Im Jahr 1865 legte die Fürsprache des Pastors Wilhelm Boegehold aus der Elisabethgemeinde, unterstützt durch private Spenden, den Grundstein für das Lazarus Krankenhaus. Inspiriert von der biblischen Geschichte des reichen Mannes und des armen Lazarus aus dem Lukasevangelium, erhielt das Krankenhaus seinen Namen. Ursprünglich bestehend aus einer Kapelle, einem Bet- und Krankensaal, wurde das Krankenhaus mit Hilfe des Maschinenfabrikanten Louis Victor Robert Schwartzkopff errichtet, der sich auch nach Boegeholds Tod für das Projekt einsetzte und weitere Gebäude wie das Pfarrhaus und eine Begräbniskapelle hinzufügte.
Pfarrer Boegehold und sein Engagement
Pfarrer Phillip Wilhelm Moritz Boegehold, einst Gefängnispfarrer im Zellengefängnis Moabit, wurde später Leiter der Elisabethgemeinde. Sein Engagement im Armenverein und die Verbindungen zu Schwartzkopffs Fabrik ermöglichten es ihm, das Krankenhausprojekt voranzutreiben. Nach seinem Tod hinterließ er sein gesamtes Vermögen dem Lazaruskrankenhaus.
Erweiterungen und Herausforderungen
Nachdem der Krankensaal 1866 eröffnet wurde, folgten bald Erweiterungen, da die anfänglichen 15 Betten im Lazaruskrankenhaus nicht ausreichten. Das Lazarus Krankenhaus diente zunächst verwundeten Soldaten aus dem Krieg gegen Österreich und später aus dem Deutsch-Französischen Krieg. Die ersten Krankenschwestern kamen aus der Diakonissenanstalt Kaiserwerth, doch bald wurde ein eigenes Diakonissenmutterhaus gegründet. Trotz finanzieller Schwierigkeiten nach Boegeholds Tod sicherte Schwartzkopffs Unterstützung die Weiterführung des Krankenhausbetriebs.
Medizinische Meilensteine und soziales Engagement
Das Lazaruskrankenhaus erlangte 1882 weltweite Aufmerksamkeit durch die erste Gallenblasenentfernung durch Prof. Carl Langenbuch. In den folgenden Jahrzehnten führte die Einrichtung eine Krankenpflegeschule ein und gründete einen Kinderhort. Das Krankenhaus diente während des Ersten Weltkrieges erneut verwundeten Soldaten und richtete während der Weltwirtschaftskrise eine Volksküche für Bedürftige ein.
Das Lazaruskrankenhaus im 20. Jahrhundert
Mit Beginn des Dritten Reiches wurden Teile des Krankenhauses zu Luftschutzräumen umgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Gebäude schwere Schäden und musste evakuiert werden. Nach dem Kriegsende befand sich das Krankenhaus im französischen Sektor Berlins und musste sich den Herausforderungen des Wiederaufbaus und der Teilung der Stadt stellen. Die Mauer trennte die Diakonissen aus dem Ostteil Deutschlands vom Mutterhaus, was zu personellen Engpässen führte.
Neuausrichtung und Gegenwart
1987 wandelte sich das Lazarus Krankenhaus zu einer vollstationären Pflegeeinrichtung. Die Eröffnung einer Altenpflegeschule folgte 1992. Nach der Wende konnten auch Ostberliner wieder im Lazarus arbeiten. Im Jahr 2004 übernahm das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) die Trägerschaft, und das Krankenhaus ist heute Teil der Diakoniestiftung Lazarus.
Das Lazaruskrankenhaus hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Herausforderungen gemeistert und sich kontinuierlich den Bedürfnissen der Gesellschaft angepasst. Es bleibt ein bedeutendes Beispiel für diakonische Arbeit und soziales Engagement in der Medizingeschichte.