Prenzlauer Berg – am“, auf“, im“ Prenzlberg

Der „Dicke Herrmann“, die Kulturbrauerei, Ecke Schönhauser, Kollwitzplatz und der Mauerpark sind nur einige der bekanntesten Ecken vom Prenzlauer Berg. Vom unwürdigen Hinterhofleben der Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert zur angesagtesten Chici Micki-Gegend für Künstler, Andersdenkende, Studenten und jungen Berlingästen entwickelte sich der triste Stadtbezirk seit der politischen Wende 1989. Schon zu Zeiten der DDR war die Schönhauser Allee mit ihrem berlinerisch genannten Magistratsschirm (U-Bahn Trasse) eine angesagte Adresse. Nur hier fährt die S-Bahn unten und die U-Bahn oben. Konopke, Frannz Club, Café Nord, Lotus Bar und das Colloseum Kino sind oder waren angesagte Adressen in der Schönhauser Allee. Die Prenzlauer Allee eher bescheiden bot die Greifswalder Straße den Knaack Club.

Hotel Buchholz – Hotelunterkünfte für Pankow, Prenzlauer Berg
Prenzlauer Tor – Brauerei Josty, Vorstadtrestaurant „Prenzlauer Berg“Seinen Namen verdankt der Bezirk dem ansteigenden Plateau des Barnim und vom Prenzlauer Tor in Richtung der Uckermärkischen Stadt Prenzlau aus gesehen führt der Weg bergauf und nannte sich einst auch Windmühlenberg. Dieser befand sich zwischen der heutigen Schönhauser und Prenzlauer Allee und war der wichtigste Mühlenstandort Berlins. Wie beim Prenzlauer Tor, dem Schönhauser Tor und dem Königstor waren es einst Tore, die zur Zoll- und Akzisemauer gehörten, die die Stadt Berlin umgab. Diese zählte zu einer gewaltigen Festungsanlage, die Berlin umgab und 1658 errichtet wurde. Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte den Ehrgeiz, seine Residenz zu einem unbezwingbaren Bollwerk zu machen. Die Befestigungsanlage bestand aus einem acht Meter hohen und sechs Meter breiten Wall, aus der Walllinie stießen dreizehn Bollwerke und Bastionen hervor. Nach einem viertel Jahrhundert war die Befestigungsanlage fertig gestellt und die Bevölkerungszahl verdreifacht. Der größte Teil musste nun vor den Toren der Stadt leben. Hierdurch entstanden Dorotheen- und Friedrichstadt, die Spandauer Vorstadt und Königstadt, vor dessen Toren dann der Prenzlauer Berg entstand. Weitere fünfundzwanzig Jahre später wurde die Stadtbefestigung überflüssig und 1734 mit dem Niederlegen begonnen. Einziges Überbleibsel dieser Anlage ist der „Wusterhausener Bär“ im Köllnischen Park hinter dem Märkischen Museum. Mit solchen Bären wurde der teilweise Wassergraben abgesperrt und reguliert. War es damals das Spandauer Tor, welches Berlin begrenzte so übernahmen dies das Prenzlauer-, Schönhauser- und Rosenthaler Tor. Eine Besonderheit in der noch so genau geplanten neuen Stadtbegrenzung gab es aber auch, denn die Palisade der neuen Stadtmauer stieß unweit des Königstores auf einen Schießplatz der Berliner Schützengilde. Hier musste der Verlauf der Stadtmauer nach Norden weiter verlaufen und konnte ein Stückchen weiter wieder ihre ursprüngliche Planung fortsetzen. Somit wurde dem Berliner Zollgebiet im Nordosten regelrecht ein Hut aufgesetzt, der nicht desto trotz dem König Friedrich Wilhelm zusätzliche Steuergroschen einbrachte.

Gutshaus Bötzow am Prenzlauer TorDer Name des Prenzlauer Berges tauchte erstmals 1826 in den Büchern auf und im Gegensatz zu den Geschichten der umliegenden Dörfer hat der Prenzlauer Berg eine eher kurze Geschichte. Das Gebiet des heutigen Bezirks wurde schon lange davor land- und forstwirtschaftlich genutzt und wie schon erwähnt waren Windmühlen bezeichnend für das Gebiet vor den Toren der Stadt. Auch der Anbau von Wein war bis in das 18. Jahrhundert bedeutend für den heutigen Prenzlauer Berg. Ein märkisches Dorf gleichen Namens gab es nicht, sondern lediglich ein königliches Vorwerk, welches auf Erlass 1708 entstand. Erste Bebauungen des Prenzlauer Berges waren neben dem Vorwerk die Anlegung der Friedhofsgemeinden St. Marien, St. Nicolai und der Georgengemeinde. Während bei der St. Marien und St. Nicolaigemeinde die Stadtmauer erweitert wurde, blieb der Friedhof der Georgengemeinde außerhalb der Stadt. Von den einstigen Stadttoren aus gesehen befanden sich zwischen den Stadtgrenzen und den Pankower- bzw. Weißenseer Feldmarken nur Felder und einige Weinanbaustücke, dessen Besitzer Wilhelm Gotthold Büttner war. Der Gutshof befand sich auf dem Hausquadrat der Alten Schönhauser/Linienstraße und Rückerstraße. Sein ungefähr vierhundert Morgen große Land befand sich zwischen der heutigen Schönhauser Allee und grenzte an die noch größeren Ländereien der Bötzow’s mit 900 Morgen Land. Diese waren im Besitz des königlichen Vorwerks und hatten ihren Stammsitz in der Linienstraße 33. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden auf Geheiß und Kosten fünf Mühlen vor den Toren des Prenzlauer Tores errichtet, wovon die beiden letzten 1865 abbrannten.

Mit dem Erlass der preußischen Städteverordnung am 19. November 1808 erweiterte sich der Einflussbereich der Stadt Berlin auf das nahe gelegene Umland und das Stadt- und Steuerrecht von Berlin ging auf das weiterhin eigenständige Umland über. Entscheidende Änderungen kamen erst zwischen 1807 – 10 für die bäuerlichen Wirtschaftsbetriebe, als zu den Stein- und Hardenbergischen Reformen, der Befreiung von der Grundherrschaft, die Ländereien neu aufgegliedert wurden. Als freies Grundeigentum bekamen die Bauern ihre Äcker zwischen 1822 – 26 überschrieben, wenn sie das Achtzehnfache eines Jahresbeitrages oder die Hälfte ihrer Flächen abgaben. Die Bauernfamilien Bötzow, Büttner und Griebenow waren dabei die Bauern, die mehr als zwei Drittel der Äcker ihr Eigentum nannten. Die kleineren Bauern waren die Verlierer der Reform und konnten nur durch Spezialisierung auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte überleben. So begann man mit dem Brauen von Bier, denn die hervorragende Wasserqualität der Brunnen und unterirdische Kühlräume unter dicker Tonschicht waren die Rezepte für die wirtschaftliche Entwicklung des heutigen Prenzlauer Berges.

Prenzlauer Allee um 1885 – Baugelände BötzowbrauereiSchon einige Jahre später brachen für die Bauern schwere Zeiten an, denn vor dem Prenzlauer Tor sollte das Gebiet dem Bebauungsplan (Plan I) zum Opfer fallen. Auf Beschluss des Magistrates von Berlin von 1827 sollten die Gebiete vor den Toren der Stadt bebaut werden, weil die Stadt Berlin innerhalb der Grenzen zu stark wuchs. In fünf Planabschnitten sollte das Umland von Berlin bebaut werden und scheiterte letztendlich am Widerstand der Bauern. In der Folgezeit stieg die Einwohnerzahl noch mehr an, so dass um 1850 der damalige Bauinspektor Köbicke die zuvor erstellten Bebauungspläne vom Oberbaurat Johann Carl Ludwig Schmid und dem Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné zusammen trug und in eine neue Planung aufnahm. Die Planungen gingen 1859 in den so genannten Hobrechtsplan über, der 1862 veröffentlicht wurde. Städtebauliche Prinzipien von Haussmann, der in Paris ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Stadtplanungen erarbeitete, waren die Grundlage für den Straßenfluchlinienplan im heutigen Prenzlauer Berg. Sternplätze, breite Straßenzüge und boulevardartige Achsen sind in dem Plan enthalten. Um Entschädigungen mit ehemaligen Grundstücksbesitzern zu vermeiden wurde auf Freiräume und Plätze verzichtet, was wiederum Ärger mit den Besitzern hervor rief. Um die Stadt sollte eine so genannte Ringstraße gebaut werden, die die heutige Danziger Straße darstellt, aber am Ende der Bernauer Straße endet. Ein weiterer äußerer Ring sollte am äußeren Teil des Weichbildes (zur Stadt gehörende Einflussbereich) gebaut werden und findet sich heute in der Ostseestraße, Wisbyer Straße, Bornholmer Straße bis hin zur Seestraße wieder.

Königstor am MärchenbrunnenSchon in den Jahren nach 1840 begannen erste Bebauungen außerhalb der Stadtmauern von Berlin auf dem heutigen Prenzlauer Berg und ab 1850 wurden die zunächst kleiner gebauten Häuser schon zu 4geschössern aufgestockt und auf die gesamte Grundstücksfläche bebaut. Einzelne Gebäude wurden wieder abgerissen und durch größere ersetzt, die sich lückenlos an anderen Gebäuden anschlossen. Meist schlicht gehalten, überwiegend ohne Balkons und auf den Höfen befanden sich wirtschaftliche Einrichtungen und Pferdeställe. Diese Wirtschaftseinrichtungen wurden zum Teil aufgestockt und mit einem Seitenflügel eines Hauses verbunden, durften aber anfangs nicht zu Wohnzwecken genutzt werden. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich mehrgeschossige Seitenflügel und Hinterhäuser als Wohneinheiten durch. Dies war auch eine Folge des unaufhaltsamen Wachstums der Stadt um 1870, als mehrere Milliarden Goldfranc Entschädigungen aus dem Deutsch-Französischen Krieg in das Land flossen und sich Berlin zu den Millionenstädten der Welt zählen konnte. Zu dieser Zeit war es auch, dass Berlin zur Reichshauptstadt ernannt wurde. Der Wohnungsbedarf war so stark, dass dieser industrialisiert wurde, die Ziegeleien im Umland von Berlin brannten Ziegel auf Hochtouren und auf dem Helmholtzplatz errichtete der Holländische Aktienbauverein eine Ziegelei um den Bedarf zu decken. In der Hochmeisterstraße (Husemannstraße), wo der Deutsch-Holländische Actienverein ebenfalls baute, wurden erstmalig genormte Bauteile, wie Deckenbalken, Balkonbrüstungen und Fassadenschmuck verwendet. Dies verlieh den Häusern eine straßenseitige Ebenmäßigkeit. Mit den Entschädigungszahlungen aus dem Deutsch-Französischen Krieg wurden einzelne Bauten im Prenzlauer Berg auch reichhaltiger verziert.

Der Handel mit Grund und Boden während der Erschließung des Umlandes von Berlins entwickelte sich zum größten Geschäft seiner Zeit. Die Verkehrskosten mit dem Berliner Umland wurden immer günstiger und die Interessenverflechtung von Grundbesitzern, Verkehrsgesellschaften und Banken führten zu ungeahnten Auswüchsen bei der Bebauung der Stadterweiterung. Bis 1890 waren die Gebiete bis zur Danziger Straße bebaut und teilweise so dicht, dass sich die Behörden gezwungen sahen die Bauordnung zu ändern. So steht verordnet, dass keine Kellerwohnungen mehr errichtet werden dürfen, die Innenhöfe sollte größer sein. Der Bauboom ging bis 1910 weiter und der typische Baustil im Prenzlauer Berg setzte sich mehr und mehr durch. Das so genannte „Berliner Zimmer“ ist eines der Errungenschaften aus dieser Zeit. Dieses Zimmer liegt im Vorderhaus einer Wohnung und ragt bis in den Seitenflügel, wo sich ein Fenster befindet welches dem Zimmer das Licht gab. Wo bei den Vorderhäusern meist zwei Wohnungen auf der Etage waren, zählen die Hinterhäuser und Seitenflügel vier Wohnungen pro Etage. Diese waren den eher ärmeren Bevölkerungsschichten zugeteilt. Im Volksmund wird dieser Baustil als so genannte „Mietskasernen“ genannt. Reich verzierte Fassaden gaukelten den Anschein von bürgerlichen Wohlstand vor. Friedrich Engels schrieb 1893; Berlin, von außen wirklich schön, selbst in den Arbeitervierteln Palastfronten. Was aber dahinter ist, davon schweigt man am besten. Mit Beginn des ersten Weltkrieges wurde der Weiterbau um die Ibsenstraße (hinter der Bornholmer Str.) gestoppt, weil die Männer zur Front mussten und als der Krieg vorbei war wurde kein Bedarf für weitere Wohnungen gesehen. Den Einwohnerwachstum von Berlin bekam die Stadt um die Jahrhundertwende auch in den Griff. Zu den schnell wachsenden Wohnbauten wurden die Kanalisation fertig gestellt und Schulen gebaut.

Die Häuser sehr hoch, höher als jetzt erlaubt, aber ohne Erker, abscheulich beklebt mit tausend missverstandenen, leblos gearbeiteten Formen. Zwei hohe düstere Wände; die sinnlose Fülle der Gesimse und Profile breitet ein Netz von schwarzen Schatten, wo die Sonne die Flächen trifft, und macht das trübe Grau des Anstrichs noch schwerer auf der Schattenseite. Aber all diese Häuser haben in jedem Stock zwei Gitterbalkone wie kleine Vogelkäfige, und jeder Käfig ist ganz voll vom dunklen Grün und Rot der dort sorgsam gezogenen Blumen und Schlingpflanzen.

So scheinen die Straßenwände ganz bedeckt mit dicken, sattfarbigen Nestern, die in der perspektivischen Verschiebung dicht aufeinander hocken und der trübseligen armen Straße einen seltsamen Reiz von verhaltener leidenschaftlicher Glut, von phantastischer Großartigkeit zu geben. So kann aus einen schematisierten Paragraphen einer Baupolizeiordnung, aus rücksichtsloser Ausnutzung des Bodens, aus architektonischem Unverstand und aus der Sehnsucht des eingesperrten Städters nach Blumen und Wachstum ein Bild von seltener Schönheit entstehen. Natürlich ist das ein besonderes glückliches Zusammentreffen.

(August Endell)

Hinter hochherrschaftlichen Fassaden verbargen sich Mietskasernen, die nicht nur übernutzt waren, lichtarme Höfe durch enge Bauweisen verdunkelten den Tag und mehrere Mietsparteien teilten sich die Toilette auf dem Innenhof oder in den Treppenbereichen (halbe Treppe tiefer). Die Wohnungsnot war so groß, dass viele Mieter die schon engen Wohnungen untervermieteten und so mit Verwandten unter einem Dach lebten. Verordnungen von Hauseigentümern verboten das Hausieren und betteln, sowie das Spielen von Kindern auf den Innenhöfen. Gewerbehöfe führten oft zu Geruchs- und Lärmbelästigungen bei alten Schmiedehöfen oder Fischverarbeitenden Betrieben. In manchen Häusern führte ein Hinterhof zum nächsten und von der Straße gesehen verkleinerte sich das Eingangstor im so genannten Tunnelblick.

U-Bahnstation Nordring (Schönhauser Allee)Verkehr Auch verkehrstechnisch war der heutige Prenzlauer Berg erschlossen. Mit der Fertigstellung der Ringbahn 1879 war man dem Bauboom am heutigen Prenzlauer Berg schon einen Schritt voraus. In der Schönhauser Allee eröffnete man am 1. August 1879 mit einem Haltebahnhof die Ringbahn für den Personenverkehr. Der vorher dienende Nordring war vorher der Königlichen Berliner Verbindungsbahn vorbehalten, die über diesen Ring den Güterverkehr durchführten. Ansonsten war die Verkehrsanbindung zur Innenstadt von Berlin sehr schlecht. Die Ringbahn fuhr nicht sehr schnell und fuhr einen großen Bogen um das Zentrum von Berlin. Mit der Pferdeeisenbahn oder der Pferdeomnibus waren für die Anbindung an die Innenstadt zuständig. Sie fuhren zwar direkt in die Innenstadt, waren aber ebenfalls sehr langsam. Die heutige U-Bahnlinie in Richtung Pankow war zwar geplant, der heftige Widerstand der Anwohner in der Schönhauser Allee verzögerte dies, weil sie nicht wollten, dass die Bahn über ein Viadukt fährt. Sie sollte im Untergrund fahren und so verhinderten viele Eigentümer durch Nichtverkauf ihrer Grundstücke den Bau der U-Bahn. 1906 wurde dann endgültig vom Magistrat der Beschluss zum Bau gefasst und im März 1910 begannen die ersten Bauarbeiten für die Verlängerung der Spittelmarktlinie. Sie begann mit den Bahnhöfen Schönhauser Tor, Senefelder Platz, die noch unter der Erde lagen. Aus Kostengründen wurden die Bahnhöfe Danziger Straße und Nordring (Schönhauser Allee) als Hochbahn weitergeführt. Am 27. Juli 1913 wurde die Strecke dann feierlich eröffnet.

Verwaltungsreform Die Stadtgrenze verschob sich bis 1920 an die Esplanade, die kurz vor dem Ort Pankow lag. Mit der Bildung der neuen Stadtgemeinde und der Eingliederung von Pankow veränderte sich der Status Stadtgrenze in Stadteilgrenze zum Stadtbezirk Pankow. Mit dem ursprünglichen Berlin bildeten 7 Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke das neue Berlin. Der Bezirk IV aus dem Stadtbildungsgesetz wurde schon ein Jahr später in Prenzlauer Berg umbenannt.

Mit Erreichen der Weltwirtschaftskrise in Deutschland ging auch am Prenzlauer Berg die Bautätigkeit stark zurück, der Prenzlauer Berg soll zu dieser Zeit eines der dicht besiedelten Gebiete der Welt gewesen sein. Dies änderte sich auch nicht bis auf ein paar Lücken, die geschlossen wurden. Während des zweiten Weltkrieges wurde im Prenzlauer Berg nichts mehr gebaut.

Nachkriegszeit Einen Makel bekam der Prenzlauer Berg in der Nachkriegszeit, als in der Prenzlauer Allee (Bezirksamtsgelände) Haus III vom NKWD eine Haftanstalt für Kriegsverbrecher eingerichtet wurde, die aber auch gegen Andersdenkende genutzt wurde. Diese haben sich antisowjetisch verhalten oder wurden von Missgönnern denunziert und landeten dort in den Kellern bis ihr Weg in weitere Zwischenstationen wie das Sowjetische Speziallager Sachsenhausen, Torgau und Bautzen führte und letztendlich nach Sibirien verschleppt wurden. Fünf Jahre später übernahm das MfS die Einrichtung und nutzte es sechs weitere Jahre.

Unter kommunale Wohnungsverwaltung kamen die Mietskasernen zur Zeit der Gründung der DDR. Der Bestand an Mietskasernen im Prenzlauer Berg fand wenig Beachtung, da diese Bauten weder wirtschaftlich waren noch entsprachen sie den neuen Ideologien der Machthaber über die neuen städtebaulichen Prinzipien. Man legte viel mehr Wert auf das Vorantreiben der Wohnbauprojekte in Marzahn und Hellersdorf, als in die Sanierung alter Hinterhöfe. Dieser Umstand führte zu Massenauszügen in die Neubaugebiete von Ostberlin, welches aber durch die Behörden privilegiert wurde.. Andersdenkende, Ausreisewillige, Alkoholiker, Kranke und alte Menschen, die dem Staat nicht mehr nützlich waren mussten im Prenzlauer Berg bleiben. Die zunehmend leer stehenden Wohnungen im Prenzlauer Berg wurden wild bezogen, so dass die zuständigen Wohnungsverwalter den Überblick verloren, welche Wohnung überhaupt vermietet war oder leer stand. Andererseits nutzten viele diesen Umstand die Wohnung anderweitig zu nutzen. So siedelten sich vermehrt Künstler an, die die preiswerten Mieten schätzten und es entstanden Ateliers und Galerien, die Grundlage für das heutige Szeneviertel „Prenzlauer Berg“. Diese Anfänge betrafen die Gebiete um die Oderberger Straße, Kollwitzkiez und Helmholtzviertel. Wer damals in diesem Bezirk wohnte oder arbeitete kennt noch den Geruch der Ofenheizungen und ausgebrannten Schornsteinen.

Grenzsicherung auf der Bösebrücke 1961Berliner Mauer Mit dem Bau der Mauer erfolgte ein tiefer Einschnitt in die eng verknüpfte Städtebaustruktur der Stadtteile Wedding und Prenzlauer Berg. Von einem Tag zum Anderen wurde in der Benauer/Ecke Oderberger Straße eine Mauer gebaut und die Stadt getrennt. Diese verlief dann weiter am Gleimtunnel vorbei bis zur Bornholmer Straße, wo an der Bösebrücke eine Grenzübergangsstelle eingerichtet wurde. Ganze Häuserzeilen wurden abgerissen, Fenster und Türen gen Westen wurden zugemauert und die städtische S-Bahn raste förmlich von der Station Schönhauser Allee nach Pankow durch den ehemaligen Todesstreifen. Dramatische Bilder gingen um die Welt, als Menschen verzweifelt aus dem Fenster in die Tiefe sprangen um im Westteil der Stadt leben zu können. Die neue Ideologie zeichnet sich an der Bösebrücke mit dem Spruch „DDR – Die Bastion des Friedens in Deutschland“ ab.

Politische Wende Nicht nur in der Zionskirche mit ihrer Umweltbibliothek sondern auch die im Prenzlauer Berg gelegene Gethsemanekirche sind ein Begriff in der Oppositionsarbeit vor der politischen Wende in Deutschland. Aktive Gruppierungen trafen sich zu Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsfragen und fanden einen Platz unter den Dächern der Kirchen. Angefangen in der Umweltbibliothek der Zionsgemeinde wurden kritische Zeitungen (Grenzfall) gedruckt und von dort aus verbreitet. Als die Mitglieder von der Staatssicherheit verhaftet wurden begannen tagelange Mahnwachen und Gottesdienste für die Inhaftierten. Sie wurden schließlich auf Grund des großen Medienechos freigelassen, aber die Räumlichkeiten der Opposition geschlossen. So verlagerten sich die Aktivitäten in die Gethsemanekirche, nahe der Schönhauser Allee. Hier sammelte sich die neue Friedensbewegung und es wurden Fürbittgottesdienste veranstaltet für weitere Verhaftete Oppositionelle während der Liebknechtdemonstration im Januar 1988. Mit der Losung „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ erregte man Aufsehen und es folgten weitere geschichtliche Ereignisse, wie das Geschehen auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking, oder die Wahlfälschungen im Mai 1989, die die Stimmung im Volke kippten. In den Oktobertagen 1989 wurde die Kirche Tag und Nacht offen gehalten, Diskussionsabende wurden von Tausenden Menschen besucht und mit dem Motto „Wachet und betet“ der eingesperrten politischen Häftlinge gedacht. Mit einem mit tausenden Kerzen bedeckten Vorplatz rief man zum gewaltfreien Protest auf und trotzdem kam es während der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag zu Übergriffen seitens der Volkspolizei und Staatssicherheit, die wahllos Menschen verhaftete und zum Teil wochenlang einsperrte. Bischoff Gottfried Forck forderte in seiner Rede in der Gethsemanekirche die DDR-Regierung auf ernsthafte Schritte zu unternehmen um eine demokratische Perspektive zu schaffen. Nach dem Gottesdienst am 8. Oktober wurde der Bischoff von einem in Zivil gekleideten „Ordner“ angeschrien, dass dieser sich besser um die Bibel kümmern solle, anstatt sich in die Belange unseres Staates einzumischen. Ohne Kommentar nahm der Bischoff diese Worte des Mannes entgegen, wohl wissend, dass dieser Staat seine Macht verspielt hatte. Als die amtierende Regierung zurücktrat traf sich die neue Bürgerbewegung zu Diskussionsforen und im März 1990 versammelte sich die erste frei gewählte Volkskammer zu einem Gottesdienst. Die Grenzübergangsstelle an der Bornholmer Straße zum Stadtteil Wedding war die Erste, die am 9. November 1989 um 23:30 wegen des großen Drucks der Massen ihre Schranken öffnete und den Weg in die Freiheit freigab. Günther Schabowski erwähnte eher nebenbei bei einer Pressekonferenz, dass mit sofortiger Wirkung Besuchsreisen bzw. ständige Ausreisen in das kapitalistische Deutschland über Grenzübergangsstellen der DDR ermöglicht werden.

Wiedervereinigung Der zweite Weltkrieg zeichnete sein Gesicht weit in das Ende des 20. Jahrhunderts. Von den zu einem Drittel beschädigten Häusern sah man die Kriegsschäden noch bis 1989, als durch die politische Wende die Stadt sich wieder vereinigte. Zahlreiche Lücken wurden durch neue überwiegend modernere Bauten geschlossen und die Fassaden der schönen alten Mietshäuser wurden aufwendig rekonstruiert. Der ersten Sanierungsgebiete gab es schon in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, als um markante Kieze wie Kollwitzplatz, Arnimplatz und der in Mitte gelegene Arkonaplatz die alten Häuser saniert wurden. Zur 750jahr Feier Berlins sollte die Husemannstraße am Kollwitzplatz ein Freilichtmuseum über die Architektur der Gründerzeit entstehen. Mit der Zeit der ersten Sanierungen haben sich dann auch so genannte Kieze gebildet. Bekannteste Kietze sind der Kollwitzkiez, das Bötzowviertel, das Gleimviertel und der Helmholtzkiez (auch LSD-Viertel genannt, Lychner, Schliemann und Dunckerstraße).

Der Prenzlauer Berg bildet das größte Gründerzeitgebiet in Deutschland. Mehr als zwei Drittel vom Prenzlauer Berg wurden um 1900 gebaut und sind heute noch erhalten. Das heute noch älteste Haus im Prenzlauer Berg befindet sich in der Kastanienallee 77 und steht dort seit 1848. Die ältesten Bebauungen befinden sich im angrenzenden Stadtbezirk Mitte. Der überwiegende Teil an Bauten im Prenzlberg ist vor 1948 entstanden und bildet heute ein fast homogenes Altbaugebiet dessen Bezirk auch sehenswerte architektonische Baudenkmäler aufweisen kann. Dazu zählen der Dicke Hermann (Berlins ältester Wasserturm), die Gethsemanekirche, die Brauereien, die jüdische Synagoge in der Rykestraße sowie die Schwimmhalle in der Oderberger Straße. Die Gebäude des heutigen Bezirksamtes Prenzlauer Berg waren damals das „Städtische Obdach“ und „Städtische Hospital“.

Filmszene Für den deutschen Film ist der Prenzlauer Berg schon immer eine Kulisse wert gewesen. Schon 1892 standen die Gebrüder Skladanowsky, Pioniere der Deutschen Filmgeschichte auf dem Dach an der Kastanienallee/ Ecke Schönhauser und dokumentierten das Treiben an der belebten Kreuzung. Zahlreiche bekannte Filme entstanden am Prenzlauer Berg wie „Berlin um die Ecke“, „Jahrgang 45“, „Berlin – Ecke Schönhauser“, „Solo Sunny“, „Insel der Schwäche“, „Coming Out“, „Der geteilte Himmel“, „…und deine Liebe auch“, „Berlin is in Germany“, „Netto“, „Stadt als Beute“, „Sommer vorm Balkon“, „Noch ein Wort und ich heirate dich“, „Männerherzen“ und „Das Leben der Anderen“.