen. Während seiner Besitzzeit ließ er das Herrenhaus renovieren und erweitern. Nach Grumbkows Tod im Jahr 1690 verkaufte seine Witwe die dreiflügelige Anlage 1691 an den Kurfürsten Friedrich III. für 16.000 Taler. Unter der Ägide des Kurfürsten, der schon in jungen Jahren das Potenzial von Niederschönhausen erkannte, wurde aus dem Herrenhaus ein der kurfürstlichen Würde angemessener Landsitz. Die Fassadengestaltung übernahm der holländische Architekt Arnold Nering, der 1691 auch zum Oberbaudirektor aller kurfürstlichen Bauten ernannt wurde.

Schloss Schönhausen als kurfürstlicher Sommersitz

Das Schloss avancierte zum Sommersitz des Kurfürsten und spielte um das Jahr 1700 eine zentrale Rolle bei den Vorbereitungen zur Krönung des ersten Königs von Preußen. Aufwendige Verhandlungen waren nötig, um den Wiener Hof zur Unterzeichnung des Krönungsvertrages zu bewegen. Friedrich III. stellte dem Kaiserhof für den Spanischen Erbfolgekrieg 30.000 Soldaten zur Verfügung und zahlte eine immense Summe für den prestigeträchtigen Königstitel. Im Dezember 1700 brach der Hofstaat des zukünftigen Königs nach Königsberg auf, wofür 30.000 Pferde – mehr als die Einwohnerzahl der Residenz – benötigt wurden. Die Einweihung des Königs Friedrich I. fand am 6. Mai 1701 statt, als er und seine Gemahlin in einem prunkvollen Zug von Schloss Niederschönhausen zum Berliner Stadtschloss fuhren.

Kulturelle und architektonische Beiträge Friedrichs I.

Friedrich I., bekannt für seine Eitelkeit und seinen Hang zu Prachtentfaltung, trug auch wesentlich zur Förderung von Kunst und Wissenschaft bei. Er beauftragte den Hofarchitekten Johann Friedrich Eosander, das Schloss und den Garten im französischen Barockstil zu erweitern und zu verschönern. Unter anderem wurde der Kanalbau begonnen, um Schloss Niederschönhausen mit dem Residenzschloss Charlottenburg zu verbinden. Das einzigartige Überbleibsel dieses Projekts ist der „Schönhauser Graben“, später „Charité Graben“ genannt, der 1713 die Panke bis zum Wedding schiffbar machte.

Das Schloss unter Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern

Mit dem Regierungsantritt Friedrichs II. im Jahr 1740 erlebte Schloss Niederschönhausen eine Renaissance als königliches Anwesen durch die Hand seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern. Die junge Kronprinzessin hatte das Schloss schon häufig um 1733 besucht und nach ihrer Krönung schenkte ihr der neue König das Schloss Niederschönhausen inklusive des Gutsbezirks. Sie organisierte königliche Empfänge, Gartenfeste und richtete Hochzeiten für die Dorfbewohner aus, während ihr besonderes Interesse der Gestaltung des Schlossparks galt. Im heutigen Schönholz entstand 1753 die „Königin Plantage“ als Garten und Maulbeerplantage.

Das Schicksal des Schlosses nach Elisabeth Christines Tod

Nach dem Tod der Königin im Jahr 1793 wurde das Schloss Schönhausen vernachlässigt und diente nur noch gelegentlich als Unterkunft für Mitglieder der Familie Hohenzollern, deren Minister und Gäste während des Ersten Weltkrieges. Zahlreiche Geschichten ranken sich um die verlassene Königin, die niemals Sanssouci, den Wohnsitz ihres Mannes, gesehen haben soll und stattdessen in Schloss Schönhausen verbannt wurde.

Reformen und die Befreiung der Bauern

Im Zuge der „Steinschen Reformen“ erhielten die Bauern die Möglichkeit, sich von ihrer Erbuntertänigkeit zu befreien, indem sie das von ihnen bewirtschaftete Land gegen hohe Ablösesummen als freies Eigentum erwarben. Diese historische Veränderung reduzierte die Macht von Königin Elisabeth Christine über die untertänigen Bauern, die zuvor lange Zeit unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen gelitten hatten.

Die Etablierung von Exklusivrechten

Mit den Gerechtigkeiten oder Verlagsrechten wurden bestimmten Personen exklusive Gewerbeberechtigungen erteilt. Beispielsweise erwarb der Schmied in Niederschönhausen durch eine Zahlung an den königlichen Hof das Schmiederecht, was bedeutete, dass alle Bewohner von Niederschönhausen, Pankow und Blankenfelde verpflichtet waren, ausschließlich seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Das Mühlrecht lag in den Händen des Müllers an der Ecke der heutigen Mühlen-/Dolomitenstraße, und das Verlagsrecht auf Getränke verpflichtete den Inhaber der günstigsten Lage im Ort, die Dorfgäste zu bewirten. Diese Rechte wurden 1688 an den Lehnsherrn von Grumbkow übertragen und nachfolgend vom Fiskus übernommen, bis sie schließlich nach mehr als hundert Jahren aufgehoben wurden.

Entwicklung zum bevorzugten Sommersitz

Mitte des 18. Jahrhunderts siedelten weitere Einwohner aus Sachsen und Thüringen in Niederschönhausen an, wodurch sich der Ort zu einem gefragten Sommersitz für wohlhabende Berliner entwickelte. Insbesondere nach dem Siebenjährigen Krieg, als die Königin nach Magdeburg flüchtete und später in das geplünderte, dann im Rokokostil umgebaute Schloss zurückkehrte, wuchs die Beliebtheit des Ortes.

Landschaftliche Umgestaltung durch Lenné

Im Jahr 1828 wurde der berühmte Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné beauftragt, die Schlossanlagen nach den Vorstellungen der Herzogin von Cumberland neu zu gestalten. Trotz einiger Einschränkungen durch König Friedrich Wilhelm III. konnte Lenné die Panke und die Bauernwiesen in den Schlosspark integrieren, was die Attraktivität der Anlage weiter steigerte.

Niederschönhausen als Treffpunkt der Gesellschaft

Ende des 18. Jahrhunderts kaufte der Bankier Christoph Christian Engel ein kleines Haus mit Garten in Niederschönhausen, das sich bald zu einem Treffpunkt für prominente Sommergäste entwickelte. Unter diesen Gästen waren Persönlichkeiten wie der Bankier Fetschow und der Staatsrat Karsten. Später ging das Grundstück an die Familie Brose über, die das Anwesen erweiterte und zu einem weiteren gesellschaftlichen Mittelpunkt machte. Das Holländerhaus, das von den Fetschows erworben wurde, befand sich in direkter Nähe und trug zur Entwicklung der Gegend als bevorzugte Adresse bei.

Das Erbe der Familie Brose & Fetschow

Einst im Herzen Berlins an der Klosterstraße ansässig, wo heute der Berliner Fernsehturm thront, war die Familie Brose & Fetschow eine prägende Figur der Stadtgeschichte. Henriette Brose, geborene Fetschow und Nichte der Witwe Karsten, führte ein Tagebuch, das bis heute Einblicke in das gesellschaftliche Leben ihrer Zeit bietet. Ihre Berichte zeichnen den Umgang mit Persönlichkeiten wie dem Architekten Karl Friedrich Schinkel, den Brüdern Wilhelm Ernst und Johann Heinrich George Friedrichs Gropius und dem preußischen Gewerbepolitiker Christian Peter Wilhelm Beuth nach.

Das Anwesen der Familie, entworfen von Schinkel, entwickelte sich zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt, wo Gäste aus Politik, Wissenschaft und Kunst verkehrten. Unter anderem wurden der Schriftsteller Ludwig Tieck, der Kommunalpolitiker Carl Knoblauch und der Maler Franz Krüger in ihrem Sommersitz willkommen geheißen. Der heutige Brosepark, gestaltet von den Landschaftsarchitekten Bennickenstein und Kratzenstein, ist ein Überbleibsel des einst prächtigen Familienbesitzes. Nach dem Zweiten Weltkrieg und den dabei entstandenen Schäden wurden die meisten Gebäude bis Ende der 1950er Jahre abgerissen, doch der Park wurde nach der Eingemeindung von Pankow zu Berlin 1920 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den 1980er Jahren erfolgte eine umfassende Rekonstruktion, und das Küsterhaus in der Dietzgenstraße 42, das einzige erhaltene Gebäude des Broseensembles, wurde mit Spendengeldern rekonstruiert und ist heute Sitz des Freundeskreises der Chronik Pankow.

Historische Gebäude Niederschönhausens

Das Schweizer Haus und das Holländer Haus

Die Dietzgenstraße 56 beherbergt das nach seinem Schweizer Stil benannte Schweizer Haus. Es diente einst Christian Peter Wilhelm Beuth als Sommersitz und wurde nach Entwürfen Schinkels für ihn umgebaut. Beuth verbrachte hier seine letzten Jahre bis zu seinem Tod. Das Holländerhaus, ursprünglich im Jahr 1816 von der Familie Fetschow errichtet, zeugt von der engen Zusammenarbeit der „Madame Fetschow“ mit der königlichen Familie und ihrer Mitbegründung eines Frauenvereins. Ihr Engagement während der Befreiungskriege brachte ihr den Luisen Orden ein. Das Haus, welches später im Besitz des Kunstschlossermeisters Carl Friedrich August Hauschild war, wurde zum Ausstellungsort seiner kunstvollen Schlosserarbeiten und ist bis heute für seine reich verzierte Architektur bekannt.

Entwicklung und Wandel in Niederschönhausen

Von kaiserlichen Manövergeländen zu städtischer Infrastruktur

Auf dem ehemaligen kaiserlichen Manövergelände in Nordend begann in den 1870er Jahren die Entwicklung der Kolonie Niederschönhausen. Am 26. Mai 1901 eröffnete der Straßenbahnhof III an der Kaiser-Wilhelm-Straße und trug maßgeblich zur städtischen Mobilität bei. Das Depot, konzipiert für 190 Fahrzeuge, wurde später zum Museumsdepot für historische Straßenbahnen und Busse umfunktioniert.

Medizinische Versorgung und kulturelle Bedeutung

Das von Dr. Wilhelm Dosquet 1905 eröffnete Kranken- und Genesungshaus spielte eine wichtige Rolle in der medizinischen Versorgung der Region. Hier war der berühmte Journalist und Pazifist Carl von Ossietzky Patient. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und einer späteren Nutzung als britische Botschaft, wurde das Gebäude schließlich 2005 abgerissen.

Wandlung von Niederschönhausen: Vom Dorf zur Villenkolonie

Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in Niederschönhausen. Der einst ländliche Charakter des Dorfes wich zunehmend einer Bebauung mit Landhäusern und Villen. Die Bauernhöfe und Scheunen rund um den Kirchplatz sowie entlang der Dorfstraße markierten die letzten Zeichen eines bäuerlichen Lebens. Besonders idyllisch zeigte sich der von Weiden umrahmte Dorfpfuhl zwischen der Beuth- und Schillerstraße, während westlich davon die alte Bauernheide lag.

Historische Wahrzeichen und die Entwicklung des Friedensplatzes

Die Windmühle von Niederschönhausen, errichtet im Jahr 1859 an der Ecke Nordend/Büchnerweg, steht als einzigartiges Zeugnis der Vergangenheit. Der Friedensplatz, der ehemalige Kirchplatz vor der neu eingeweihten Friedenskirche, war einst das Herz des Angerdorfes und verlor im Laufe der Zeit seinen ländlichen Charme. Mit der Umbenennung des Platzes im Gedenken an den Sieg im Frankreichfeldzug, wurde auch eine „Friedenseiche“ gepflanzt. Die dörfliche Atmosphäre erlitt weitere Einbußen, als der Gemeindepfuhl während der Kirchenrenovierung verschwand und durch ein mit Steinen umrandetes Rondell ersetzt wurde.

Das Jahr 1907 brachte weitere Veränderungen mit dem Bau einer Bedürfnisanstalt auf dem Platz. In den Jahren danach kamen ein öffentlicher Fernsprecher, ein Zeitungskiosk und zahlreiche kleine Geschäfte und Kneipen hinzu, die das Bild des Platzes prägten. Von einer Bäckerei und Konditorei über ein Tabakgeschäft bis hin zu einem Fotofachgeschäft reichte das vielfältige Angebot. Cafés und Restaurants belebten zusätzlich die Szenerie rund um den Friedensplatz.

Verkehrsanbindung und dörfliche Sicherheit

Die Endhaltestelle der neuen Pferdebahn vor dem Lokal Liedemit verband Niederschönhausen mit Pankow und dem Berliner Rathaus, wurde jedoch später durch Omnibusse abgelöst. Die Notwendigkeit einer Freiwilligen Feuerwehr wurde durch einen dramatischen Brandstiftungsfall im Jahr 1896 unterstrichen, woraufhin das erste Spritzenhaus in der heutigen Buchholzer Straße errichtet wurde.

Die Pankebrücke und der Bürgerpark

Die Niederschönhausener Feldmark erstreckte sich entlang des Pankeufers bis zum heutigen Bürgerpark. Eine Brücke über die Panke existierte bereits lange Zeit, wurde jedoch 1895 und erneut um 1925 umgestaltet und für die Straßenbahnlinie nach Niederschönhausen erweitert. Künstlerische Elemente wie Pfeiler und Trinkbrunnen sowie eine Skulptur mit drei Putten, bekannt als die „Pankower Drillinge“, schmückten die Brücke.

Schloss Niederschönhausen im Wandel der Zeit

Die Übernahme des Schlosses Niederschönhausen in den Staatsbesitz Preußens im Jahr 1920 ermöglichte der Öffentlichkeit den Zugang zu Kunstausstellungen des „Künstlerbund Norden“. Während der NS-Zeit wurde das Schloss als Reichskunstkammer genutzt und später zur Lagerung von Werken der „Entarteten Kunst“. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Schloss in die Hände der sowjetischen Militäradministration und diente als Casino und Internat. Im Jahr 1949 avancierte das Schloss zum Amtssitz des ersten DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und später zum Sitz des Staatsrates der DDR sowie zum Gästehaus der DDR-Regierung. Zu den letzten prominenten Gästen zählten Michael Gorbatschow und seine Frau Raissa im Jahr 1989, kurz vor der politischen Wende.

Das historische Villenviertel „Städtchen“ in Niederschönhausen

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen sowjetische Streitkräfte die Kontrolle über die Villen von Niederschönhausen, einschließlich des benachbarten Villenviertels um den Majakowskiring. Diese Gegend, die früher dem gehobenen Bürgertum Pankows als Wohnsitz diente, wurde von der Roten Armee beschlagnahmt und die Bewohner zwangsweise umgesiedelt. Hochrangige Offiziere, KPD-Funktionäre und spätere DDR-Politiker wie Walter Ulbricht und Egon Krenz wohnten hier nach dem Krieg. Nach dem Tod von Lotte Ulbricht, die im hohen Alter von 98 Jahren in ihrem Haus verstarb, ging ein weiteres Kapitel der ostdeutschen Geschichte zu Ende. Das Viertel mit seinen alten Villen und altem Baumbestand, im Volksmund „Städtchen“ genannt, war einst abgeschirmt, ist aber seit den 1970er Jahren wieder für alle zugänglich.

Schloss Niederschönhausen und seine Rolle in der deutschen Geschichte

Das Schloss Niederschönhausen spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Deutschlands, insbesondere während der politischen Wende. Hier fanden die Sitzungen des Runden Tisches zur Demokratisierung der DDR statt, ebenso wie die entscheidenden „Zwei plus Vier Gespräche“ zur Vorbereitung der Wiedervereinigung. Nach einer Zeit des Stillstands wurde das Schloss am 24. Juni 2005 der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übergeben, die umfangreiche Sanierungsarbeiten einleitete. Mit über 8 Millionen Euro an Fördermitteln und zusätzlichen privaten Spenden, unter anderem von Ruth Cornelsen, wurde die Restaurierung des Schlosses vorangetrieben. Seit 2007 wurde die Fassade wieder in ihrem ursprünglichen Stil hergestellt. Besucher konnten den Fortschritt der Restaurierungsarbeiten während der Begehungen miterleben. Im Schloss wird sowohl die preußische Epoche als auch die DDR-Zeit veranschaulicht.

Kulturelles Leben rund um das Schloss Niederschönhausen

Das Schloss und der dazugehörige Park werden jährlich für das Fest „Kunst im Park“ genutzt, wo lokale Künstler ihre Werke präsentieren. Musikalische Darbietungen und ein Kinderzirkus sorgen für Unterhaltung. Das Highlight bildet das Abschlusskonzert bekannter Bands. In der Nähe befindet sich das Erich Weinert-Viertel, das einst die geistige Elite der DDR beherbergte. Heute ist die Künstlersiedlung Erich Weinert ein beliebter Anziehungspunkt.

Die Friedenskirche in Niederschönhausen

Eines der bedeutendsten Bauwerke in Niederschönhausen ist die Friedenskirche. Ursprünglich im 14. Jahrhundert errichtet und im 16. Jahrhundert erneuert, erfuhr die Kirche über die Jahrhunderte mehrere Umbauten. Nachdem der ursprüngliche Kirchturm aufgrund von Baufälligkeit abgerissen wurde, erfolgte im 19. Jahrhundert ein Neubau, der die Feldsteine der alten Kirche miteinbezog. Die Kirche wurde schließlich im Stil der Neuromantik verziert und erhielt den Namen „Friedenskirche“ nach dem Ende des Krieges 1870/71. Weitere Renovierungen folgten, und trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg konnte die Kirche bis 1964 vollständig wiederhergestellt werden.

Historische Straßen und Plätze von Niederschönhausen

Zu den ältesten Straßen des Ortsteils im Bezirk Pankow gehören die ehemalige Dorfstraße, die Schlossallee, der Buchholzer Weg, die Blankenburger Straße und die Bismarckstraße. Der ehemalige Dorfplatz ist heute als Ossietzkyplatz bekannt und bildet das Herz des Ortsteils.