Invalidenstraße – Die Straße mit den größten Bahnhöfen der Stadt

Die Invalidenstraße in der Rosenthaler- und Oranienburger Vorstadt, Parallelstraße zwischen Torstraße und Bernauer Straße war bereits im 13. Jahrhundert ein Bestandteil des Spandauer Heerwegs. Ihr Name rührt von dem zwischen 1745 – 48 erbauten Invalidenhaus an der Scharnhorststraße. Es diente als Heimstätte für Kriegsinvaliden der Schlesischen Kriege (1740-42 und 1744-45) und dessen Angehörigen, die neben Unterkunft und Verpflegung auch Kleidung bekamen und ärztliche Betreuung fanden. Am 15. November 1748 weihte König Friedrich II. das Invalidenhaus ein, welches auf Anregung seines Vorgängers Friedrich I. verfasste. Er wollte eine Heimstätte nach französischem Vorbild für ausgediente und kriegsinvalide Soldaten schaffen. Der Bau wurde erst in der Amtszeit Friedrich des Großen ausgeführt. Isaak Jacob von Petri, der mit dem Bau beauftragt wurde schuf nach Willen des Königs ein Gebäudeensemble mit einem ausgesprochen militärischen Gepräge. Später (1900) entstand ebenfalls an der Invalidenstraße die Kaiser Wilhelm Akademie. Im Zusammenhang mit dem Invalidenhaus entstand 1748 auch der an der Scharnhorststraße entstandene Invalidenfriedhof, wo ranghohe Militärs wie General Gerhard von Scharnhorst, Kriegsminister Hermann von Boyen, der Flieger Manfred von Richthofen und die Generalstabschefs Helmuth von Moltke und Alfred Graf Schliefen beerdigt wurden. In der Folgezeit kamen Künstler, Wissenschaftler aber auch einfache Bürger zu der Ehre auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe zu finden. Gleich nebenan entstand zwischen 1850 – 53 nach Plänen von August Ferdinand Fleischinger und Wilhelm Louis Drewitz im Stil des Spätklassizismus das Garnisonslazarett als viergeschossiger Dreiflügelbau. 1920 wurde es das Zentrale Krankenhaus der Polizei und später das Bundeswehrkrankenhaus.

Museum für NaturkundeNaturkundemuseum Die Geschichte des Museums begann einher mit der Gründung der Friedrich Wilhelm Universität. In dessen Hauptgebäude (Unter den Linden) waren Sammlungen des Mineralogischen-, Geologischen- und des Zoologischen Museums untergebracht. Da die Sammlung mit den Jahren anwuchs und eine wissenschaftliche Arbeit bzw. den Besuch der Museen erschwerte entschloss man sich für den Bau eines neuen Hauses, der die drei Museen und dessen Sammlungen vereint. August Tiede war zeichnend für den ursprünglich dreiflügeligen Bau im Stil der französischen Renaissance und des Barocks an der Invalidenstraße 42 – 44, dem ehemaligen Gelände der Königlichen Eisengießerei. Die drei Flügel des Hauses sollten für die drei Bereiche der Sammlung stehen. Noch während der Bauphase musste ein zusätzlicher Quertrakt hinzugefügt werden, weil die Sammlung stetig wuchs. Großzügige Ausstellungssäle liegen um einen zentralen Lichthof (Walhalle), zwei Treppenhäuser verbinden das Gebäude mit den rückwärtigen Sammlungsräumen. Ebenfalls während der Bauphase wurde über die Form der Präsentation von Sammlungen diskutiert, wo sich der damalige Direktor des Zoologischen Institut, Wilhelm Peters dafür aussprach die Exponate dem Publikum zugänglich zu machen. Am 2. Dezember 1889 wurde das neue Museum durch Kaiser Friedrich Wilhelm II feierlich eröffnet und bekam mit Eröffnung eine weitere Aufgabe hinzu. In der Zukunft sollte sich das Museum mit der Geschichte von deutschen Kolonien beschäftigen und dessen Hinterlassenschaften aus Forschungsreisen aufnehmen. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wurde der Ostflügel zerstört dessen Wiederaufbau im Jahr 2006 begann. Bekanntestes Exponat der Sammlung ist das Skelett des Brachiosaurus brancai, das weltgrößte gefundene und erhaltene Skelett eines Dinosauriers. Diese wurde während einer deutschen Expedition in den Tendaguru-Schichten einer deutschen Kolonie im heutigen Tansania gefunden.

St. Elisabetkirche 1910St. Elisabeth Zur moralischen Erhebung der Verhältnisse in der Rosenthaler Vorstadt sollte eine eigene Kirche gebaut werden, die die Bevölkerung seelsorge risch betreuen sollte. Schon im Jahr 1827 wurde festgestellt, dass zwei neue Kirchen außerhalb des Rosenthaler Tores benötigt werden, die auch der zunehmenden Verwahrlosung des Stadtteils entgegenwirken sollte. Eine dieser sollte direkt in der Rosenthaler Vorstadt und eine weitere zwischen der ersten und dem Vorwerk Wedding gebaut werden. Die benötigten Grundstücke erwarb die Kirche vom Ackerbürger Wollank, dem auch die Wollank’schen Weinberge gehörten. Nachdem der König vom Kultusminister Altenstein einen Bericht über den Nutzen eines Kirchenbaus erbat und dieser die Gemeinde mit 38.000 Seelen bezifferte, genehmigte der König den Bau der ersten Kirche und zahlte die Kosten aus seiner „Schatulle“. Unter Baumeister Schinkel entstand 1833 die erste Vorstadtkirche „St. Elisabeth“, die sich an der Invaliden/Elisabethkirchstraße befindet und auf Geheiß des Königs ohne besondere Verzierung und Türme ausgestattet sein sollte. Schinkel entwarf ein besonderes Beispiel klassizistischer Baukunst mit herausragender Stadt- und Kirchengeschichtlicher Bedeutung. Es entstand ein klassizistischer Saalbau auf einem rechteckigen Grundriss. Sechs dorische Pfeiler tragen vor dem Eingangsportal den Portikus. In Maß und Form folgt die Apis dem Vorbild altchristlicher spätrömischer Basiliken. Sockel- und Oberzonen der verputzten Außenwand sind durch Gesimse geteilt. Ein zweigeschossiges Empore und eine hölzerne Kassettendecke gehören zur Innenausstattung der Kirche.

Den Namen erhielt sie nach der Mutter von Johannes dem Täufer und in Anlehnung an die Schwiegertochter des Königs, Kronprinzessin Elisabeth, der er einen besonderen Dank für dessen soziale und religiöse Fürsorge erweisen wollte. Zur Einweihung der Kirche am 28. Juni 1835 erschienen neben dem König Friedrich Wilhelm IV. Prinz Karl von Preußen und der Herzog Karl von Mecklenburg. Die Kirche wurde als königliches Patronat bis 1918 geführt, die Unterhaltung des Gotteshauses wurde ebenfalls aus der „Schatulle“ des Königs bestritten. Der amtierende Pfarrer Kuntze schrieb 1855 in seiner Chronik „Von der Wüste zum Vogtland“;

Hundert Jahre sind verflossen, seit die ersten Häuser der jetzt so ausgedehnten und bevölkerten Rosenthaler Vorstadt erbaut worden sind. Die ganze Gegend vom Magistrats-Weinberge, oder zuletzt Klausens Weinberg genannt, der ein klein wenig südwestlich von dem jetzigen Hamburger Bahnhofe gelegen hat, bis zu dem später Wollankschen Weinberge am Rosenthaler Thore, war noch 1640 mit Wald bedeckt. Dort befand sich bis an das nördliche Ufer der Spree herabgehend, die Hasenheide, nebst einigen Weingärten in der jetzigen Oranienburger Str. und Weinmeisterstraße und hierdurch ging der Weg nach Spandow, von Spandower Thor aus, das ungefähr da stand, wo sich jetzt die Garnisonskirche befindet; so wie der Ruppiner Heerweg, die jetzige Chausseestraße.

Um das Jahr 1705 waren Spandauer- und Dorotheenstadt ziemlich bebaut, und König Friedrich I. ließ diese mit einer Circumvallation umgeben; die ihre Richtung durch die heutige Linienstraße verfolgte und aus Palisaden bestand. Erst 1788 und 89 wurde die Grenze der Stadt etwas weiter hinaus gerückt und statt der Palisaden eine Mauer von Backsteinen nebst den drei Thoren, das Rosenthaler, Hamburger und Oranienburger erbaut.

Der Gedanke, die Rosenthaler Vorstadt außerhalb der Palisaden oder vor der Rosenthaler und Hamburger Landwehr anzulegen, ging von Friedrich dem Großen selbst aus. Die Aufmerksamkeit des Königs wurde besonders auf diese Gegend gelenkt, seit er 1748 das Invalidenhaus für seine verwundeten und alten Krieger erbaut hatte.

Die damaligen vielen Bauten zogen eine Menge von Leuten, namentlich aus dem Auslande hierher, so dass im Jahre 1751 unter 535 Zimmergesellen 214 Ausländer, meist aus Sachsen, und unter 715 Maurergesellen 245 Ausländer, ebenfalls meist aus Sachsen sich befanden. Diese pflegten den Sommer über hier zu arbeiten, und sobald die Beschäftigung bei den Bauten aufhörte, gingen sie in ihre Heimath nach Sachsen und dem sächsischen Voigtlande zurück und verzehrten das Ersparte dort. Dadurch ging viel Geld aus dem Lande.“

Versöhnungskirche Bernauer Straße 4 um 1931In den Jahren 1859/60 wurde eine erste Renovierung durchgeführt und ein Sakristeianbau nach Entwürfen von Gottfried August Stüler in Auftrag gegeben. Eine weitere Renovierung war 1893. Im Jahr 1907 wurde das gleich neben der Kirche stehende Gemeindehaus eingeweiht. Die erste größere Renovierung der Kirche erfolgte zur 100jahr Feier 1935, wobei aber niemand ahnte, dass die Kirche wenige Jahre später und kurz vor Ende des 2. Weltkrieges von einer Phosphorbombe schwer getroffen wird und ausbrannte. Erst nach der politischen Wende ab 1991 konnte mit Mitteln der „Deutschen Stiftung für Denkmalschutz“ ein Teil wieder aufgebaut werden. Im gleichen Jahr wurde mit der Freilegung und Beräumung der Ruine begonnen. Ein Jahr später wurde in zweijähriger Arbeit die Wiederherstellung der Langenwand an Ost- und Westseite ausgeführt. Das Jahr 1994 stand für den Neubau der Dachkonstruktion und im neuen Jahrtausend begann man mit der Sicherung der Giebelwände. Dann wurden die Anbauten der Kirche gesichert und der Außenputz instand gesetzt. Es folgte der Einbau neuer Fenster, an der Nordseite der Außenanlage wurde ein Sockel erneuert und in den Jahren 2005/07 wurde der obere Raumabschluss vom Orgelempore erneuert. In der Stern ist am 24. März 2009 online unter dem Titel „Köhler haut auf den Bröckelputz “ zu lesen; „Es ist ein beschissener Morgen in Berlin-Mitte, das Kopfsteinpflaster ist nieselregennass. In der Invalidenstraße haben Polizisten eine Ruine abgeriegelt, die bald wieder eine Kirche werden soll. Vor einem Jahr wuchsen noch Bäume in der zerbombten Hülle von St. Elisabeth, jetzt liegt ein provisorisches Satteldach auf den Außenmauern. Zum Teil haben die Fenster schon Scheiben, doch an der Kopfseite, hinter dem Altar, hängen noch schwarze Tuchbahnen vor den hohlen Löchern. Es ist kalt hier. Horst Köhler soll in ein paar Minuten eintreffen. Und plötzlich reißt doch für ein paar Minuten der Himmel auf, und durch die Fangnetze an der Decke dringt Sonnenlicht durch das Glasdach in den Innenraum. Helle Schlieren stehen rings um das Rednerpult…“, „Horst Köhler hat diesen Ort mit Bedacht ausgewählt: Im Jahr der Weltwirtschaftskrise und der unfassbaren Milliardenzahlen hält er seine Berliner Rede in einem unfertigen Kirchensaal. Nichts ist perfekt hier. Aber gerade darin liegt der Reiz dieses Ortes. In Zeiten der Krise und des Versagens der alten Eliten scheint er daran erinnern zu wollen, dass noch viel zu tun ist…“, „Horst Köhler blickt auf die alten Kirchenmauern und sagt: „Wir können immer einen neuen Anfang schaffen.“ Der Regen ist vorbei, über der Elisabethkirche ist der Himmel aufgerissen. Sonnenlicht strahlt wieder bis zum Rednerpult durch. Die Wetterregie wirkt fast ein wenig extrem, um wahr zu sein. Aber es passt am Ende doch wieder: Denn genauso ist unsere Zeit: extrem.“. Bundespräsident Köhler hielt an diesem Tag in der St. Elisabethkirche seine von Politikern gefürchtete „Berliner Rede“, in dieser er vor keiner der amtierenden politischen Parteinen Halt macht.

St. Elisabeth Gemeindefriedhof 1961Der Ackerstraße in Richtung Wedding folgend befindet sich die zur Gemeinde gehörende Elisabethfriedhof. Dieses Grundstück wurde ebenfalls dem Ackerbürger Wollank abgekauft. Als die St. Elisabeth Gemeinde schon 1894 zu groß wurde entstand auf dem Kirchhof der Elisabethgemeinde in der Ackerstraße 37 die „Versöhnungskirche“. Die aus rotem Backstein im neugotischen Stil und auf einem achteckigen Grundstück errichtete Kirche besaß an der Nordseite einen quadratischen mit spitzen Helm. Im Gewölbe der Kirche verzichtete man auf Stützpfeiler, so dass die Kanzel von allen Plätzen gut sichtbar war. Die Pläne für das Gotteshaus lieferte Gotthilf Ludwig Möckel. Zur Einweihung kam Kaiserin Auguste Victoria (genannt Kirchenjuste), die Stifterin des Gotteshauses und sprach unter Anderem die Worte „Lasst Euch versöhnen mit Gott“, nahm dabei Bezug auf den zukünftigen Namen der Kirche. Erster Pfarrer war Johannes Burkhardt, dessen Name später auch die Ausbildungsstätte der Gemeindehelferinnen trug. Zur täglichen Arbeit der Kirchengemeinde gehörte die seelsorgerische Betreuung der Gemeindemitglieder. Sie traten für Bildung ein, man besuchte die ärmsten Mitglieder zu Hause und kümmerte sich in verschiedenen Vereinen, die das Gemeindeleben bereicherten. Die Spuren zur Gründung der „Schrippenkirche“ geht auch auf die Versöhnungskirche zurück. Mit der Gründung des „Vaterländischen Bauvereins“ wurde 1906 ein Wohnbauprojekt geschaffen, welches ein menschwürdigeres Leben in der Rosenthaler Vorstadt ermöglichen sollte. Zwischen der Hussiten- und Strelitzer Straße wurde ein gegensätzliches Wohnensemble geschaffen, was sich von den in der Gegend üblichen Mietskasernen unterschied. Es war für die Menschen nicht nur mehr Platz in den Wohnungen, sondern diese waren zudem viel moderner ausgestattet. 1932 kam es dann zu einem Eklat, als sich Pfarrer Kersten vor Machtergreifung für die Nazis bekannte. Bekleidet mit einem Braunhemd betrat er die Kirche und begann seine Predigt mit den Worten „Gott will Euch nicht mehr“. Viele der Gemeindemitglieder mieden nun die Kirche, die mit abkommandierten SA Leuten gefüllt wurde. Im 2. Weltkrieg hatte auch die Versöhnungskirche ihre Schäden davongetragen. Erst fünf Jahre später konnte der nun amtierende Pfarrer Hildebrandt mit den verbliebenen Gemeindemitgliedern eine Sonntagsmesse begehen.

Versöhnungskirche nach dem MauerbauMit dem Viermächteabkommen wurde Berlin in vier Sektoren eingeteilt und dann stand sie mitten auf der Sektorengrenze im russischen Sektor. Mit der Einteilung der Sektoren wurden auch die Mitglieder der Gemeinde geteilt. Obwohl die Kirche auf dem Ostsektor lag verzeichnete die Gemeinde weitaus mehr Mitglieder im Westsektor. Dann kam der 13. August 1961, die DDR riegelte die russische Sektorengrenze komplett ab, so dass beide Seiten keinen Zutritt mehr zur Versöhnungskirche hatten. Sie befand sich inmitten eines Grenzgebietes, wo die Menschen der einen Seite in Freiheit leben konnten und auf der anderen Seite Fenster und Türen zugemauert wurden bzw. der ganze Häuserstraßenzug an der Bernauer Straße abgerissen wurde, um zu verhindern, dass ein „Bürger der DDR“ in den Westen flieht. War es für die Westberliner nun unmöglich das Gotteshaus zu betreten, so konnten die Ostberliner Gemeindemitglieder noch bis zum Oktober in ihre Kirche hinein. Am 23. Oktober musste dann Pfarrer Hildebrandt Kirche und Gemeindehaus räumen, Kirchenuhr wurde abgeschaltet und Kirchenglocken verstummten für lange Zeit. Die Sektorengrenze wurde zur so genannten „Friedensgrenze“ erklärt, wurde aber im Jahr 1965 zu einem unüberwindbaren Todesstreifen ausgebaut. Panzersperren, abgerichtete Hunde und bewaffnete Soldaten waren der Anblick für die nächsten achtundzwanzig Jahre. Zunächst diente die Versöhnungskirche den Grenzsoldaten als Wachturm und die Gemeindemitglieder fanden auf der Anderen Seite in der Bernauer Straße ein neues Gemeindezentrum, wo sie stets den Blick auf ihre vermauerte Gemeindekirche hatten. Spektakuläre Fluchten gelangen in der Bernauer Straße und sie wurde zum Sinnbild der „Berliner Mauer“. Dies war für die Regierung in der ehemaligen DDR ebenso ein Reizthema wie die Tatsache, dass inmitten ihrer Grenzanlagen ein ehrwürdiges Haus steht. Sollte doch niemand über das Gelände des Elisabethkirchhof seinen Weg in die Freiheit finden. Ein Jahr nach dem Mauerbau kam es zu einem Versuch der Mauerabrissaktion, die beider Seiten vor der Versöhnungskirche stattfand. Der Inder Tapeshwar Nath Zutshi, der Kölner Ordinaries für Geschichte Dr. Berthold Rubin und um die eintausend Demonstranten fanden sich am 2. Oktober 1962 an der Versöhnungskirche ein. Sie ließen sich trotz Verbots des Senats und der Alliierten nicht davon abbringen und so kam es zu einem beiderseitigen Polizeieinsatz und unzähligen Verhaftungen. In der Bernauer Straße glückte DDR Bürgern nach dem Mauerbau eine spektakuläre Flucht über einen Tunnel in von der Strelitzer Straße in den Westen. Um dieses an der Versöhnungskirche zu verhindern legte man um die Versöhnungskirche einen Rasen an, wobei die Wachposten auf Bodenveränderungen zu achten hatten. Um Versöhnungskirche 1965 – Ausbau der Berliner Mauer an der Bernauer Strdie Kirche herum übernimmt eine Hundelaufanlage die Bewachung der Kirchenmauern. In den Jahren 1964/65 werden Gräber des Elisabethfriedhofs nahe der Versöhnungskirche geräumt und 1965 bauten MfS Leute Gegentunnel aus dem Gemeindehaus zum Turm der Versöhnungskirche. Im darauf folgenden Jahr kam die Umbettung auch für die Gräber der Sophiengemeinde. Es war dann für lange Zeit Ruhe und die Versöhnungskirche verfiel in eine Art Dornröschenschlaf. Aber es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Das Grundstück gehörte der Westberliner Versöhnungsgemeinde in Westberlin, die sich lange weigerten, das Grundstück zu verkaufen. Nach zähen Verhandlungen wurde das Gemeindegrundstück an ein Ostberliner Konsistorium unter Manfred Stolpe, dem späteren Ministerpräsidenten in Brandenburg übertragen. Das zum Mahnmal entwickelte Gotteshaus wurde mit einem Tausch gegen ein Gemeindehaus in Hohenschönhausen zum Besitz des Magistrats in Ostberlin und der Weg zur freien Verfügung war frei. Was niemand für möglich hielt, war dann am 22. Januar 1985 Realität. Nur vier Jahre vor dem Ende der Berliner Mauer ließen die DDR Machthaber das Kirchenschiff sprengen. Sechs Tage später sprengten sie dann auch den noch stehenden Kirchturm. Die Kirche wurde aus dem Sperrgebiet geräumt und ein Teil der Geschichte aus der gegründeten Rosenthaler Vorstadt überstand nicht einmal einhundert Jahre. In den Jahren der Mauerzeit machte die Gemeinde im Westteil mit großen Fassadenbildern und dem Schriftzug „Bernauer 111 – Wir sind noch da“ auf die Versöhnungskirche aufmerksam.

Regine Hildebrandt, Schwiegertochter von Pfarrer Hildebrandt und spätere beliebte Sozialministerin in Brandenburg erinnert sich, dass es ihr an diesem Tag nichts auf ihrer Arbeitsstelle hielt und zur Versöhnungskirche an die Bernauer Straße musste. Sie wollte die endgültige Zerstörung des Gotteshauses an der hässlichsten Stelle des „antifaschistischen Schutzwalls“ festhalten.

Der Fall der Mauer besiegelte sich am Vorabend des 9. Novembers 1989. Für die Versöhnungskirche kam dieser Tag zu spät. Über fünfzehnhundert Menschen versammelten sich zu einem open air Konzert. Nachdem die Kirchengemeinde ihr Grundstück mit der gesprengten Kirche zurück erhielt ließ die Gemeinde auf den Grundmauer der Versöhnungskirche die „Kapelle der Versöhnung“ bauen. Zur Grundsteinlegung im Jahr 1999 kehrten die drei Glocken der Versöhnungskirche an ihren abgestammten Platz in der Bernauer Straße zurück. Nach einer Restaurierung wurden sie in ein neues Läutgerüst aus Eichenholz gehängt und am Pfingstsonntag des Jahres für die Versöhnung erstmalig wieder geläutet. Am gleichen Tag legte Pfarrer Manfred Fischer den Grundstein für die neue Kapelle der Versöhnungsgemeinde. Elf Jahre nach Öffnung der Grenze, am 9. November 2000 wurde sie eingeweiht. Sie wurde ein Teil des in der Bernauer Straße entstandenen Mauermuseums. Neben den Turmglocken konnten auch das Turmkreuz und der Altar gerettet werden. Eine noch erhaltene Christusfigur wurde in die Gethsemaniekirche untergebracht.

Auf dem der St. Elisabeth Kirche gegenüber liegenden Pappelplatz florierte bis Ende des 19. Jahrhunderts der Marktbetrieb, der zugunsten der Markthallen in Berlin sein Dasein verlor. Der Platz erhielt seinen Namen wegen der gleichnamig gepflanzten Bäume Die Skulptur auf dem Platz symbolisiert den „Erbsenzähler“, oder von den Berliner genannt „Der Geldzähler“.

Ackerhalle (Markthalle) In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts sollten anstelle von Wochenmärkten unter städtischer Regie der Berliner Baugesellschaft zwei Zentral- und dreizehn Markthallen entstehen. So entstand zwischen 1886 – 1888 in der Invalidenstraße die noch im Originalzustand vorhandene Markthalle nach einem Entwurf von Hermann Blankenstein. Als „Ackerhalle“ bekannt ist sie als Markthalle VI gebaut worden. Hierzu wurden zwei Grundstücke genutzt, die sich im Innern des Quartiers treffen, wovon sich das breitere in der Ackerstraße und das schmalere in der Invalidenstraße befand. Sie ist die Einzigste der Berliner Markthallen, die mit einer Besonderheit aufwarten kann. Wie jede alte Berliner Markthalle verfügt sie zwar über zwei Eingänge, diese aber befinden sich in unterschiedlichen Straßen. Der Haupteingang in der Invalidenstraße und der zweite Eingang in der Ackerstraße. Die Markthallen wurden damals fast ähnlich konstruiert, ein hohes durch seitliche Fenster beleuchtetes Mittelschiff von dem quer laufende Seitenschiffe mit Oberlichtern abgehen. Die Dachkonstruktion wird von gusseisernen Stützen und Stahlbindern, im Mittelschiff als Dreigelenkbogen getragen. Mit Klinkern wurden die Neorenaissancefassaden verblendet und über dem Erdgeschoss und dem ersten Stockwerk sowie den Eingangsportalen wurden Friese verbaut, die aus reich verzierten Terrakottaplatten im Stil der italienischen Renaissance bestehen. In den Ladenfronten wurden zusätzliche Geschäfte eingerichtet und in den darüber liegenden Etagen befanden sich die Wohnungen der Ladenbesitzer. Während des 2. Weltkrieg wurde die Ackerhalle nur leicht beschädigt und konnte schon am 18. Mai 1945 wieder eröffnen. Anfang der 70er Jahre wurde sie zu einem typischen DDR Kaufhallenbetrieb durch Klaus Pöschk umgebaut, der Marktcharakter war verloren. Kurz nach der politischen Wende 1991 wurden diese Umbauten zwar rückgängig gemacht und der alte Zustand hergestellt, aber der Flair von verschiedenen Ständen aus vergangen Zeiten bleibt weiterhin verloren.

Stettiner BahnhofStettiner Bahnhof Einige Berliner Kaufleute gründeten 1836 die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesell-schaft mit dem Ziel eine Eisenbahnlinie von Berlin nach Stettin zu bauen, um Personen bzw. Güter zu transportieren. Am 10. Juli 1836 wurde eine vorläufige Konzession zum Bau erteilt und die Bausumme durch Aktien, Stettiner Bürgern und durch eine Zinsbürgschaft des Altpommer‘-schen Kommunallandtag aufge-bracht. Die endgültige Konzession wurde am 12. Oktober 1840 erteilt. Zwei Jahre später war die Streckenführung bis Angermünde schon fertiggestellt, ein weiteres Jahr später war die Strecke Berlin-Stettin übergeben worden. Der größte Bahnhof Berlins entstand in der Oranienburger Vorstadt an der Invalidenstraße 27 – 30. Somit verfügte die Invalidenstraße nach Lehrter und Hamburger Bahnhof über drei der großen Kopfbahnhöfe Berlins. Von dem 1842 in Betrieb genommenen Stettiner Bahnhof fuhren die Züge der Stettiner Eisenbahn nach Bad Freienwalde, Stettin, Swinemünde, Angermünde, Pommern und Danzig. Neun Jahre später wurde dann eine so genannte Verbindungsbahn geschaffen, die die Kopfbahnhöfe Hamburger Bahnhof und Stettiner Bahnhof und weitere verband. Zu dieser Maßnahme kam es, weil die neu gebauten bzw. reparierten Lokomotiven stets mit großer Mühe zu den anderen Kopfbahnhöfen Berlins geschafft werden mussten. Hierfür zwängten sich die Dampflokomotiven auf einem Plattenwagen geladen und von bis zu zehn Pferden gezogen durch das Oranienburger Tor die Friedrichstraße hinunter. Die Akzisemauer war für dieses Vorhaben hinderlich, denn diese hätte an einigen Stellen Schlupflöcher gehabt. Erst im Herbst 1850 kam Bewegung in das Projekt, denn eine Mobilmachung des preußischen Heeres macht das möglich, was Borsig bisher vergeblich versuchte. Es wurde gleich neben der Akzisemauer ein Gleisbett verlegt, der die Kopfbahnhöfe miteinander verband. Alle Bahnhöfe wurden Anschlussgleisen zur Verbindungsbahn ausgestattet. Einziges Problem des „Verbinder“ (von den Berliner so genannt) war, dass dieses Gleis ebenerdig über Straßen ging und somit die Gütertransporte den städtischen Verkehr behinderten. Die großen Maschinenfabriken legten ihre Anschlussgleise zum „Verbinder“, die einzelne Abfertigung der Waggons führte ständig zu Unterbrechungen. So wich mit zunehmender Belastung der Zubringerverkehr aus dem Hamburger Tor kommend auf die anliegende Gartenstraße aus und hier lag das Problem für die Bewohner der Gartenstraße. Das Hamburger Tor war ein Nadelöhr zum Stettiner Bahnhof und durch den Bau des Stettiner Bahnhofs bzw. den Ausbau des „Verbinder“ kam es zu Droschkenstaus und für den Fußgänger war es gar lebensgefährlich das Hamburger Tor mit seiner einen Durchgangspforte zu passieren. So zwangen sich die Fußgänger gemeinsam mit den Droschken durch das enge Tor. Die Lösung kam mit einem zweiten Durchgang für die Fußgänger und einer Verordnung des Polizeipräsidenten, dass jeweils nur eine Droschke und im Schritttempo das Tor passieren darf. Für die Güterbeförderung wurde angeordnet, dass diese nur noch Nachts und ebenfalls im Schritttempo verkehren sollten. Ausgestattet durch mehrere Bahnbeamten mit Warnleuchten schnaufte des Nachts das eiserne Ross seine Güter auf dem „Verteiler“. Nach zwei Jahrzehnten (1870) und der Fertigstellung eines Abschnitts des künftigen des S-Bahnrings im Jahr 1871 bedeutet das Aus für die Verbindungsbahn. Während die Abrissarbeiten für den „Verbinder“ liefen, wurde mit dem Um- und Ausbau des Stettiner Bahnhofs begonnen, die 1876 mit einem Bahnhofsneubau abgeschlossen wurden. Kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts (1898) ging dann die Vorortbahn in Betrieb, die dann die nördlichen Gebiete Richtung Bernau und Oranienburg befuhr. Stettiner VorortbahnhofFür diese Linie wurde eigens auf der westlichen Seite des Stettiner Bahnhofs ein neues Empfangsgebäude mit dem Namen „Stettiner Vorortbahnhof“ eingeweiht. Es entstand nach Plänen des Eisenbahnbauinspektors Wegner. Von hier aus fuhr man hinaus in die Villengegenden Pankow, Hermsdorf und Frohnau. Um drei weitere, aber etwas kleinere Hallen wurde der Bahnhof in den Jahren 1903 – 06 erweitert. Am 8. August 1924 fuhr die erste elektrisch betriebene S-Bahn von Berlin vom Stettiner Vorortbahnhof in Richtung Bernau. Trotz dieser Sensation kam für den Stettiner Vorortbahnhof schon am 27. Juli 1936 das Ende. Der Nord-Süd Tunnel mit seinem eigenen Empfangsgebäude beschließt das vorläufige Ende des Stettiner Vorortbahnhofs. Anstelle des Bahnsteigs entstanden neue Abstellgleise für die S-Bahn und das ehemalige Empfangsgebäude wurde Berlins größtes Fahrkartenkassenhäuschen, bis es später als Lagerraum genutzt wurde. Das Empfangsgebäude der neuen S-Bahnstation „Stettiner Bahnhof“ wurde nach Entwürfen des Reichsbahnarchitekten Brademann gebaut. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde der Stettiner Bahnhof unter der neuen kommunistischen Regierung auf Grund der Geschichte in Nordbahnhof umbenannt. Der eigentliche Nordbahnhof an der Eberswalder Straße hieß nun Eberswalder Güterbahnhof. Wegen seiner starken Kriegsschäden und der Tatsache, dass abfahrende Züge drei Westberliner Bahnhöfe passieren musste, bevor sie wieder auf Ostterritorium fuhren entschied man sich im sowjetischen Sektor für die Schließung des Stettiner Bahnhofs, drei Jahre später wurde mit dem Abriss des historischen Bahnhofs begonnen und im Jahr 1962 abgeschlossen.

In dem vorhandenen Tunnel wird etwas südlicher zur Invalidenstraße nach dem Entwurf von Reichsbahnoberrats Lüttich der neue S-Bahnhof gebaut. Während der Zeit der Berliner Mauer 13. August 1961 – 9. November 1989 war der Nordbahnhof im unmittelbaren Grenzgebiet zu Wedding, das heißt, dass auch dieser zu den so genannten Geisterbahnhöfen gehört, wo die Bahnen mit einem hohen Tempo durchfuhren. Von hier aus stiegen als Zuverlässig eingestufte DDR-Bahner ihren Dienst als Westberliner S-Bahnfahrer auf der Nord-Südverbindung an. Mit der Wiedervereinigung und dem Ende der Teilung Berlins wurde der Nordbahnhof seiner alten Bestimmung zugeführt. Der ehemalige Zugang zum Sonderbahnsteig G des Stettiner Bahnhofs wurde denkmalgerecht saniert. Das ehemalige Stellwerk und das ehemalige Empfangsgebäude des Stettiner Vorortbahnhofs sind die einzigen Hinterlassenschaften der längst vergangenen Zeiten des größten Berliner Kopfbahnhofs. Wo damals das Betriebswerk mit seinen Hallen und Gleisen lag entstand 2005 das neue Stettiner Carrés Mitte der Deutschen Bahn AG. Auf dem Vorplatz des Nordbahnhofs, wo seit 2006 die Straßenbahnlinie von der Warschauer Brücke aus endet wurden die Namen der Ostseestädte verewigt, die mit der Stettiner Eisenbahn von hier aus erreichbar waren.

Hamburger Bahnhof…wir arbeiten daran

Lehrter Stadtbahnhof…wir arbeiten daran