Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Pankow zu einem attraktiven Ausflugsziel und Wohnort für Berliner. Mit den steigenden Steuereinnahmen investierte die Gemeinde in Infrastrukturprojekte wie Wasserversorgung und Gasbeleuchtung, was zur Entscheidung führte, ein repräsentatives Rathaus zu bauen. Der Gemeinde- und Amtsvorsteher Gottschalk überzeugte erfolgreich die Gemeindevertreter von diesem ehrgeizigen Vorhaben für das Rathaus Pankow.
Grundsteinlegung Rathaus Pankow: Ein historisches Ereignis
Die Grundsteinlegung des Rathauses wurde als „geschichtliches Ereignis ersten Ranges“ vom Niederbarnimer Kreisblatt gefeiert. Die Zeremonie zog nicht nur die Gemeindevertretung, sondern auch zahlreiche Gäste an, die den Beifall nicht sparten, als der Bürgermeister seine Ansprache hielt.
Architektur und Gestaltung des Rathauses
Der Architekt Wilhelm Johow, bekannt für seine Arbeit am Krankenhaus Pankow und anderen prominenten Bauten, gewann den Wettbewerb für den Rathausbau. Das dreigeschossige Hauptgebäude besticht durch rote Sand- und Klinkersteine, einen Granitsockel und ein kupfergedecktes Dach. Besondere bauliche Highlights sind der risalitartig vorgezogene Mittelteil mit einem dreibogigen Eingang, die Bürgertugenden, die die turmartigen Vorsprünge zieren, sowie die Türmchen, die den Eingang flankieren.
Innenarchitektur und funktionale Aspekte
Das Innere des Rathauses empfängt Besucher mit einem vornehm gehaltenen Vestibül und einer prunkvollen Eingangshalle. Eine doppelläufige Treppe führt zum großen Ratssaal, der mit Holztäfelung und repräsentativen Türgriffen ausgestattet ist. Die Glasmalerei im Hauptfenster, die von der Kunstanstalt Schererschen angefertigt wurde, veranschaulicht die Sorgfalt der Gemeindeverwaltung.
Ludwig Hoffmanns Beitrag und künstlerische Akzente
Der renommierte Architekt Ludwig Hoffmann entwarf Teile des heutigen Trauzimmers. Der Bildhauer Joseph Breitkopf-Cosel trug mit seinen Schnitzarbeiten zur ästhetischen Veredelung der Wandtäfelungen im Rathaus Pankow bei.
Die Eröffnung des Rathauses
Am 22. April 1903 wurde das Rathaus Pankow mit einer Feier im Großen Ratssaal eingeweiht. Etwa 100 geladene Gäste erlebten einen feierlichen Tag, der mit Gesang und der deutschen Hymne gekrönt wurde.
Der Ratskeller als sozialer Treffpunkt
Der Ratskeller erfreute sich großer Beliebtheit und wurde zu einem Geheimtipp für Genießer. Die Möglichkeit eines Geheimgangs, der die Gemeindevertreter ungesehen in den Ratskeller führte, fügt der Geschichte des Rathauses eine faszinierende Note hinzu.
Geschichtliche Ereignisse im Rathaus
Am 23. Juni 1907 trauerte Pankow um Professor Dr. Mendel, einen wichtigen Bürger und Förderer der Gemeinde. Seine Aufbahrung und Trauerfeier im Sitzungssaal zeugten von der Bedeutung des Rathauses als Ort der Gemeinschaft und des Gedenkens.
Das Rathaus Pankow ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein historisch bedeutender Ort, der die Entwicklung der Gemeinde Pankow und ihrer Bürger widerspiegelt.
„Mög` in diesem Baue Weisheit wohnen,
Grundsteinlegung des Pankower Rathauses am 12. Juli 1901
die Gerechtigkeit hier heimisch sein,
dann wird Pankow ferner wohl gedeihn.“
Erweiterung und Anpassung des Rathauses Pankow für die Kriegswirtschaft
Die Herausforderungen des Ersten Weltkrieges und die Antwort der Stadtverwaltung
Während des Ersten Weltkrieges standen viele europäische Städte vor enormen organisatorischen Herausforderungen, so auch die Stadtverwaltung von Pankow. Mit dem Einzug zahlreicher männlicher Beamter in die Armeen musste die Verwaltung dringend umstrukturiert werden. Für die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft griff man auf weibliche Hilfskräfte zurück, die die Positionen der abwesenden Beamten übernahmen. Diese Umstellung erfolgte jedoch unter schwierigen Bedingungen, da die Verwaltung mit einem enormen Andrang von Bürgerinnen und Bürgern konfrontiert war, die Unterstützung suchten. Die Bilder von hunderten Kriegerfrauen, die bereits in den frühen Morgenstunden vor dem Rathaus auf die Ausgabe von Lebensmittelkarten und Unterstützungsleistungen warteten, prägten diese Zeit.
Expansion des Rathauses und Verbesserung der Verwaltungsarbeit
Um die gestiegenen Anforderungen der Kriegswirtschaft zu bewältigen, erfolgte 1918 die erste Vergrößerung des Rathauses durch den Anbau des Ostflügels. Diese Erweiterung ermöglichte eine spürbare Verbesserung der Arbeit im expandierenden Bezirk. Ernst Böhm, der mit der Gründung der Großgemeinde Berlin die Amtsgeschäfte übernahm, führte das Rathaus als 19. Verwaltungsbezirk und integrierte dabei umliegende Gemeinden wie Rosenthal, Schönholz, Niederschönhausen und andere.
Rund zehn Jahre später wurde der Westflügel errichtet, der nicht nur die Verwaltungsräume erweiterte, sondern auch den repräsentativen Anspruch des Rathauses unterstrich. Der Bau, der unter der Leitung des Baumeisters Carl Schmidt, auch bekannt als Schinderschmidt, stattfand, kostete die beachtliche Summe von 648.000 Mark. Schmidt war ebenfalls für den Bau anderer sozialer Einrichtungen im Bezirk verantwortlich.
Politische Auseinandersetzungen und die Machtergreifung der Nationalsozialisten
In den 1930er Jahren wurde der Rathaussaal zum Schauplatz hitziger politischer Debatten. Die Auseinandersetzungen zwischen den Bezirksverordneten waren oft so intensiv, dass sie nicht auf den Saal beschränkt blieben, sondern durch die Fenster nach außen drangen. Zuschauer auf den Tribünen und die Notwendigkeit, die Polizei in Bereitschaft zu halten, zeugten von der aufgeladenen Atmosphäre der Zeit.
Mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler und der NSDAP 1933 änderten sich die Verhältnisse im Rathaus grundlegend. Demokratische Parteien wurden verboten, und viele Antifaschisten sowie jüdische Bürgerinnen und Bürger verloren ihre Posten in der Verwaltung.
Gebietsreform und strukturelle Veränderungen im Verwaltungsbezirk
Die Gebietsreform von 1938 brachte weitere Veränderungen für Pankow mit sich. Die Bezirksgrenzen wurden neu gezogen, wobei Pankow Gebiete an den Bezirk Wedding abgeben musste und im Gegenzug den Stadtteil Wilhelmsruh von Reinickendorf erhielt. Auch gegenüber dem Prenzlauer Berg gab es Anpassungen der Gebietsgrenzen, die den Verwaltungsbezirk Pankow in seiner heutigen Form weiter prägen.
Pankow im Zweiten Weltkrieg: Flucht, Zerstörung und Widerstand im Schatten des Rathauses
Flucht und Not in Pankow
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begann für die Einwohner Pankows eine Zeit der Prüfung und des Leidens. Besonders ab 1943, als die Bombenangriffe auf Berlin zunahmen, suchten viele Pankower Zuflucht in ländlicheren Gebieten, um der Zerstörung zu entkommen. Obwohl Tausende Fremdarbeiter in die Stadt kamen, sank die Einwohnerzahl deutlich. Gleichzeitig verschärfte sich die Wohnungsnot in Pankow, da viele Berliner aus den zerbombten Innenbezirken in die Randgebiete strömten. Die örtliche Verwaltung sah sich einer fast unlösbaren Aufgabe gegenüber, die Not und das Elend zu lindern, die das tägliche Bild der zerstörten Stadt prägten.
Das Rathaus Pankow als „Zentrale Verteidigung“
In den letzten zwei Jahren des Krieges verwandelte sich das Rathaus Pankow in eine „Zentrale Verteidigung“. Beamte und Polizisten der aufgelösten Reviere wurden dort kaserniert, und die besonders zuverlässigen unter ihnen erhielten Gewehre zur Verteidigung. Alle nicht ortsgebundenen Dienststellen wurden aus Sicherheitsgründen evakuiert. Um das Rathaus herum wurden Panzersperren errichtet sowie Schützengräben in Parkanlagen und Kleingärten ausgehoben. Ein Panzer, der wegen Treibstoffmangels nicht mehr einsatzfähig war, wurde von „Durchhaltefanatikern“ vor der Pfarrkirche vergraben, um den feindlichen Vormarsch in Richtung Rathaus zu verhindern. In den letzten Tagen des Krieges befahl der Bürgermeister die Vernichtung zahlreicher Akten, wodurch vermutlich wichtige historische Dokumente über Pankow und sein Rathaus unwiederbringlich verloren gingen.
Gefängnis im Keller und die Nachkriegszeit
Der Keller des Rathauses diente nach dem Krieg als Gefängnis für den sowjetischen Geheimdienst NKWD. Zahlreiche vorwiegend junge Menschen wurden dort eingesperrt, brutalen Folterungen ausgesetzt und bei Fluchtversuchen erschossen. Dieses dunkle Kapitel in der Geschichte des Rathauses dauerte von Mitte 1945 bis Ende 1946 an.
Neuanfang: Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens
Mit dem Ende des Krieges und der Kapitulation Deutschlands setzte ein langsamer Prozess des Wiederaufbaus und der Normalisierung ein. Ein Volkskomitee nahm bereits während der letzten Kriegstage die Arbeit auf, um die Verbindung zur sowjetischen Kommandantur herzustellen und die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die ersten Straßenbahnen, die symbolisch für den Wiederaufbau und die Wiederherstellung der Infrastruktur standen, wurden von der Bevölkerung feierlich begrüßt. Bereits im Juni 1945 fuhr die erste Straßenbahn von Nordend vor dem Rathaus vor, und in den folgenden Tagen nahmen auch die Linien aus Richtung Rosenthal ihren Betrieb wieder auf. Im August folgte schließlich auch die Linie aus Buchholz, die Pankow wieder an das öffentliche Verkehrsnetz anschloss.
Die Nachkriegszeit und das Bezirksamtkollegium
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin in Sektoren aufgeteilt, und die sowjetische Militäradministration bestätigte im Jahr 1945 das Bezirksamtkollegium für Pankow. Dieses Gremium war für die Organisation des öffentlichen Lebens im Bezirk zuständig. Doch mit den ersten freien demokratischen Wahlen im Oktober 1946 endete die Arbeit des Kollegiums, da die Bevölkerung nun ihre Vertreter selbst wählen konnte. Diese Wahlen markierten einen bedeutenden Schritt in Richtung Demokratisierung im Nachkriegsberlin.
Kriegsverbrecherprozesse im Rathaus Pankow
Im Jahr 1947 wurde das Rathaus Pankow Schauplatz eines wichtigen Kriegsverbrecherprozesses. Vor dem sowjetischen Militärgericht mussten sich der Lagerkommandant des Konzentrationslagers Sachsenhausen und Mitglieder des Wachpersonals verantworten. Dieser Prozess war ein frühes Beispiel für die juristische Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus. Eine Gedenktafel im Rathaus erinnert heute an diese historische Begebenheit.
Die DDR und die Rückkehr des Bezirksamts
Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 7. Oktober 1949 wurde Ostberlin zur Hauptstadt des neuen Staates. Das Bezirksamt Pankow zog wieder in das Rathaus ein, und im Januar 1950 fand die feierliche Schlüsselübergabe durch die sowjetische Kommandantur statt. Die Verwaltungsstruktur wurde angepasst und der „Rat des Stadtbezirks“ wurde etabliert, wodurch die Bürger fortan ihre Anliegen an den „Rat“ herantrugen.
Die Berliner Mauer und die Teilung Pankows
Der 13. August 1961 markierte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte Berlins und speziell für die Bewohner Pankows. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde der Zugang zu den westlichen Nachbarbezirken Wedding und Reinickendorf blockiert. Straßen wie die Brehme- und Schulzestraße waren buchstäblich geteilt, und die Anwohner mussten mit strengen Überprüfungen ihrer „Staatstreue“ rechnen, bevor sie eine Wohnung zugewiesen bekamen. Wachtürme entlang der Mauer standen so nahe an den Wohngebäuden, dass die Bewohner sogar mit den Grenzsoldaten sprechen konnten.
Veränderungen in den 1970er Jahren: Satellitenstädte und Verwaltungsreform
Der Bau der Satellitenstädte Hohenschönhausen, Marzahn und Hellersdorf in den 1970er Jahren führte zu einer weiteren Veränderung der Verwaltungsstruktur in Ostberlin. Die bis dahin zu Pankow gehörenden Ortsteile Blankenburg, Heinersdorf und Karow wurden dem Bezirk Weißensee zugeordnet, was die Zuständigkeiten und die lokale Verwaltung erneut umgestaltete.
Rathaus Pankow Restaurierung: Ein Hauch von Geschichte und Moderne
Wiederherstellung der historischen Pracht (1983 – 1987)
In der Mitte der 1980er Jahre erlebte das Rathaus Pankow eine umfassende Restaurierung, die sowohl die äußere Erscheinung als auch das Innere des Gebäudes berührte. Die Fassade wurde gründlich gereinigt, zugemauerte Fenster wieder geöffnet und der Turm erhielt ein neues, glänzendes Kupferdach. Im Inneren des Rathauses frischten neue Anstriche die Räume auf, und die Eingangshalle strahlte dank der Wiederentdeckung einer Jugendstildeckenleuchte auf dem Dachboden in altem Glanz. Der historische Schriftzug „Gott mit uns“, der über dem Eingang angebracht war, wurde ebenfalls freigelegt. Zur 750-Jahr-Feier Berlins kehrte die im Krieg zerstörte Plastik „Bürgerehre“ an ihren angestammten Platz zurück und vervollständigte die restaurative Wiederherstellung des Rathauses.
Neue Ära nach der politischen Wende (1989)
Mit dem politischen Umbruch des Jahres 1989 begann auch für das Rathaus von Pankow ein neues Kapitel. Die letzte Sitzung des Rates des Stadtbezirkes verlief zwar routinemäßig, doch spiegelte sie nicht mehr die Realität der veränderten politischen Landschaft wider. Über Nacht löste sich die Macht der SED auf, und die Pankower Bürger handelten besonnen genug, um das entstandene Machtvakuum ohne Chaos zu überbrücken.
Im Schloss Niederschönhausen trat ein „Runder Tisch“ zusammen, um die politischen Weichenstellungen des Landes zu diskutieren und um sicherzustellen, dass die politischen Entwicklungen nicht außer Kontrolle gerieten. Das Schloss wurde zum Brennpunkt des weltweiten Interesses.
Während alte Parteifunktionäre versuchten, sich in die neue politische Landschaft einzufügen, arbeitete die Partei daran, unbequeme Mitarbeiter von Initiativen zu blockieren. Der Bürgermeister verschwand in dieser turbulenten Zeit, und sein Stellvertreter musste die Belange des Stadtbezirks übernehmen.
Die Grenzöffnung und ihre Folgen (9. November 1989)
Der 9. November 1989 markierte einen Wendepunkt, als die Grenzen zu den anderen Sektoren Deutschlands geöffnet wurden. Die Pankower Bürger nutzten diese neue Freiheit, um die benachbarten Bezirke Wedding und Reinickendorf zu erkunden. Ein Grenzübergang wurde in der Wollankstraße eingerichtet, und der Bus 127 wurde zur ersten grenzüberschreitenden Verkehrsanbindung, die Pankower mit Westberlin verband.
Der Weg zur Demokratie (ab 9. Dezember 1989)
Am 9. Dezember 1989 fand der erste „Runde Tisch“ im Rathaus Pankow statt, bei dem Vertreter der alten und der neu gegründeten gesellschaftlichen Organisationen zusammenkamen. Im Mai des folgenden Jahres leitete der Alterspräsident Deutschmann die erste konsultierende Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow. Nach der ersten demokratischen Wahl wählte die Versammlung Harald Lüderitz zum neuen Bürgermeister sowie weitere Mitglieder des neuen Bezirksamts.
Die Entwicklung nach der Wiedervereinigung (ab 1990)
Zum Tag der Deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 fand ein gemeinsamer Festakt der Bezirksverordnetenversammlungen Pankow und Reinickendorf statt, bei dem Pfarrer Konrad Hüttel von Heidenfeld die Festrede hielt.
Eine Verwaltungsreform führte zur Zusammenlegung der Bezirke Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg zum Großbezirk Pankow. Das Rathaus Pankow wurde um ein Einkaufszentrum, die „Rathauspassage“, erweitert, das sich zu einem Anziehungspunkt im ehemaligen Dorfanger entwickelte.
Die Bezirksreform ermöglichte eine engere Zusammenarbeit mit den angrenzenden Bezirken und stärkte die regionale Entwicklung. Pankow ging mit zusätzlichen Erfahrungen und einer partnerschaftlichen Unterstützung von Reinickendorf in die Wahlen von 1992, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.
Das Ende einer Ära: Der Ratskeller Pankow schließt seine Pforten
Die letzten Tage des Ratskellers
Der im Jahre 1907 eröffnete Ratskeller Pankow konnte leider nicht das Jubiläum seines 100-jährigen Bestehens feiern. Mit dem Übergang ins 21. Jahrhundert besiegelte sich sein Schicksal. Kurz bevor das neue Jahrtausend anbrach, wurde der Ratskeller geschlossen und es fand sich kein neuer Betreiber, der bereit gewesen wäre, die Tradition fortzuführen und den Gästen – von Amtsherren über Hochzeitsgesellschaften bis hin zu den Bürgern Pankows – kulinarische Freuden zu bereiten. Zurück blieben lediglich die Erinnerungen an die Zeiten, in denen der Ratskeller für seine anspruchsvolle und zugleich bodenständige Küche bekannt war. Zahlreiche Familien hatten den Ratskeller als festen Ort für ihre Feierlichkeiten auserkoren.
Herausforderungen und Schließungsgründe
Im Jahr 1994 musste der Ratskeller aufgrund einer Rattenplage vorübergehend schließen. Diese Zwangspause wurde genutzt, um die Lüftungsanlage und die Kochstrecke zu erneuern. Drei Jahre nach der Wiedereröffnung am Silvesterabend 1997 musste der Ratskeller jedoch erneut seine Türen schließen. Der Hauptpächter, die Berliner Brauerei „Bürgerbräu“, hatte einen Schuldenberg von etwa 100.000 Euro angesammelt, was den Betrieb untragbar machte. Anfang 2005 gab es noch einen Funken Hoffnung, als ein Dresdner Gastronom beabsichtigte, im Ratskeller eine Böhmische Küche zu etablieren. Doch auch dieses Vorhaben scheiterte an den immensen Kosten für den notwendigen Umbau.
Neue Bestimmung als kultureller Begegnungsort
Nach mehreren erfolglosen Versuchen, den Ratskeller gastronomisch zu nutzen, reifte im Jahr 2005 die Idee, ihm eine neue Bestimmung zu geben. Es wurde vorgeschlagen, den Ratskeller als Museumsdepot oder Ausstellungsort zu nutzen. Der Museumsverbund Pankow verfügt über eine umfangreiche Sammlung von mehr als 10.000 Exponaten, die aus dem Alltag in Pankow stammen und wichtige Erinnerungsstücke der lokalen Bevölkerung darstellen. Viele Exponate reflektieren auch die industrielle Entwicklung Pankows und seine Geschichte als Landgemeinde.
Der Verein für Pankow e. V. zeigte Interesse daran, den Ratskeller als Ausstellungsraum für die Geschichte des Bürgerparks zu nutzen. Dieser Plan konnte jedoch nicht realisiert werden, da der Ratskeller nicht den zeitgemäßen Sicherheitsstandards entsprach.
Fazit und Ausblick für Ratskeller und Rathaus Pankow
Der Ratskeller Pankow, einst Mittelpunkt gesellschaftlichen Lebens, steht nun als Symbol für die stetigen Veränderungen urbaner Kultur und die Herausforderungen, die historische Gebäude in der Moderne zu bewältigen haben. Obwohl aktuelle Pläne zur Nutzung noch umgesetzt werden müssen, bleibt die Hoffnung, dass dieses historische Gemäuer eines Tages erneut ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs sein wird.